Udo Hemmelgarn sorgte mit einem Tweet zum Absturz zweier Eurofighter für viel Kritik. Was hat den AfD-Bundestagsabgeordneten zu der hämischen Bemerkung getrieben? Warum löschte er den Tweet später? Und gab es eine Ansage von der Parteispitze?
Mit einem hämischen Tweet hat der AfD-Politiker Udo Hemmelgarn nach dem Absturz zweier Eurofighter in Mecklenburg-Vorpommern Kritik ausgelöst.
"Jetzt haben wir noch ein taugliches Flugzeug! Das 'Gute' daran ist, das es in der Zukunft keine weiteren Zusammenstösse in der Luft geben wird!", twitterte der Bundestagsabgeordnete wenige Stunden nach dem Bekanntwerden des Unfalls am Montag. Wenig später wurde der Tweet gelöscht.
Wohl auch, weil Hemmelgarn heftige Kritik entgegenschlug, wie zum Beispiel von FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff, der Hemmelgarn via Twitter aufforderte, sein Mandat niederzulegen.
Nachdem die Luftwaffe am Montagnachmittag den Tod eines Piloten bestätigt hatte, sprach der AfD-Politiker den Angehörigen sein Beileid aus.
Am Morgen danach klingeln wir bei Hemmelgarns Bundestagsbüro in Berlin durch und befragen ihn zu dem Vorfall - das Gespräch:
Herr Hemmelgarn, warum haben Sie sich überhaupt zu dem Absturz via Twitter geäußert?
Udo Hemmelgarn: Den Tweet hab ich gesetzt, nachdem ich nachgeguckt hatte, was mit den Piloten passiert ist. Da stand sowohl bei "Watson" als auch bei der "Basler Zeitung" "Piloten gerettet". Daher bin ich davon ausgegangen, dass die Piloten unverletzt gerettet sind und wollte dann auf den unzureichenden Ausrüstungszustand der deutschen Bundeswehr hinweisen.
Bei Ihrem mittlerweile gelöschten Tweet war allerdings ein Link zu "Focus Online" angefügt mit der Überschrift "Eurofighter: Zwei Bundeswehr-Kampfjets abgestürzt – erster Pilot lebend gefunden".
Ja, richtig, aber ich hatte vorher gegoogelt und gelesen "Piloten gerettet". Ich hätte den Artikel lesen müssen, das wäre wesentlich gewesen. Dann hätte ich gewusst, dass bisher nur einer der Piloten lebend geborgen wurde. Und dann hätte ich den Tweet auch nicht gesetzt. Ich kann das nicht entschuldigen. Das können nur die, die ich damit getroffen habe.
Hat die Parteiführung Sie zurückgepfiffen?
Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen und wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das nach hinten losgehen könnte. Aber ich wurde deswegen nicht attackiert. Wir haben heute Fraktionssitzung, da wird man mir bestimmt noch etwas sagen.
Was für Reaktionen haben Sie auf Ihren Tweet bekommen?
Die Stimmung war nach dem offensichtlich misslungenen Tweet ausgesprochen gereizt. Es gab sehr viele, die mich übel beschimpft haben.
Es gab auch Menschen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben, dass es wahrscheinlich das Sinnvollste wäre, erstmal ein paar Stunden abzuwarten, bis sich die Lage in solchen Fällen bestätigt und dann erst etwas rauszuschicken oder eben nichts rauszuschicken.
Es sind schon sehr viele Hassmails gekommen. In den letzten Stunden ist es jetzt etwas ruhiger geworden.
Verstehen Sie es, wenn man Ihnen Respektlosigkeit vorwirft, wenn Sie wie in diesem Fall Witze reißen?
Wie gesagt, wenn ich nicht diese Überschriften gelesen hätte, wäre das nie passiert. Ich mache mich über Menschen, die solche Dienste leisten, nicht lustig.
Wann und warum haben Sie entschieden, den Tweet zu löschen?
Als ich merkte, dass es Riesenwellen schlug und die Meldungen sich auch veränderten. Wenn sich eine so große Anzahl von Menschen betroffen fühlt, dann lasse ich das natürlich nicht weiterlaufen nach dem Motto "Ich setze mich da mal durch". Da haben sich Menschen von mir verletzt gefühlt.
Stimmt es, dass Sie User geblockt haben, die Ihren Tweet retweetet haben?
Nein, das habe ich nicht gemacht. So viele Tweets setze ich nicht, ich lasse das weitestgehend über mein Büro machen. Diesen habe ich selbst gesetzt. Aber ich blocke nicht.
Selbst wenn Sie, wie Sie behaupten, davon ausgingen, dass den Piloten nichts passiert sei - glauben Sie nicht, dass die Kampfflieger und ihre Bundeswehrkameraden trotzdem ziemlich geschockt gewesen sein dürften?
Das ging ja nicht gegen die Piloten und das ging auch nicht gegen die Bundeswehr. Es war an die gerichtet, die diesen Zustand verursacht haben. Die Leute machen da einen Riesenhype um etwas. Ich habe niemals den Piloten oder auch den Angehörigen irgendetwas gewollt. Das steckt bestimmt nicht dahinter. Es ging mir um die miserable Politik der letzten 30 Jahre, gerade was die Bundeswehr betrifft. Ich bin selbst Bundeswehrsoldat gewesen, zwar nur ein Jahr, aber ich weiß das schon anzuerkennen, was die Damen und Herren da leisten.
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