Der durchschnittliche Hebesatz zur Grundsteuer in Deutschland ist im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie zuletzt 2016. Der Anstieg betrug fast fünf Prozentpunkte, wie eine am Montag veröffentlichte Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ergab. Den höchsten Durchschnittshebesatz hatten demnach Bürger in Nordrhein-Westfalen mit 565 Prozent. Dahinter folgten Hessen mit 495 Prozent und das Saarland mit 446 Prozent.
"Eine Hiobsbotschaft für zahlreiche Immobilienbesitzer in Deutschland", erklärte EY. Denn im Zuge der Grundsteuerreform soll ab 1. Januar 2025 eine neue Grundsteuer erhoben werden. In den meisten Bundesländern erfolgt dies nach dem sogenannten Bundesmodell, in anderen nach eigenen Modellen, die sich stärker nach Flächengrößen oder Bodenwerten richten. Aus den neu ermittelten Grundsteuerwerten, einer Steuermesszahl und dem kommunalen Hebesatz ergibt sich der neue zu zahlende Betrag.
Der EY-Analyse zufolge stieg allein im vergangenen Jahr der durchschnittliche Hebesatz in 13 Prozent der Kommunen. In lediglich einem Prozent der Gemeinden sank der Hebesatz im Vergleich zum Jahr 2021. In Nordrhein-Westfalen erhöhten 26 Prozent aller Gemeinden den sogenannten Grundsteuer-B-Hebesatz. Im Saarland war es fast jede fünfte Kommune, dahinter folgten Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern.
"Die schlechte Finanzsituation vieler Kommunen erfordert häufig eine Anhebung der Hebesätze, was zu einer Mehrbelastung der Bürger führt", erklärte Heinrich Fischer von EY. "Die Kommunen ächzen – so wie die Bürgerinnen und Bürger auch – unter Kostensteigerungen, die sie weitergeben müssen."
In einigen Bundesländern fiel der Anteil der Gemeinden mit steigenden Hebesätzen hingegen geringer aus. So wurden 2022 in Thüringen lediglich in vier Prozent der Kommunen die Hebesätze erhöht. In Sachsen waren es fünf Prozent, in Sachsen-Anhalt sechs Prozent.
Dagegen wurde der bundesweite Anstieg der Hebesätze im Fünf-Jahres-Vergleich besonders deutlich: Demnach verzeichneten fast vier von zehn Kommunen - 38 Prozent - einen gestiegenen Hebesatz. Umgekehrt sank er gerade einmal bei zwei Prozent der Gemeinden.
Auch stieg die Zahl der Kommunen mit vergleichsweise hohen Hebesätzen deutlich an. 2022 hatten 39 Prozent der Gemeinden einen sehr hohen Grundsteuerhebesatz von 400 oder höher. Im Jahr 2005 waren es lediglich fünf Prozent. Umgekehrt hatten 2005 noch 22 Prozent der Kommunen einen Hebesatz von unter 300 – im Jahr 2022 waren es nur noch drei Prozent. © AFP
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