Wo soll radioaktiver Müll dauerhaft gelagert werden? Die Politik hat bisher keine Antwort auf die Frage gefunden. Und die Suche könnte noch viel länger dauern als gedacht, berichtet der Deutschlandfunk.
Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll dürfte sich laut einem Bericht des Deutschlandfunks um Jahrzehnte verzögern. Der Sender berief sich am Mittwoch auf ein Gutachten des Freiburger Öko-Instituts. Dieses war vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung in Auftrag gegeben worden.
Demnach könnte ein Standort für ein Endlager im besten Fall im Jahr 2074 benannt werden, hieß es. Also erst in 50 Jahren. Bislang ist im Gesetz vorgesehen, eine Standortfestlegung bis 2031 zu treffen. Es ist allerdings schon länger klar, dass dieser Zeitplan nicht zu halten ist.
Genehmigungen für Standorte in Ahaus und Gorleben laufen aus
Seit April 2023 sind alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Ungelöst bleibt aber die Frage, was mit den verbrauchten Brennstäben passieren soll. Für nur schwach- oder mittelradioaktive Abfälle gibt es bereits ein Endlager: Die Schachtanlage Konrad im niedersächsischen Salzgitter soll der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zufolge im Jahr 2030 in Betrieb gehen.
Deutlich schwieriger ist aber die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll. Er macht 99 Prozent der Strahlung aus und lagert in mehr als 1000 Castor-Behältern in Zwischenlagern an verschiedenen Orten in Deutschland (siehe Grafik). Für die Standorte Ahaus und Gorleben laufen die Genehmigungen dafür dem Bericht zufolge bereits 2034 aus, für andere Lager in den 2040ern. Die Behälter seien zudem nicht für eine derart lange Nutzung in Zwischenlagern konzipiert.
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Nach dem Ausscheiden von Gorleben hat die Bundespolitik die Endlagersuche komplett neu geregelt. Gesucht wird ein Ort tief unter der Erde und in einem passenden Gestein, das die Ausbreitung der radioaktiven Stoffe möglichst gut verhindert.
Bislang hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung lediglich 90 Teilgebiete benannt, die weiter untersucht werden sollen. Sie umfassen allerdings immerhin noch etwa 54 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Darunter sind 74 – oft kleinere – Salzstöcke, neun Ton- und sieben Kristallformationen.
Betroffen sind alle Bundesländer mit Ausnahme des Saarlandes. Der früher favorisierte Salzstock Gorleben wurde im Rahmen des Auswahlverfahrens als ungeeignet ausgeschlossen.
Umweltministerium hofft auf schnelleren Prozess
Sollte sich die Auswahl eines Endlagers wirklich weiter verzögern, könnten dem Deutschlandfunk zufolge auch finanzielle Probleme entstehen: Die Suche wird von einem Staatsfonds finanziert, in den die Kraftwerksbetreiber Milliardensummen eingezahlt haben. Die Summe reicht dem Bericht zufolge aber nur bis zum Jahr 2031.
Das Bundesumweltministerium erhofft sich eine schnellere Suche als in der Studie prognostiziert. Es seien bereits "Optimierungen in dem laufenden Verfahren der Standortsuche gefordert und mit den Akteuren dazu Gespräche aufgenommen" worden, teilte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch mit. "Hier wurden bereits Fortschritte erzielt, die in der Studie noch nicht berücksichtigt werden konnten." (afp/bearbeitet und erweitert von fab)
Verwendete Quellen
- Agence France-Presse (afp)
- Bundesgesellschaft für Endlagerung: Endlager Konrad
- deutschlandfunk.de: Wieso Deutschlands Endlagersuche noch länger dauert
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