Auf einem Volksfest in Birstein bei Frankfurt am Main haben Festbesucher Fußballspieler aus Mühlheim durch die Kleinstadt getrieben. Grund war offenbar der Migrationshintergrund einiger Spieler. Einzig das Mannschaftshotel bot den Spielern Schutz vor weiteren fremdenfeindlichen Übergriffen. Einer der Betroffenen wandte sich deswegen jetzt über Facebook an die Öffentlichkeit. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Die Kerb, ein Volksfest in Birstein-Fischborn nahe Frankfurt am Main wurde in der Nacht zum 15. Juli Schauplatz fremdenfeindlicher Ausschreitungen. Ein rechter Mob trieb nach einer Rangelei auf dem Fest die Spieler der 1. Spielervereinigung Dietesheim durch die Kleinstadt.

Grund soll der Migrationshintergrund einiger Spieler gewesen sein. Es fielen ausländerfeindliche Parolen, weswegen nun der Polizeiliche Staatsschutz wegen Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt.

Der Trainer des Vereins sperrte die Türen des Mannschaftshotels ab, um eine weitere Eskalation zu verhindern, bis die Polizei gegen 3:00 Uhr eintraf.

Jetzt hat der Dietesheimer Spieler Kewin Siwek die Erlebnisse in einem Facebook-Post geschildert und befeuert damit die aktuellen Diskussionen um den Rassismus in Deutschland.

"Wie Schafe von Wölfen ins Hotel getrieben"

Die 1. Spvgg Dietesheim aus dem etwa 50 Kilometer entfernten Mühlheim-Dietesheim befand sich in ihrem Birsteiner Trainingslager wie in den letzten fünf Jahren zuvor. Als die Mannschaft beschloss, am Abend nach dem Training das nahe gelegene Volksfest zu besuchen, merkten sie laut Kewin Siwek rasch, nicht willkommen zu sein.

Einem Spieler mit "deutlich erkennbaren Migrationshintergrund" wurde "mit voller Absicht ein Getränk über seine Schuhe geschüttet", schilderte Siwek. Es folgten neonazistische Bemerkungen und weitere Provokationen, bis eine Rangelei mit einem laut Siwek "grundlos eifersüchtigen" Festbesucher das Fest für die Fußballer beendete.

Der Streit eskalierte rasch, wobei einer der Sportler geschlagen worden sein soll. Wie Polizeisprecherin Anke Vitasek gegenüber unserer Redaktion berichtete, wurde er dabei leicht verletzt.

Es bildete sich eine Gruppe von 30 bis 50 Personen, von denen nach Siwek die Fußballer "wie Schafe von Wölfen" ins Hotel getrieben" worden seien. Dabei wurden wiederholt "Ausländer raus"-Rufe skandiert.

Der Trainer versperrte im Hotel die Türen, um Schlimmeres zu verhindern. In bewegenden Worten schilderte Siwek, selbst Jura-Student mit polnischen Wurzeln, wie er im Hotel geweint habe.

Veranstalter und Politiker zeigen sich betroffen

Wegen der neonazistischen und fremdenfeindlichen Parolen ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.

Der Veranstalter der Kerb, der SV Hochland Fischborn, zeigte sich bestürzt über die Vorkommnisse und distanzierte sich vom Gedankengut der Täter:

Auch der Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises sowie der Gemeindevorstand von Birstein betonten in einer Pressemitteilung den toleranten, offenen und freien Charakter ihres Kreises. Die Vorfälle seien kein "Spiegelbild der Birsteiner Bürgerschaft".

Die Politiker rufen die Betroffenen dazu auf, die geschilderten Vorfälle zur Anzeige zu bringen. So könnten auch diejenigen Straftaten verfolgt werden, die nicht schon von Amts wegen verfolgt werden, wie etwa der Straftatbestand der Volksverhetzung.

Der Facebook-Post des 23-jährigen Fußballers hat viele Menschen bewegt und sorgte für zahlreiche Solidaritätsbekundungen im Netz. Um ein Zeichen zu setzen, wollen der SV Hochland Fischborn und die 1. Spvgg Dietesheim nun "gemeinsam ein Signal gegen Rassismus setzen", wie der Vorsitzende des SV, Jörg Karnelka, berichtet: Mit einem Freundschaftsspiel kommenden Sonntag in Mühlheim.

#ausgehetzt: 25.000 Menschen protestieren gegen die CSU

Trotz strömenden Regens sind am Sonntagnachmittag rund 25.000 Menschen in München gegen die Politik der CSU auf die Straße gegangen. © ProSiebenSat.1
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.