• Horst Seehofer hat nach der Messerattacke in Würzburg gefordert, die Bemühungen Migranten zu integrieren zu erhöhen.
  • In dem Fall des 24-Jährigen Angreifers sieht er einen Fall von gescheiterter Integration.

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Bundesinnenminister Horst Seehofer sieht in der tödlichen Messerattacke von Würzburg auch ein Beispiel für gescheiterte Integration. Der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch) sagte er: "Wenn ein junger Mann sechs Jahre in einem Obdachlosenheim lebt, ohne dass jemand hinschaut und sich kümmert, dann kann ich mit unserer Politik nicht zufrieden sein, da fehlt es am Bewusstsein."

Was ihn an dem Fall am meisten beschäftige, sei die Frage, wie es sein könne, dass ein 24-jähriger Mann, der sich rechtskonform in Deutschland aufhalte, nach sechs Jahren im Land in einer Obdachlosenunterkunft lebe. "Damit können wir uns doch nicht abfinden." Bund und Länder müssten überlegen, ob die Integrationsbemühungen verstärkt werden müssen.

Polizei setzt Angreifer außer Gefecht

Am vergangenen Freitag hatte in der Würzburger Innenstadt ein 24 Jahre alter Mann drei Frauen getötet und mehrere Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Mehrere Zivilisten stellten sich dem Angreifer mutig in den Weg, attackieren ihn mit einem Besen und schnappten sich Biertischstühle als Waffe.

Womöglich verhinderten sie durch ihr beherztes Eingreifen weitere Opfer. Kurz darauf wurde er durch einen gezielten Schuss der Polizei außer Gefecht gesetzt und festgenommen.

Messerattacke in Würzburg: Angreifer war der Polizei bekannt

Der Täter stammt aus dem Bürgerkriegsland Somalia und reiste im Mai 2015 nach Deutschland ein. Sein Asylantrag wurde zwar 2016 abgelehnt, aber er erhielt subsidiären Schutz - er hält sich also legal in Deutschland auf und darf nicht in das afrikanische Land abgeschoben werden. Seit dem 4. September 2019 ist der Asylbewerber in Würzburg erfasst.

Der Mann war seit seiner Einreise nach Deutschland bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Einmal soll er in der Obdachlosenunterkunft nach einem Streit mit Mitbewohnern und der Verwaltung ein Messer geschwungen haben. Verletzt wurde dabei niemand.

Zuletzt belästigte er vor wenigen Wochen in Würzburg in psychisch angeschlagenem Zustand Verkehrsteilnehmer, setzte sich bei einem Autofahrer sogar auf den Beifahrersitz. Daraufhin kam der 24-Jährige in eine psychiatrische Einrichtung, konnte aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes wieder nach Hause gehen.

Motiv für Messerattacke ist weiterhin unklar

Laut Bayerns Innenminister Joachim Hermann gibt es Indizien , dass es sich bei der Messerattacke um einen islamistischen Anschlag handeln könnte. Hermann stützt sich dabei auf Zeugen, die gehört haben wollen, dass der Angreifer während der Tat "Allahu Akbar (deutsch: "Gott ist groß") gerufen haben soll.

Zudem habe sich beim Verhör des 24-Jährigen "weitere vorsichtige Hinweise" auf einen islamistischen Hintergrund erben, so Herrmann. Seehofer betonte gegenüber der "Augsburger Allgemeinen", dass die Motivlage des Täters noch nicht geklärt sei. "Wir haben Hinweise auf eine islamistische Gesinnung des Täters. Eine psychische Störung kommt offenbar dazu."

Dennoch warnte er vor einer Bedrohungslage durch Extremismus und Terrorismus. "Ich will die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen, aber wir dürfen die Gefahren auch nicht verharmlosen", sagte er. Durch Islamisten, Rechts- und Linksextremisten sowie durch die sogenannten Reichsbürger sei eine Alarmsituation gegeben. "In der Pandemie hat sich das noch verstärkt." (dpa/thp)

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