Russlands staatliche Atomagentur Rosatom hat die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA über eine Verschlimmerung der Lage um das Kernkraftwerk Kursk und das von Moskau besetzte AKW Saporischschja informiert. Rosatomchef Alexej Lichatschow habe IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi in einem Telefonat zudem eingeladen, sich im Gebiet Kursk in dem AKW und in der dazugehörigen Stadt Kurtschatow selbst ein Bild von der Situation zu machen, teilte Rosatom der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge in Moskau mit.

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Demnach gibt es dort wegen der Gefahr ukrainischer Angriffe täglich mehrfach Luftalarm. Nach russischen Angaben wurden auf dem Kursker AKW-Gelände zuletzt auch Raketenteile gefunden.

Auch das AKW Saporischschja, das Russland im Zuge seiner seit fast zweieinhalb Jahren andauernden Invasion in der Ukraine besetzt hält, ist immer wieder Ziel von Angriffen oder Sabotageakten. Moskau und Kiew geben sich dafür gegenseitig die Schuld. Die IAEA hat dort Beobachter eingesetzt. Lichatschow beklagte nun nach Angaben von Rosatom, dass das Gelände immer wieder von ukrainischer Seite beschossen werde. Die Ukraine hingegen behauptet, Russland beschieße das AKW selbst.

Auch russisches Verteidigungsministerium warnt vor Gefahr

Rosatom und das russische Verteidigungsministerium teilten zudem mit, es gebe über Informationskanäle Hinweise darauf, dass die Ukraine gegen das AKW Kursk eine Provokation vorbereite. Das Ministerium in Moskau drohte mit einer harten Reaktion, sollte es dazu kommen. Einzelheiten nannten die Stellen nicht. Rosatom betonte zudem, dass es nicht nur um eine Gefahr für die beiden Kraftwerke gehe, sondern um ein Risiko für die von der IAEA aufgestellten Grundsätze der nuklearen Sicherheit. Es könne zu einem nicht wiedergutzumachenden Schaden für den Ruf der Atomenergie auf dem Planeten kommen.

Die IAEA hatte angesichts des am 6. August begonnenen ukrainischen Vorstoßes auf das russische Gebiet Kursk vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk gewarnt. Der IAEA-Generaldirektor Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für atomare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten, "um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden". Es ist unklar, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt. Russland hatte den Schutz der Atomanlage, die etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, bereits verstärkt. Zudem wurde aus dem Werk vorübergehend ein Teil der Arbeiter abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen.  © dpa

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