Nach Angaben der israelischen Armee ist eine weitere Geisel aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit worden. Es werden immer weitere Details bekannt.

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Die befreite Hamas-Geisel Kaid Farhan Alkadi ist bei ihrer Rettung nach Angaben der israelischen Armee unbewacht gewesen. "Farhan wurde von den Truppen gefunden, als er allein war", teilte das Militär mit. Einheiten der Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet hätten ihn aus einem Tunnel befreit, in dem sie Geiseln und Terroristen vermuteten.

Warum der am 7. Oktober aus Israel Entführte nicht bewacht wurde, blieb ebenso unklar wie die Frage, ob weitere Geiseln in dem Tunnel, den das Militär als "komplexes unterirdisches System" beschrieb, festgehalten werden. Die israelische Zeitung "Haaretz" meldete unter Berufung auf das Militär, Kaid Farhan Alkadi habe die israelischen Kräfte während des Einsatzes gehört und ihnen zugerufen.

Israels Armee hatte mitgeteilt, dass Spezialeinheiten den Mann aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit hätten. Der 52-jährige Beduine sei in einem schwierigen Einsatz im Süden des Gazastreifens gerettet worden, teilte das Militär mit.

Es ist die erste Geisel, die lebend aus einem Tunnel geholt wurde. Sein Gesundheitszustand sei "gut", Kaid Farhan Alkadi sei für Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte Regierungssprecher David Mencer.

Nahostkonflikt - Hamas-Geisel zurückgekehrt
Kaid Farhan Alkadi wurde nach seiner Befreiung im Soroka Medical Center untersucht. © Soroka Medical Center/AP/dpa

Der Beduine stammt aus Rahat, einer überwiegend von Arabern bewohnten Beduinenstadt in der Negev-Wüste im Süden Israels. Seine Familie sei verständigt worden.

Am 7. Oktober arbeitete er als Wachmann im Kibbuz Magen im Süden Israels, als er von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurde. Aus Sicherheitserwägungen könnten keine weiteren Einzelheiten veröffentlicht werden, hieß es weiter.

Eindringlicher Appell des Geretteten an Herzog

Die befreite Hamas-Geisel hat Israels Staatspräsident Izchak Herzog eindringlich dazu aufgerufen, alles in seiner Macht Stehende für die Freilassung der übrigen Entführten zu tun. "Tun Sie alles, was Sie können, um die Menschen nach Hause zu bringen. Arbeiten Sie 24 Stunden am Tag und schlafen Sie nicht, bis sie zurückkommen", sagte Kaid Farhan Alkadi kurz nach seiner Befreiung in einem Telefonat mit dem Präsidenten, wie Herzogs Büro mitteilte. "Die Menschen leiden sehr, das können Sie sich nicht vorstellen", sagte der 52-Jährige demnach weiter.

Alkadi sagte in dem Gespräch mit Herzog, er habe plötzlich jemanden vor der Tür Hebräisch sprechen gehört. "Ich konnte es nicht glauben." Die Hamas hat nach israelischer Zählung nun noch 108 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot.

Zuletzt konnten im Juni Geiseln befreit werden

"Die israelischen Sicherheitskräfte werden weiterhin mit allen Mitteln daran arbeiten, die Geiseln heimzubringen", hieß es in der Mitteilung. Es ist die achte Geisel, die lebend von dem Militär befreit werden konnte.

Zuletzt waren im Juni die junge Frau Noa Argamani und drei weitere Geiseln in einem dramatischen Militäreinsatz gerettet worden. Laut Armee kam es dabei zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Palästinensern. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden damals 274 Palästinenser getötet.

Noch 108 Geiseln laut Israel im Gazastreifen

Die Hamas hat jetzt nach israelischer Zählung noch 108 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet. Rund 1.200 Menschen wurden bei dem beispiellosen Terroranschlag getötet.

Israels Armee reagierte mit verheerenden Angriffen in Gaza, bei denen nach palästinensischen Angaben mehr als 40.400 Menschen getötet wurden. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde unterscheidet bei diesen Opferzahlen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten.

Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg, bei denen Katar sowie Ägypten und die USA vermitteln, treten seit Monaten auf der Stelle. Den letzten Erfolg gab es im November, als bei einer kurzen Waffenruhe mehr als 100 Geiseln aus Gewalt der Hamas freikamen. (dpa/AFP/bearbeitet von the)

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