Ein Bild verdeutlicht auf brutale Weise das Drama um Migranten an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Sie fliehen vor Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit aus Mittelamerika, doch auf dem Weg in die Vereinigten Staaten lauert häufig der Tod.
Nach der Veröffentlichung eines Fotos der leblosen Körper eines kleinen Kindes und seines Vaters an der Grenze zwischen Mexiko und den USA machen Menschenrechtsorganisationen die US-Regierung für die Tragödie verantwortlich.
"Diese Todesfälle sind das Resultat der Politik der Trump-Regierung, die Familien das legale Recht nimmt, Asyl zu suchen, und sie in verzweifelte Umstände zwingt", twitterte Amnesty International am Mittwoch.
Die Organisation bezog sich dabei auch auf frühere Todesfälle von Migranten an der Grenze. Erst am vergangenen Sonntag hatten US-Grenzpolizisten nahe des Grenzflusses Rio Grande die Leichen von drei Kindern und einer Frau entdeckt.
Das Schicksal der jungen Familie auf dem Foto gehe auf eine unmenschliche Grenzpolitik zurück, teilte auch die Organisation Refugees International mit, die sich für Flüchtlinge einsetzt.
Situation an der Grenze spitzt sich weiter zu
Seit Januar gilt eine umstrittene Regelung der USA, wonach Asylbewerber für die Dauer ihres US-Verfahrens in Mexiko bleiben müssen. Rund 15.000 Menschen, die über die mexikanische Grenze in die USA eingereist waren, wurden nach Angaben von Mexikos Regierung seitdem zurückgeschickt.
Zugleich spitzte sich die Situation an der Grenze zuletzt zu. Allein im Mai setzten US-Grenzpolizisten mehr als 144.000 Menschen vorwiegend aus Mittelamerika fest, die vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern geflüchtet waren.
Aber auch das Vorgehen Mexikos gegen Migranten auf dem Weg in die USA geriet in den Fokus. Die mexikanische Zeitung "El Universal" veröffentlichte ein Video einer Frau in einem Auffanglager nahe der Grenze zu Guatemala, die nach eigenen Angaben aus Haiti stammt und weinend um Hilfe für sich und ihr kleines Kind bittet.
Es gebe kein Trinkwasser und zu wenig zu essen, sagt sie auf dem Boden liegend, durch einen Spalt unter dem Tor des Lagers. Ihr 14 Monate alter Sohn sei seit einigen Tagen krank. "Hilfe" und "Gerechtigkeit", ruft die junge Frau immer wieder.
Nachdem Trump mit Strafzöllen auf alle Importe aus Mexiko gedroht hatte, setzte das lateinamerikanische Nachbarland inzwischen knapp 15.000 Soldaten an der gemeinsamen Grenze ein, um die illegale Migration in die USA zu verhindern.
An Mexikos südlicher Grenze zu Guatemala sind seit Kurzem rund 6.500 Angehörige der mexikanischen Armee und der Nationalgarde im Einsatz.
Das Bild der beiden Toten an der Grenze zwischen den USA und Mexiko erinnert in seiner Wirkung an das Foto des dreijährigen syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi, dessen Leiche im Spätsommer 2015 an einem Strand in der Türkei gefunden wurde.
Ausgewandert wegen Armut und Perspektivlosigkeit
Das Foto zeigt nach Medienberichten die Leichen eines jungen Mannes aus El Salvador und seiner knapp zweijährigen Tochter am Ufer des Rio Grande.
Das Bild kann auf einige Menschen verstörend wirken. Wenn Sie es dennoch sehen möchten, finden Sie es hinter diesem Link.
Laut einem Bericht der mexikanischen Zeitung "La Jornada", die das Bild zuerst veröffentlichte, hatten der etwa 25-jährige Mann und seine 21 Jahre alte Frau versucht, mit ihrer kleinen Tochter am Grenzort Matamoros den Grenzfluss zu überqueren, um von Mexiko aus nach Texas zu gelangen. Medienberichten zufolge wanderte die junge Familie wegen Armut und Perspektivlosigkeit aus.
Wie aus mexikanischen Gerichtsunterlagen hervorgeht, soll der Vater seine kleine Tochter demnach auf dem Rücken getragen und sie in seinem T-Shirt festgezurrt haben, um sie auf diese Weise zu sichern. Die starke Strömung riss die beiden jedoch fort - sie ertranken vor den Augen der Mutter des Kindes.
Die Regierung ihres mittelamerikanischen Herkunftslandes will die Familie nun finanziell unterstützen. Er habe entsprechende Anweisungen gegeben, twitterte der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, am Mittwoch.
"Diese Tragödie muss uns eine Mahnung sein, dass wir ein Land aufbauen müssen, in dem Auswandern eine Option und nicht ein Zwang ist", fügte er hinzu. Er kündigte zudem an, die Regierung werde die Kosten übernehmen, um die Leichen heimzuholen. (dpa/fte)
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