Die Verlobte des ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi und die Autorin eines kritischen UN-Berichts über die Tat haben die Weltgemeinschaft aufgerufen, den Fall nicht ruhen zu lassen.

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"Die Wahrheit ist klar, und der Bericht verlangt weiteres Vorgehen", sagte Hatice Cengiz am Dienstag am Rande der Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Die unabhängige Menschenrechtsexpertin Agnès Callamard betonte: "Schweigen ist keine Option, Schweigen leistet Ungerechtigkeit Vorschub."

"Vorsätzliche Hinrichtung"

Callamard hatte Saudi-Arabien in ihrem Bericht über den Mord an Khashoggi vergangene Woche eine "absichtliche, vorsätzliche Hinrichtung" vorgeworfen. Sie forderte die UN zu weiteren Untersuchungen auf, einschließlich der Frage einer Mitschuld des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Er wird von verschiedenen Seiten verdächtigt, Drahtzieher der Bluttat zu sein.

Der 59-jährige Khashoggi war im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul von einem eigens aus Riad angereisten Spezialkommando ermordet worden, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Das hatte die saudische Führung nach internationalem Druck auch zugegeben und elf Männer vor Gericht gestellt.

"Sie (die Vereinten Nationen) können nicht so tun, als ob nichts passiert ist", hatte Cengiz der Deutschen Presse-Agentur zuvor gesagt. "Die Institution würde sich selber schaden, wenn sie den Bericht ignoriert." Täter müssten bestraft werden. "Wenn nichts geschieht, würde das nur einmal mehr die Macht des Geldes beweisen."

Der Bericht sei wertvoll, sagte Cengiz der dpa. Er mache Hoffnung. Ihren Kampf für die Wahrheit wolle sie nicht aufgeben. "Wie ist es möglich, aufzugeben? Jemand in meinem Leben ist getötet worden, jemand, der mir nahestand." Wie könne man so tun, als sei nichts passiert und einfach weiterleben, fragte sie. Man würde sein Leben aufgeben, wenn man da aufgäbe.

Callamard wollte am Mittwoch in UN-Menschenrechtsrat Empfehlungen für das weitere Vorgehen vorstellen. Saudi-Arabien ist Mitglied des Rates, dessen 47 Mitgliedsländer für jeweils drei Jahre gewählt werden. Der Rat soll die Einhaltung der Menschenrechte in aller Welt zu überwachen.

Besorgniserregender Trend

Der Mord an Khashoggi sei Teil eines besorgniserregenden Trends, dem die Weltgemeinschaft dringend etwas entgegensetzen müsse, forderte Callamard. Sie sprach wie Cengiz bei einer Veranstaltung der Organisation "Kein Frieden ohne Gerechtigkeit".

Dort äußerten sich auch zwei Schwestern aus Südafrika, Yumna Desai und Huda Mohammad, die in Saudi-Arabien Englisch unterrichteten. Desai war nach eigenen Angaben drei Jahre eingesperrt, Mohammad ein Jahr, ohne Anklage oder anwaltlichen Beistand. Beide berichteten über Fesseln, wochenlange Einzelhaft und andere Foltermaßnahmen. Mohammad sagte, sie habe erst nach zwei Monaten und langem Bitten einen Kamm und Hygieneartikel wie Seife und Shampoo bekommen.   © dpa

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