In Deutschland treiben sich wieder mehr Kriminelle herum, als in den vergangenen Jahren. Dies belegt die am Dienstag veröffentlichte Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts. Besonders bei zwei Strafarten gab es ein großes Plus.

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Mehr Diebstähle, mehr Gewaltdelikte: Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und lag damit auf dem höchsten Stand seit 2016. Insgesamt registrierten die Behörden 5,941 Millionen Fälle von Kriminalität, wie aus der am Dienstag veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik 2023 des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht. Demnach wurde ein Anstieg von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und von 9,3 Prozent gegenüber dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 ermittelt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stellte die Kriminalstatistik am Dienstag in Berlin vor. Trotz gestiegener Zahlen sagte sie: "Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt. Wir sind ein starker Rechtsstaat mit einer hervorragenden Polizei im Bund und in allen 16 Bundesländern."

Zuletzt war die Gesamtzahl der Straftaten im Jahr 2016 höher. Starke Anstiege wurden 2023 bei der sogenannten Gewaltkriminalität und bei Diebstahlsdelikten registriert. Allein 1,97 Millionen Fälle wurden der Diebstahlkriminalität zugeordnet – ein Plus von 10,7 Prozent im Vergleich zu 2022. Rund 214.000 Fälle gab es in der Gewaltkriminalität, also Körperverletzungen, Raubdelikte und verschiedene Sexualstraftaten. Das waren 8,6 Prozent mehr als 2022.

Dieser Anstieg sei nicht hinnehmbar, betonte Faeser. "Es gibt niemals eine Rechtfertigung für Gewalt. Hier gilt für mich ohne Wenn und Aber null Toleranz." Täter müssten die Konsequenzen ihres Handelns schnell zu spüren bekommen, forderte die Innenministerin.

"Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)

Mehr ausländische und jugendliche Straftäter

Besonders stark stiegen Zahl und Anteil der ausländischen Tatverdächtigen. Während die Zahl der deutschen Verdächtigen innerhalb eines Jahres nur um ein Prozent auf etwa 1,32 Millionen anstieg, wuchs die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen um 17,8 Prozent auf rund 923.000 an. Der Anteil nicht-deutscher Verdächtiger an allen Verdächtigen nahm um 3,7 Prozentpunkte zu und lag bei 41,1 Prozent.

Über den Anstieg ausländischer Straftäter müsse man ohne Scheu, aber auch ohne Ressentiments sprechen, sagte Faeser. "Auch hier gilt der Grundsatz null Toleranz", so Faeser. "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen."

Bei den Diebstahlsdelikten stieg die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen sogar um 22,8 Prozent, die der deutschen Verdächtigen dagegen nur um 7,4 Prozent. Trotzdem gab es in dem Bereich mit gut 237.000 immer noch mehr deutsche als nicht-deutsche Verdächtige. Hier waren es knapp 187.000, darunter rund 52.000 Zugewanderte. Allerdings war beim Diebstahl die Aufklärungsquote mit knapp 32 Prozent zwar höher als 2022, aber wie üblich recht niedrig.

Ebenfalls deutlich angestiegen sind Zahl und Anteil der jungen Tatverdächtigen. So wurden 2023 gut 104.000 verdächtige Kinder unter 14 Jahren ermittelt – ein Zuwachs von 43 Prozent gegenüber 2019. Bei Jugendlichen von 14 Jahren bis zur Volljährigkeit liegt die Zahl mit rund 177.000 Tatverdächtigen 17 Prozent über der von 2019.

In beiden Gruppen zeigte sich der Anstieg ebenfalls vor allem bei nicht-deutschen Verdächtigen. Die Steigerungsraten gegenüber 2022 lagen hier bei jeweils über 30 Prozent, während sie bei deutschen Verdächtigen jeweils unter drei Prozent lagen.

Die Ermittler führen den hohen Anstieg der Gesamtkriminalität unter anderem auf den Wegfall der Corona-Beschränkungen zurück. Nach den drei Berichtsjahren 2020, 2021 und 2022 ist 2023 das erste mit wieder weitgehend normalem öffentlichen Leben. "Dadurch ergeben sich mehr Tatgelegenheiten und -anlässe", heißt es in dem Bericht.

Vor allem bei Jugendlichen könne es zu "Nachholeffekten der entwicklungstypischen Delinquenz kommen", heißt es weiter. Kinder und Jugendliche seien etwa durch den Mangel an sozialen Kontakten und Stressbelastungen innerhalb der Familie besonders von Corona-Beschränkungen betroffen gewesen. Dies habe häufig zu psychischen Belastungen geführt, "was sich auch auf ihre Anfälligkeit, Straftaten zu begehen, auswirken kann".

Straftaten in Deutschland (Entwicklung 2014-23)
© dpa-infografik GmbH

Rückgang bei Betrugs- und Cybercrime-Fällen

Ebenfalls sehen die Ermittler die durch die Inflation verstärkten sozialen und wirtschaftlichen Belastungen als einen Treiber der Kriminalität. "In ökonomisch schwächeren Regionen fallen die Fall- und Tatverdächtigenzahlen höher aus", heißt es in dem Bericht.

Den Grund für die stark gestiegenen Zahlen ausländischer Tatverdächtiger sehen die Kriminalisten in insgesamt weiter hohen Zuwanderungsraten. Dadurch steige die Bevölkerungszahl insgesamt und der Anteil der Nicht-Deutschen daran. Zu den Risikofaktoren gehörten auch die Lebensbedingungen in Erstaufnahmeeinrichtungen, die wirtschaftliche Unsicherheit sowie Gewalterfahrungen.

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, sagte bei der Vorstellung der Kriminalstatistik, dass "ein Rückgang der Migrationsdynamik, eine gesteuerte Migrationsdynamik und eine erfolgreiche Integration einen Rückgang der Fall- und Tatverdächtigenzahlen bewirken können."

Gesunken sind 2023 die Zahlen der Fälle von Betrug und Cyberkriminalität, nachdem diese Felder während der Corona-Zeit gewachsen sind.

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2023 registrierten die Behörden gut 754.000 Fälle von Betrug (minus 5,9 Prozent) und gut 134.000 von Cybercrime (minus 1,8 Prozent). Die Aufklärungsquote aller Straftaten stieg um 1,1 Prozentpunkte auf 58,4 Prozent. Nancy Faeser bezeichnete diesen Anstieg angesichts der gestiegenen Fallzahlen jedoch als "schwachen Trost".

Die polizeiliche Kriminalstatistik wird jährlich bundesweit auf Grundlage der von den 16 Landeskriminalämtern übermittelten Daten erhoben. Sie gibt lediglich die registrierten Taten wieder. Die Größe des Dunkelfelds ist nicht bekannt. (afp/the/mak)

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