Die größte Luftwaffenübung der Nato, "Air Defender 2023", hat begonnen. Bis zum 23. Juni kann es vor allem in Deutschland zu Einschränkungen im Luftverkehr kommen und regional sehr laut werden.
Die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato – das Manöver "Air Defender 2023" – ist gestartet. Ein Sprecher der deutschen Luftwaffe bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Auftakt am Montagmorgen. An der Übung unter deutscher Führung nehmen bis zum 23. Juni 25 Nationen sowie die Nato teil. Nach Angaben der Bundeswehr sind rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten und 250 Flugzeuge beteiligt. Darunter sind 70 Maschinen aus Deutschland.
Nato-Übung gegen Angriffe aus dem Osten
Trainiert werden soll, wie ein fiktiver Angriff eines östlichen Angreifers von den Nato-Verbündeten zurückgeschlagen wird. Die erste Idee für das Manöver ist der Luftwaffe zufolge schon 2018 entstanden, also noch vor Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine.
Von der Übung sind drei Lufträume in Deutschland direkt betroffen: über Teilen Norddeutschlands und der Nordsee, Teilen Ostdeutschlands und der Ostsee sowie Teilen Südwestdeutschlands. Die teilnehmenden Luftwaffenstützpunkte sind: Jagel/Hohn in Schleswig-Holstein, Wunstorf in Niedersachsen, Lechfeld in Bayern, Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, Volkel in den Niederlanden und Čáslav in der Tschechischen Republik.
Hauptdrehkreuze werden laut Bundeswehr die Luftwaffenbasen in Schleswig/Hohn, Wunstorf und Lechfeld sein. Die Übungsräume orientieren sich an Gebieten, die schon seit Jahrzehnten durch die Luftwaffe für die routinemäßige Ausbildung genutzt werden. Sie sind jedoch für "Air Defender 2023" erweitert und teilweise durch Korridore miteinander verbunden worden.
Übungsgebiete werden nur stundenweise überflogen
Laut werden kann es in den betroffenen Gebieten zu unterschiedlichen Zeiten. Der Übungsraum Ost wird zwischen 10 und 14, der Übungsraum Süd zwischen 13 und 17 und der nördliche Übungsraum zwischen 16 und 20 Uhr für die militärische Nutzung zeitweise reserviert sein. Nachts und am Wochenende finden keine Übungsflüge statt.
Die Flughöhen während "Air Defender" in den drei Übungsräumen betragen zwischen 2.500 und 15.000 Metern und höher. Darunter werden in der Regel keine Missionen geflogen.
Betankungen finden in der Regel in einer Höhe von 3.000 bis 10.000 Metern statt. Die Jet-Fight-Übungsflüge finden je nach aktiviertem Luftraum ab 2.500 bzw. 3.000 Metern Höhe statt. Tiefflüge von Jets und Transportmaschinen sind in einem Teil des östlichen Luftübungsraumes, der sogenannten Fight 1, geplant. Dieser Übungsraum erstreckt sich über dem nördlichen Brandenburg, Teilen von Mecklenburg-Vorpommern, und der Ostsee. Der Luftraum ist für diese Tiefflüge täglich vom 12. bis 22. Juni für drei Stunden am Stück reserviert. Zusätzlich finden vereinzelt Tiefflüge an den Truppenübungsplätzen Baumholder und Grafenwöhr statt.
Beeinträchtigungen des zivilen Luftverkehrs soll es kaum geben
Alle Beteiligten, zuvorderst die Luftwaffe selbst, die Deutsche Flugsicherung, Eurocontrol, Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber tun alles dafür, die Belastung durch "Air Defender 23" für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, heißt es bei der Bundeswehr. So werden beispielsweise die drei Luftübungsräume nur zeitversetzt und nie zeitgleich für bis zu vier Stunden täglich militärisch genutzt und stehen in diesem Zeitfenster dem zivilen Luftverkehr nicht zur Verfügung.
In enger Zusammenarbeit mit den für die Flugsicherung zuständigen Behörden, den Fluglinien sowie den zivilen Flughäfen werden Abläufe und Verfahren derzeit optimiert, um die Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr weitestgehend zu minimieren.
Die aktuellsten Ergebnisse der letzten Simulation durch Eurocontrol zum Einfluss von "Air Defender" auf die zivile Luftfahrt haben ergeben, dass mit keinen Flugausfällen zu rechnen ist, höchstens mit Verzögerungen. Fluggäste sollten sich vorher bei ihren Fluglinien informieren, ob ihr Flug von dem Manöver betroffen ist.
Eine Auftaktveranstaltung von "Air Defender 2023" ist für Montagmittag auf dem Militärflugplatz Wunstorf bei Hannover geplant, der als Logistik-Drehkreuz für das Manöver dient. Dort werden der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, sowie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erwartet. (dpa/the)
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