- Deutschland muss sich auf eine fünfte Corona-Welle ausgelöst durch die Omikron-Variante einstellen.
- Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler rechnen fest damit, dass die Fallzahlen bald wieder steigen, wie beide am Mittwoch in Berlin betonten.
- Auch eine große Booster-Impfkampagne werde die Welle nicht aufhalten können, große Auswirkungen hätte sie wohl dennoch.
Eine fünfte Corona-Welle lässt sich nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister
Auch RKI-Chef Wieler zufolge sei absehbar, dass die Fallzahlen wieder steigen werden. "Vor allem durch Omikron muss mit einer Infektionswelle gerechnet werden von einer noch nicht gesehenen Dynamik", erklärte Wieler. Er und Lauterbach drängten darauf, die Kontakte stark zu begrenzen und die Feiertage nur im kleinen Kreis zu verbringen. "Das Weihnachtsfest soll nicht der Funke sein, der das Omikron-Feuer entfacht", sagte Wieler. Man müsse die Zeit vielmehr nutzen, die Dynamik aus dem Infektionsgeschehen herauszunehmen.
Zwar seien die Feiertage keine besondere epidemische Herausforderung, sagte Lauterbach. Doch müssten alle an den Weihnachtstagen aufeinander acht geben: "Ich rate allen, sich vorher zu testen." Bevorzugt solle man mehrere Tests hintereinander machen. "Kleine Gruppen sind besser als große Gruppen", betonte Lauterbach zudem.
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Corona-Pandemie: Infektionsgeschehen über Feiertage nur unvollständig
Eine Inzidenz von fast 300 bundesweit sei immer noch zu hoch, viele Kliniken seien am Limit, Woche für Woche gebe es weiterhin 2.000 Corona-Todesfälle, bemerkte Wieler. In Deutschland seien bisher rund 540 Omikron-Fälle und rund 1.850 Verdachtsfälle ans RKI übermittelt worden. Diese Daten seien überwiegend ein bis zwei Wochen alt.
"Der Trend ist glasklar: Bei einer Verdopplungszeit von etwa drei Tagen könnte die neue Variante in den nächsten ein, zwei, spätestens drei Wochen bereits die Mehrzahl aller Infektionsfälle in unserem Land ausmachen." Wieler warnte vor einer Überlastung des Gesundheitssystems und einer Beeinträchtigung kritischer Versorgungsstrukturen, sollte die Omikron-Welle nicht mit strikten Maßnahmen gebremst werden können.
Wieler machte zudem darauf aufmerksam, dass das Infektionsgeschehen über die Feiertage und den Jahreswechsel nur unvollständig in Meldedaten abgebildet wird. Dies sei etwa durch Urlaube, geschlossene Arztpraxen, weniger Tests am Arbeitsplatz, in Schulen sowie Kitas und entsprechend auch weniger Erreger-Nachweise zu erklären, sagte Wieler.
Booster-Strategie soll Omikron-Welle abschwächen
Gesundheitsminister Lauterbach betonte, die Booster-Strategie könne die Omikron-Welle nicht ganz verhindern, "aber sie ist das wichtigste, was man tun kann, um zu verhindern, dass viele Menschen schwer erkranken". Studien zeigten, dass die Auffrischungsimpfungen gut gegen Ansteckungen und schwere Verläufe schützten, betonte der Gesundheitsminister.
Anders als bei der Zweitimpfung setze die Schutzwirkung nach der Booster-Impfung den Studien zufolge bereits nach einer Woche ein, sagte Lauterbach. Mit Blick auf symptomatische Infektionen liege die Wirksamkeit der Booster-Impfungen demnach "irgendwo zwischen 70 und 80 Prozent", der Schutz vor einem schweren Verlauf liege wahrscheinlich bei "deutlich über 90 Prozent".
Lauterbach will Booster-Impfungen über Weihnachten vorantreiben
Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, dass die angekündigten 30 Millionen Auffrischungsimpfungen seit Mitte November bis Weihnachten verabreicht sein würden. Bereits jetzt seien 27 Millionen Booster-Dosen verimpft worden. Ziel sei es, insgesamt 60 Millionen Booster-Impfungen zu verabreichen. Dafür stünden 30 Millionen weitere Dosen des Moderna-Impfstoffs und drei Millionen des Biontech/Pfizer-Vakzins zur Verfügung.
Der SPD-Politiker will die Auffrischungsimpfungen auch über Weihnachten und den Jahreswechsel im vollen Tempo vorantreiben, um die nahende fünfte Welle der Omikron-Variante zu bremsen. Für die Zeit zwischen dem 24. Dezember bis zum 9. Januar sollen Ärzte und Apotheker für eine Impfung durchgehend den Feiertagssatz von 38 Euro erhalten. An die Impfärzte appellierte Lauterbach eindringlich, den Moderna-Impfstoff auch einzusetzen. Dieser sei "ein besonders guter Impfstoff". (afp/dpa/mf) © dpa
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