Russland macht Geländegewinne, die Ukraine bekommt neue Waffen und das US-Außenministerium umgeht in diesem Zusammenhang den konservativ geprägten Kongress. Gleichzeitig verschärft die Ukraine ihre Innovationsmaßnahmen und schickt offenbar ein hochexplosives Flugzeug in eine Shahed-Fabrik. Die aktuelle Situation im Überblick.

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Langsam kommt wieder Bewegung in den Frontverlauf in der Ukraine. Nachdem es nach Russlands Sieg im Kampf um die Stadt Awdijiwka einige Wochen eher statisch zugegangen war, erzielten russische Truppen erneut weitere Geländegewinne, mussten an anderen Stellen jedoch auch deutliche Verluste hinnehmen. Gleichzeitig geht der ukrainische Kampf um Waffenlieferungen vom Westen weiter. Und: Die Ukraine verstärkt ihre Waffeninnovation. Die Lage im Überblick.

Der aktuelle Frontverlauf

Offenbar konnten russische Streitkräfte südlich der Stadt Kreminna im Oblast Luhansk vorrücken – das berichtet der US-amerikanische Think Tank "Institute for the study of war" (ISW) in seiner jüngsten Analyse. Am 8. April veröffentlichte geografische Aufnahmen zeigen demnach, dass Moskaus Armee in dieser Region geringfügige Fortschritte gemacht hat.

Zudem behaupten russische Quellen, dass es in der Nähe von Terny (westlich von Kreminna) schwere Kämpfe gegeben hat, Russland jedoch durch ukrainische Gegenangriffe einige Stellungen verloren habe.

Der ukrainische Generalstab meldete zudem anhaltende erfolglose russische Angriffe südöstlich von Kupjansk, westlich von Swatove in der Nähe von Andrijiwka.

Stellungskämpfe soll es zudem im Raum Bachmut gegeben haben. Einwohner der Stadt Kramatorsk sorgen sich bereits, dass die Kleinstadt Tschassiw Jar bald fallen könnte – was Kramatorsk wieder in die Reichweite russischer Artillerie bringen würde. Laut ISW behaupteten russische Militärblogger, dass russische Kräfte südlich und südöstlich der Stadt vorgedrungen seien – bestätigen ließen sich diese Behauptungen allerdings nicht.

Der Sprecher der ukrainischen Khortysia Group of Forces, Nazar Voloshyn, erklärte in einem Interview mit dem ukrainischen Nachrichtensender Apostroph TV, die russischen Streitkräfte führten weiterhin zahlreiche Infanterieangriffe östlich von Tschassiw Jar durch.

Nachdem Moskau zunächst westlich und südwestlich der kürzlich eingenommenen Stadt Awdijiwka vorrücken konnte, endete zudem die bisher größte russische Panzeroffensive dieses Krieges in einem Fiasko. Das Magazin "Forbes" bezeichnete den gescheiterten russischen Angriff als "Panzermassaker" und berichtete, dass die russischen Streitkräfte insgesamt zwölf der 36 eingesetzten Panzer verloren hätten.

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Neue Waffenlieferungen

Das US-Außenministerium stellte am 9. April die Dringlichkeit der Instandhaltung des HAWK-Raketensystems fest. Dafür werden laut einer Mitteilung umgerechnet rund 122,7 Millionen Euro bereitgestellt. Die übliche Prüfungsfrist des Kongresses ist man in diesem Zusammenhang umgangen. Außerdem gab das Zentralkommando der Vereinigten Staaten bekannt, der Ukraine eine Reihe von Kleinwaffen und Munition übergeben zu haben, die von iranischen Streitkräften beschlagnahmt wurden.

Diese hätten versucht, sie an die von Teheran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen zu liefern. Das Paket umfasste mehr als 5.000 AK-47-Sturmgewehre, Panzerfäuste, Maschinengewehre, Scharfschützengewehre und mehr als 500.000 Schuss Munition.

Am 4. April kündigte Lettland zudem ein weiteres Militärhilfepaket für die Ukraine im Wert von 22,2 Millionen Euro an, das noch im April geliefert werden soll. Dieses Paket umfasst Munition, Sprengstoff, Waffen, Transportmittel sowie persönliche und unterstützende Ausrüstung. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass Lettland der Ukraine in Kürze Drohnen aus heimischer Produktion im Wert von einer Million Euro überlassen werde. Als Teil der Drohnen-Koalition plant es, in diesem Jahr mindestens zehn Millionen Euro bereitzustellen.

Auch Finnland hat jetzt einen zehnjährigen Sicherheitspakt mit der Ukraine unterzeichnet und verpflichtete sich gleichzeitig, sein 23. militärisches Hilfspaket im Wert von 188 Millionen Euro zu schicken.

Deutschland will indes die Ukraine mit 180.000 Granaten unterstützen – diese werden im Zuge des von der Tschechischen Republik geleiteten Plans zum Kauf von Munition für die Ukraine geliefert. Der Wert dieser Lieferung beträgt laut Reuters 576 Millionen Euro.

Ukrainische Innovation

Die Ukraine versucht unterdessen weiter, ihre Innovationen auszubauen, um dem andauernden Waffen- und Munitionsmangel entgegenzukommen. Offenbar konnte man in diesem Zuge Flugzeuge der Marke Cessna zu ferngesteuerten Drohnen umfunktionieren – und damit eine Drohnen-Fabrik weit hinter der Landesgrenze ansteuern. Das legt zumindest ein Video nahe, das russische Arbeiter der Fabrik zur Herstellung von Shahed-Drohnen veröffentlichten.

Die Aufnahmen zeigen, wie das Leichtflugzeug in der Stadt Jelabuga abstürzt und dann in einem Feuerball explodiert. Die Drohnenfabrik liegt mehr als 1.000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Es bleibt allerdings unklar, ob die Fabrik wirklich getroffen wurde.

Auch der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksander Syrskyj berichtete kürzlich, dass man sich im Bereich Innovation weiterentwickle. Auf seinem Telegram-Kanal schrieb er, man habe sich gemeinsam mit dem Verteidigungsminister Rustem Umerov mit den neuesten Entwicklungen ukrainischer Hersteller vertraut gemacht. "Motivierte technische Teams arbeiten ständig an der Verbesserung ihrer Produkte, die bereits in der Armee im Einsatz sind, und an der Entwicklung neuer Produkte auf der Grundlage der von uns gestellten Aufgaben, um taktische und operative Ziele zu erreichen."

Dabei gehe es nicht nur um boden- und luftgestützte Drohnen, sondern auch um Robotersysteme, die Aufgaben der Minenräumung übernehmen können, um ferngesteuerte Angriffsplattformen und andere Entwicklungen, die bald zum Einsatz kämen. "Auch unsere Feinde werden sie zu spüren bekommen", schreibt Syrskyj.

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