Eines haben Edmund Stoiber, Guido Westerwelle und Angela Merkel gemeinsam: Sie alle waren einmal Generalsekretär ihrer Partei. Am Sonntag wird die SPD auf einem Sonderparteitag Yasmin Fahimi zur neuen Generalsekretärin wählen. Mit dieser Berufung wird Fahimi einen sehr speziellen Posten bekleiden, der oft auch als Karriere-Sprungbrett dienen kann.
Die Entscheidung von Parteichef
Vor allen durch letztere Aufgabe machen Generalsekretäre immer wieder Schlagzeilen. In Interviews und Talkshows poltern und pöbeln sie munter gegen die politischen Gegner. Da wird ein Kanzlerkandidat schon mal als "Oberlangweiler" bezeichnet oder sich gegenseitig vorgeworfen, Lügen zu verbreiten. Längst ist der Begriff "Wadenbeißer" zum Synonym für den Posten geworden. Schon Ende der 1970er Jahre wetterte Edmund Stoiber als CSU-Generalsekretär so heftig gegen die Konkurrenz, dass er den Spitznamen "Das blonde Fallbeil" verpasst bekam.
Generalsekretär - der Posten fürs Grobe
Doch warum sind ausgerechnet die Generalsekretäre die Leute fürs Grobe? Das liegt an ihrer besonderen Position. Sie sitzen hinter den Partei- und Fraktionsvorsitzenden auf einem der wichtigsten Ämter ihrer Partei. Im Gegensatz zu denen müssen sie aber weniger Rücksicht auf eventuelle Koalitionspartner nehmen. Sie tragen keine Regierungsverantwortung, sondern sind nur den eigenen Reihen verpflichtet.
Besonders gut lässt sich das immer wieder bei der CSU beobachten. Um keine Krise zwischen ihr und der Schwesterpartei CDU auszulösen, hält sich Parteichef Horst Seehofer mit Kritik an der Kanzlerin vornehm zurück. Dafür hat er seinen Generalsekretär als Sprachrohr der Parteibefindlichkeiten. Der teilt dafür oft umso heftiger aus.
Dabei ist nicht jeder Generalsekretär gleich laut. Wie aggressiv jemand auftritt, hängt immer auch von den jeweiligen Personen an der Spitze ab. "Der Generalsekretär ist immer so mächtig, wie es der Parteivorsitzende möchte", sagt Sebastian Kohlmann vom Göttinger Institut für Demokratieforschung. "Sigmar Gabriel ist zum Beispiel jemand, der die Parteistandpunkte selbst sehr offensiv vertritt und zumindest in den letzten Oppositionsjahren kein zweites Sprachrohr brauchte." Das sei ein Grund, warum Fahimis Vorgängerin Andrea Nahles nach außen eher blass blieb.
Ein wenig hat es auch mit der jeweiligen Partei zu tun. In den bürgerlichen Parteien ist das Amt stärker verankert. In der CSU gibt es den Posten schon seit 1949, die SPD führte ihn erst 50 Jahre später ein. Bei den Grünen gibt es gar keinen Generalsekretär, dafür jeweils zwei Partei- und Fraktionschefs, die sich die Aufgaben teilen.
Die Grätsche - nach außen Attacke, nach innen Diplomat
Doch auch wenn ein Generalsekretär nach außen leiser auftritt, heißt das nicht, dass das Amt keine Herausforderung wäre. Als Parteimanager ist er immer auch "Blitzableiter und Seelenstreichler", wie es Kohlmann nennt. Er muss ein gutes Gespür für die Stimmung an der Basis haben und wissen, wie man auch schwierige Entscheidungen der Spitze verkauft – er muss wissen, wie man den Frieden in den eigenen Reihen wahrt. Nach außen Attacke, nach innen Diplomat. Außerdem braucht man als Generalsekretär Organisationsgeschick und Voraussicht: Zu seinen Aufgaben gehört auch, die Parteiarbeit zu koordinieren und die Bundestagswahlkämpfe vorzubereiten.
Nicht ohne Grund haben viele Politiker das Amt als Sprungbrett nutzen können. Wer sich als Generalsekretär bewährt hat, den kann so schnell nichts schrecken. Prominente Beispiele finden sich in jeder Partei, in der es diese Position gibt:
Für die neue SPD-Generalsekretärin könnte es sich also lohnen, durchzuhalten.
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