- Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der Virologe Christian Drosten und Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, informierten am Freitag über die aktuelle Corona-Lage.
- Auch wenn die Omikron-Variante eher zu milderen Verläufen führe: Die drei Experten sehen keinen Grund zur Entwarnung.
- Drosten und Lauterbach warnten zudem warnen vor einer zu frühen Durchseuchung.
Die Omikron-Variante lässt die Corona-Infektionszahlen auch in Deutschland in die Höhe schnellen. Die Gesundheitsämter meldeten laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen 92.223 Fälle in 24 Stunden. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie.
Gleichzeitig gilt inzwischen als sicher, dass Omikron eher zu milderen Krankheitsverläufen führt. Es gebe derzeit deswegen viele Missverständnisse und Doppelbotschaften, sagte der Virologe
Lauterbach und Dorsten: "Können Durchseuchung nicht akzeptieren"
Die aktuellen Kontaktbeschränkungen wirkten, sagte Bundesgesundheitsminister
Dieser Einschätzung schloss sich Virologe Drosten an. Daran sehe man, dass die aktuellen Maßnahmen durchaus wirkten. Der Reproduktionsfaktor sei aber noch zu hoch. "Ein kleines bisschen muss man noch nachsteuern."
Die Botschaft der drei Experten war deutlich: "Ich warne vor dem Gedanken, dass wir in Deutschland eine Durchseuchung akzeptieren können", sagte Gesundheitsminister Lauterbach. Auch Drosten schloss sich dem an.
Die Virusvariante sei zwar nach derzeitigem Kenntnisstand milder im Verlauf, weil es aber zu viele Fälle seien, werde dieser Gewinn "wieder ausgelöscht", sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Freitag in Berlin. Noch gebe es deutlich zu viele ungeimpfte Menschen in Deutschland, besonders auch in der Gruppe der Über-60-Jährigen. Viele Menschen hätten zudem noch keine Auffrischimpfung erhalten, die aber das wirkungsvollste Mittel im Kampf gegen Omikron sei, so Drosten.
Der Virologe sprach von mehreren "schwierigen Doppelbotschaften" in der derzeitigen Diskussion. So gelte als sicher, dass das Virus selbst die Immunität der Bevölkerung immer wieder "updaten" und irgendwann "laufen" müsse. "Wir wissen aber im Moment nicht, ob wir uns das in Deutschland leisten können angesichts der Impflücken", warnte Drosten. "Da sind wir ein bisschen im Blindflug."
Er ging davon aus, dass die endemische Lage bis Jahresende weitgehend erreicht sei. Er stellte in Aussicht, dass gegen die Omikron-Variante wahrscheinlich noch einmal bei der Impfung nachgesteuert werden müsse. "Es wird eine angepasste Impfung geben müssen, und wir werden möglicherweise dann ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen." Drosten bekräftigte seinen Appell an Ungeimpfte, sich dringend immunisieren zu lassen.
Zahl der Intensivpatienten steige weiter, betonte RKI-Chef Wieler
Die Zahl der Intensivpatienten steige wieder, betonte RKI-Chef Lothar Wieler. Selbst wenn Omikron unter dem Strich eher zu milderen Verläufen führe: "Durch die Masse an Infektionen müssen wir uns leider darauf einstellen, dass die Zahlen der Todesfälle und der Hospitalisierungen wieder steigen werden."
Gesundheitsminister Lauterbach rechnet damit, dass Krankenhäuser und Labore bald an Belastungsgrenzen kommen werden. "Wir wollen aus der steigenden Wand der Infektionszahlen wenn möglich einen Hügel machen", sagte er. Wenn das gelinge, habe man weniger schwere Verläufe und Todesfälle zu erwarten.
Um die Wand abzuflachen, setzt der Minister weiter auf möglichst viele Auffrischungsimpfungen. "Ich bin mit dem Booster-Impftempo insgesamt zufrieden, wir werden es aber noch einmal beschleunigen", sagte Lauterbach. Der SPD-Politiker stellte sich auch noch einmal hinter eine Impfpflicht. Er will als Minister aber keinen eigenen Gesetzesentwurf vorlegen.
Virologe Christian Drosten fügte hinzu, dass immer noch drei Millionen der über 60-Jährigen in Deutschland nicht geimpft seien. Es sei nun wichtig, diese Lücke zu schließen. "Man braucht für das Omikron-Virus auch die dritte Impfung, um wirklich geschützt zu sein." Auch eine weitere Impfung könnte nach seiner Einschätzung nötig werden. (fab/pak/dpa)
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