Die Vergeltungsschläge der USA gegen pro-iranische Milizen im Irak und Syrien rufen vor allem eine Reaktion hervor: Sorge, dass sich der Nahostkonflikt weiter zuspitzt und sich ein Krieg zwischen den USA und dem Iran entzündet.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat nach den US-Vergeltungsschlägen gegen pro-iranische Milizen im Irak und in Syrien vor einer weiteren Zuspitzung der Spannungen gewarnt. Der Nahe Osten sei ein "Kessel, der explodieren" könne, sagte der Spanier am Samstag am Rande eines informellen EU-Außenministertreffens in Brüssel. Man rufe alle Beteiligten auf, sich darum zu bemühen, eine Eskalation zu vermeiden.
Knapp eine Woche nach einem tödlichen Angriff pro-iranischer Milizen auf US-Soldaten in Jordanien hatte die US-Luftwaffen in der Nacht zum Samstag Dutzende Ziele im Iran und in Syrien angegriffen. Darunter waren offiziellen Angaben zufolge Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt worden sein sollen.
Europastaatsministerin äußert Verständnis für US-Gegenschläge
Aus dem Kreis der Außenministerinnen und Außenminister der EU-Staaten gab es unterdessen unterschiedliche Kommentare zu den jüngsten Entwicklungen. "Wir haben in den letzten Wochen Angriffe auf US-Stützpunkte gesehen, wo auch US-Staatsangehörige ums Leben gekommen sind. Das war unverantwortlich", sagte etwa die deutsche Europastaatsministerin Anna Lührmann bei dem EU-Treffen in Brüssel. Die USA reagierten auf diese Angriffe, um zu verhindern, dass diese sich wiederholen und hätten klargestellt, dass sie keine Eskalation im Nahen Osten wollten.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ließ sich bei den Beratungen aus Termingründen von Staatsministerin Lührmann vertreten.
Die belgische Außenministerin Hadja Lahbib äußerte sich hingegen deutlich kritischer. Sie sagte, es gebe nun das echte Risiko, dass sich die Nahost-Krise ausweite. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hingegen erklärte: "Irans Stellvertreter spielen seit Monaten und Jahren mit dem Feuer - und jetzt verbrennt es sie."
Mindestens 34 Tote bei US-Angriffen im Irak und in Syrien
Angaben von Aktivisten und offiziellen Stellen zufolge sollen bei den Angriffen der USA in der Nacht mindestens 34 Menschen getötet worden sein. Unter den 16 Todesopfern im Irak seien auch Zivilisten, teilte ein Regierungssprecher in Bagdad am Samstag mit. Eine Zahl nannte er nicht. Zudem habe es 25 Verletzte gegeben sowie Schäden an Wohngebäuden und an Privatbesitz von Irakern.
Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London zufolge wurden nach Angaben aus der Nacht zum Samstag in Syrien zudem mindestens 18 Mitglieder proiranischer Milizen getötet.
US-Regierung betont, keinen Krieg zu wollen
Der US-Regierung ist es trotz atemloser Diplomatie und diverser Militäraktionen gegen die Huthi und andere pro-iranische Gruppen in der Region bislang nicht gelungen, die Spannungen einzudämmen. Im Gegenteil.
Mit jeder neuen Eskalation wächst die Sorge, dass ein Flächenbrand in der Region nicht mehr abzuwenden ist. Die Regierung von US-Präsident Biden wiederholt zwar seit Wochen, die USA wollten keine Ausweitung des Konflikts und vor allem keinen Krieg mit dem Iran. Doch die Gefahr ist da. (dpa/mcf)
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