• Pro Stunde wird in Deutschland in etwa die Fläche von rund 30 Handballfeldern verbraucht, das entspricht einem Einfamilienhaus pro Minute. Kann das so weitergehen?
  • Die wichtigsten Fakten zur Diskussion um Flächenverbrauch und Eigenheimbau, die Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter jüngst angestoßen hat.

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Der Traum vom Eigenheim - lässt er sich mit den Erfordernissen des Umwelt- und Klimaschutzes noch in Einklang bringen? Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter löste mit seiner Kritik am Bau von Einfamilienhäusern eine hitzige Debatte aus.

Die wichtigsten Argumente und Fakten zu den Themen Flächenverbrauch und Eigenheimbau:

Worum geht es in der Debatte?

Auslöser ist die Entscheidung von SPD und Grünen im Bezirk Hamburg-Nord, in den neuen Bebauungsplänen keine Einfamilien- und Reihenhäuser auszuweisen. Rückendeckung bekamen sie von Hofreiter.

Er beklagte den Bau von Einfamilienhäusern aus ökologischen Gründen: Sie verbrauchten zu viel Fläche, zu viel Energie und trieben die Zersiedlung voran. Die Grünen betonen aber, dass er keineswegs ein Bauverbot gefordert hatte - das Image der strengen "Verbotspartei" wollen sie sich nicht anhängen lassen.

Wie steht die Bundesregierung zu dem Problem?

Unionspolitiker übten scharfe Kritik an Hofreiters Äußerungen und warfen ihm ein "gestörtes Verhältnis zum Eigentum und der Lebensrealität im ländlichen Raum" vor. Allerdings hatten sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vor drei Jahren eindeutig zu einer Reduzierung des Flächenverbrauchs bekannt.

"Unser Ziel ist, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2030 auf maximal 30 Hektar pro Tag zu halbieren", heißt es darin. Und weiter: "Wir prüfen, mit welchen zusätzlichen planungsrechtlichen und ökonomischen Instrumenten das Ziel erreicht werden kann."

Wie entwickelt sich der Flächenverbrauch in Deutschland?

Eines ist klar: Immer mehr Flächen in Deutschland werden bebaut. Laut Statistischem Bundesamt wuchsen die Siedlungs- und Verkehrsflächen von 1992 bis 2019 von 40.305 Quadratkilometer auf 51.489 Quadratkilometer. Allerdings nahm der durchschnittliche Flächenverbrauch in den vergangenen 20 Jahren deutlich ab. Im Vier-Jahres-Schnitt von 1997 bis 2000 wurden täglich knapp 130 Hektar für Siedlungen und Verkehr verbraucht, im Zeitraum von 2015 bis 2018 waren es noch 56 Hektar. Aktuellere Zahlen gibt es nicht.

Wer verbraucht in Deutschland wie viel Fläche?

Laut Statistischem Bundesamt befinden sich 31 Prozent aller Wohnunterkünfte in Einfamilienhäusern - diese nehmen aber 41 Prozent der bebauten Fläche ein. Umgekehrt verhält es sich mit Mehrfamilienhäusern: 42 Prozent der Wohnunterkünfte entfallen auf 33 Prozent der Fläche. Pro Jahr werden derzeit rund 100.000 neue Einfamilienhäuser genehmigt.

Beim Flächenverbrauch gibt es zudem ein Stadt-Land-Gefälle: In Gemeinden unter 2.000 Einwohnern werden im Schnitt 1.545 Quadratmeter pro Einwohner "verbraucht", in Großstädten mit mehr als einer halben Million Einwohnern sind es nur 219 Quadratmeter.

Was sagen Umweltverbände zu dem Problem?

Die Verbände unterstützen die Argumentation der Grünen und verweisen darauf, dass Boden ein kostbares Gut ist. Laut Umweltverband Nabu dauert es rund 2.000 Jahre, bis zehn Zentimeter fruchtbarer Boden entstehen. Dieses wertvolle Gut werde durch die Bebauung zerstört.

Der derzeitige Flächenverbrauch in Deutschland entspricht laut Nabu etwa einem Einfamilienhaus pro Minute. Umweltverbände werfen der Bundesregierung vor, bislang wenig dafür getan zu haben, das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel zur Reduzierung des Flächenverbrauchs zu erreichen. (AFP/mcf)

Aufregung um Hofreiter-Aussage zu Eigenheimen

Ein Interview des Grünen-Fraktionschefs hat starke Kritik hervorgerufen. Er hatte mehr Rechte für Kommunen gefordert.
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