Den Republikanern gelingt es, US-Präsident Donald Trump in den Impeachment-Ermittlungen der Demokraten als Opfer darzustellen. So wird aus dem vermeintlichen Nachteil im Kampf ums Präsidentenamt ein Vorteil, der sogar Trumps Kasse klingeln lässt.

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Die Demokraten wünschen sich nichts sehnlicher, als eine zweite Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump zu verhindern.

Ihre Strategie beruht darauf, den 73-Jährigen als "pathologischen Lügner" und den "wohl korrupteste Präsident" in der modernen Geschichte der USA zu skizzieren, der gewissenlos sein Amt missbrauche.

Donald Trump ist bisher nicht zu erschüttern

Doch weder durch Untersuchungen zur von Russland angeblich unterstützten Einflussnahme auf den Wahlkampf, noch über Steuererklärungen, die Trump sich weigert zu veröffentlichen, war der US-Präsident bisher zu erschüttern.

Auch die angebliche Affäre mit US-Pornostar Stormy Daniels, die Trump für ihr Schweigen bezahlt haben soll, hat den Präsidenten nicht aus dem Weißen Haus vertrieben.

Bleibt noch die Ukraine-Affäre. Das Szenario gleicht sich: Zeugen, darunter politisch einflussreiche Menschen aus Trumps nächstem Umfeld, geben sich vor anhörenden Gremien die Klinke in die Hand. Ihre Aussagen erregen mitunter Aufsehen, zumindest für ein paar Minuten oder Stunden. Trump aber kontert sie cool, indem er noch mehr Aufsehen erregt.

Trump kontert Sondland mit einem Notizzettel

So geschah es zuletzt nach der sechsstündigen Vernehmung von Gordon Sondland, Trumps Botschafter bei der EU. Sondlands Wissen über Trumps Telefonate mit dessen ukrainischem Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj belastet Trump.

Der stellte sich anschließend mit einem Notizzettel in den Garten seines Amtsitzes und brüllte den anwesenden Journalisten seine handschriftlich verfassten Aufzeichnungen entgegen.

Donald Trump

Das Netz spottet über Spickzettel von Donald Trump

Auf einem Foto sind die Notizen von US-Präsident Donald Trump zu einer Presseerklärung zu sehen. Für den Spickzettel erntet Trump im Netz viel Spott. Denn u auf dem Zettel ist Trump unter anderem ein peinlicher Schreibfehler unterlaufen.

"Der ganze Auftritt von Trump danach war nichts als Show und plumper Unfug: Er belegt gar nichts", kommentierte Klaus Brinkbäumer in der "Zeit".

Republikaner verschicken Mails mit Bitten um Spenden

Derlei Auftritte aber sind es, die die Reihen hinter Trump immer fester schließen. Seine Unterstützer werden in E-Mails drei Mal pro Woche über den "unbegründeten Impeachment-Bullshit" informiert. Das berichtete unter anderen die "Süddeutsche Zeitung".

Trumps Anhänger sind in dieser Stimmung umso bereiter, der ebenfalls in der Mail geäußerten Bitte nachzukommen, "bis Mitternacht mindestens 15 US-Dollar" für Trumps Wahlkampf zu spenden.

Die unmittelbare Belohnung dafür ist ein Aufkleber mit der Aufschrift: "Stoppt den Impeachment-Schwindel". Als "Hexenjagd" bezeichnet Trump das Verfahren gegen ihn.

Schon am ersten Tag der Anhörungen zur Ukraine-Affäre sollen so mehr als drei Millionen US-Dollar an Wahlkampf-Spenden zusammengekommen sein - für einen Mann, dessen Vermögen derzeit auf fast drei Milliarden US-Dollar geschätzt wird.

Seine Partei betrachtet und verwendet die Untersuchungen und Ermittlungen gegen Trump als ihre Waffe im Wahlkampf und entreißt sie gleichzeitig den Demokraten. "Stop the madness" lautet der Slogan der Republikaner.

Dies verdeutlichte John Anthony Barrasso, republikanischer Senator im US-Bundesstaat Wyoming, in einer Rede am Abend des TV-Duells der demokratischen Präsidentschaftskandidaten.

Barrasso griff die Demokraten scharf an: "Weil sie wissen, dass sie die Wahlen über politische Themen nicht gewinnen können, greifen sie zu diesem partisanischen Amtsenthebungsverfahren. Von dem sind sie seit dem ersten Tag der Untersuchungen besessen."

Die Republikaner ziehen marketingstechnisch alle Register. In den politisch umkämpften Bundesstaaten der USA zielen ihre in erklecklicher Zahl geschalteten Inserate in Zeitungen und für das Fernsehen produzierten Werbespots darauf ab, jene demokratischen Abgeordneten abzuwählen, die im Repräsentantenhaus für die Impeachment-Untersuchung gegen Trump gestimmt haben.

Umfrage-Patt zu Donald Trumps Zukunft

Diese Strategie zeigt auch über die Parteigrenzen hinaus Wirkung. Für die Absetzung Trumps findet sich in den USA keine klare Mehrheit. Dies belegen die Zahlen, die die Webseite RealClearPolitics veröffentlicht: 47,8 Prozent seien dafür, 45,8 Prozent aber sprechen sich gegen die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens aus.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.
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