Wer wird SPD-Kanzlerkandidat? Scholz oder Pistorius sind die Namen, die immer wieder gehandelt werden. Und während sich die Parteispitze noch geschlossen hinter den amtierenden Kanzler stellt, rumort es im Maschinenraum der Sozialdemokraten.

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In der Diskussion über die Kanzlerkandidatur der SPD hat Ex-Parteichef Sigmar Gabriel den Kurs der Parteiführung kritisiert. "An der Basis der SPD steigt jeden Tag der Widerstand gegen ein 'Weiter-so' mit Kanzler Scholz. Und der SPD Führung fallen nur Beschwichtigungen und Ergebenheitsadressen ein", schrieb der frühere Bundesaußen- und Bundeswirtschaftsminister bei X. Jetzt sei mutige politische Führung gefragt. Wer das laufen lasse, bringe die SPD unter 15 Prozent, warnte er. Der ehemalige Vizekanzler Gabriel ist heute Chef des Vereins Atlantik-Brücke.

Auch Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich jetzt bei der Kanzler-Diskussion zu Wort gemeldet. Er hält die Debatte über den richtigen SPD-Kanzlerkandidaten für schädlich für seine Partei. "Jede Debatte über einen amtierenden Bundeskanzler, den man nicht austauschen kann, schadet allen", sagte Schröder der "Süddeutschen Zeitung". "Die Partei kann doch nicht den eigenen Bundeskanzler demontieren." Scholz attestierte er, einen "ordentlichen Job zu machen".

Schröder sagte dem Bericht zufolge weiter, für Scholz sei es mit der aus drei Parteien zusammengesetzten Ampel-Koalition noch schwerer gewesen als für ihn selbst zu Zeiten der rot-grünen Koalition von 1998 bis 2005. Über Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte Schröder, dieser mache seine Sache sehr gut. Man müsse aber die Konsequenzen der öffentlichen Kandidatendebatte bedenken: "Es werden beide dadurch beschädigt", sagte Schröder.

SPD-Spitzentreffen zur Kandidaturfrage geplant

Vielleicht wird die K-Frage bei der SPD aber schon heute endgültig beantwortet. Denn die SPD-Führung plant für heute Abend eine Schalte über die Kanzlerkandidatur der Partei. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus mehreren Parteiquellen, nachdem die "Bild" darüber berichtet hatte. An dem Gespräch sollen die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken, Generalsekretär Matthias Miersch und die stellvertretenden Parteivorsitzenden teilnehmen. Bei der Schalte handelt es sich nach Angaben des Büros von Miersch auf Anfrage unserer Redaktion um "eine regelmäßige Telefonkonferenz mit den stellvertretenden Parteivorsitzenden zur Organisation des vorgezogenen Wahlkampfs in Bezug auf Daten und Fristen".

Aus Sicht des früheren SPD-Chefs Norbert Walter-Borjans sollte sich die Partei nicht mehr viel Zeit zur Klärung der K-Frage lassen. Die Verantwortlichen müssten "bitte rasch entscheiden", forderte Walter-Borjans in der "Rheinischen Post", "notfalls in einer Nachtsitzung." Nach bisherigem Plan soll die Entscheidung der Parteiführung bis zu einer "Wahlsiegkonferenz" am 30. November fallen, auf der der Kanzlerkandidat präsentiert werden soll. Ein Parteitag am 11. Januar soll die Entscheidung dann noch bestätigen.

Scholz soll an der Schalte nach jetzigem Stand nicht teilnehmen. Er ist derzeit noch beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro. Der Rückflug ist für den Abend deutscher Zeit geplant. (dpa/bearbeitet von the)

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