Wer in einem Pflegeheim betreut wird, muss immer mehr dafür bezahlen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fordert eine Pflegereform. Ansonsten komme man in ein paar Jahren "auf Eigenanteile von 4000 Euro pro Monat".

Mehr aktuelle News

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fürchtet einen massiven Anstieg der Eigenanteile bei der Pflege, falls die Finanzierung nicht grundlegend reformiert wird. "Wenn wir nichts dagegen machen, kommen wir in ein paar Jahren auf Eigenanteile von 4000 Euro pro Monat", sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Viele Ältere hätten bereits jetzt Angst davor, ins Pflegeheim zu müssen, weil die Eigenanteile aktuell je nach Bundesland zwischen 2600 Euro und 3300 Euro lägen, sagte Lauterbach. Es dürfe nicht sein, dass sich Menschen im Rentenalter Sorgen machen müssten, ob das Geld für die Pflege reiche.

Eigenanteile seit 2017 um 65 Prozent gestiegen

Der Eigenanteil umfasst die Kosten, die ein Pflegebedürftige oder seine Familie selbst aufbringen müssen - zum Beispiel für die Betreuung in einem Pflegeheim. Seit 2017 seien die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner im Durchschnitt um 65 Prozent gestiegen. "Und es ist höchste Eisenbahn, dass die Politik dagegen etwas unternimmt", sagte der Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz, dazu der Nachrichtenagentur AFP. Er forderte vor allem die Bundesländer auf, ihrer Aufgabe der Finanzierung der Investitionskosten der Pflegeheime nachzukommen.

"Das wäre eine Sofortmaßnahme, die jeden Heimbewohner um durchschnittlich 485 Euro pro Monat entlasten würde", sagte Lanz. "Heute müssen die Heimbewohner über ihre Eigenanteile die Investitionen selbst finanzieren", kritisierte er.

Lauterbach will Reformvorschlag machen

Auch Lauterbach bezeichnete die ständig steigenden Eigenanteile als "unwürdig". Es sei jedoch nicht möglich, die Pflege auf dem jetzigen Niveau zu halten, ohne mehr Geld in die Hand zu nehmen, sagte er den Funke-Medien. Nach der Sommerpause werde er dazu einen Vorschlag machen.

Die Pflegeversicherung ist unterfinanziert. Zudem leidet die Branche unter einem Fachkräftemangel. Allerdings ist sich die Politik nicht einig, wie eine große Reform aussehen könnte. SPD, Grüne und Linke sprechen sich im Gesundheits- und Pflegebereich für eine sogenannte Bürgerversicherung aus: Dort würden alle Berufstätigen einzahlen, also auch Unternehmer und Unternehmerinnen, Beamte und Abgeordnete. CDU/CSU und FDP lehnen das dagegen ab und wollen stattdessen die Menschen dazu bringen, stärker privat für den Pflegefall vorzusorgen. (afp/bearbeitet und erweitert von fab)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.