Mehr als 200 Menschen hat die islamistische Hamas vor rund zwei Wochen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt - darunter Kinder, Frauen, Alte. Nun sind zwei der Geiseln wieder frei.

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Knapp zwei Wochen nach der Entführung von mehr als 200 Menschen aus Israel hat die islamistische Hamas im Gazastreifen zwei der Geiseln freigelassen. Die israelische Regierung bestätigte die Freilassung der beiden Frauen am Freitagabend. "Heute Abend (Freitag) wurden Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana Raanan aus den Händen der Terrororganisation Hamas entlassen", teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Es handelt sich um Mutter und Tochter. Nach Angaben der US-Regierung sind die beiden Amerikanerinnen. Es sind die ersten Geiseln der Hamas in dem Konflikt, die frei kamen.

Der israelische Verantwortliche für die Entführten und Vermissten, Brigadegeneral Gal Hirsch, habe sie an der Grenze des Gazastreifens empfangen. Die beiden Frauen seien jetzt auf dem Weg zu einer Militärbasis im Zentrum des Landes, wo ihre Familienangehörigen auf sie warteten.

Medien in Israel veröffentlichen in der Nacht ein erstes Foto der beiden auf israelischem Gebiet. Darauf sind die Frauen Hand in Hand mit Hirsch zu sehen. Drei bewaffnete Soldaten begleiten sie.

Freilassung der US-Geiseln durch Vermittlung von Katar

Nach Angaben der US-Regierung half Katar bei der Freilassung der beiden Frauen. Details nannte US-Außenminister Antony Blinken auf Nachfrage jedoch nicht. Der militärische Arm der Hamas hatte zuvor mitgeteilt, als "Reaktion auf die Bemühungen Katars" zwei amerikanische Staatsbürgerinnen "aus humanitären Gründen" freigelassen zu haben.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1.400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Mindestens 203 weitere wurden laut israelischer Armee gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter sind auch mehrere Deutsche. Die Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der Geiseln noch am Leben sind. Unter den Entführten sind dem Militär zufolge mehr als 20 Kinder und Jugendliche.

Mutter und Tochter waren im Urlaub in Israel

Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte dem Sender CNN, die beiden nun freigelassenen Geiseln würden medizinisch untersucht und versorgt. Sie seien im Urlaub in Israel gewesen. Nach israelischen Angaben hatten die beiden in einem Kibbuz übernachtet, von wo aus sie verschleppt wurden. Der israelische Militärsprecher sagte, bewaffnete Hamas-Terroristen seien frühmorgens in das Haus eingedrungen und hätten die Frauen mit vorgehaltener Waffe herausgezerrt. Die beiden hätten eine erschütternde Tortur hinter sich. Eine der beiden habe sowohl die israelische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Rotes Kreuz für den Transport der US-Geiseln zuständig

Die beiden von der islamistischen Hamas im Gazastreifen freigelassenen Geiseln waren mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach Israel gebracht worden. "Die Freilassung der beiden Geiseln ist ein Hoffnungsschimmer", teilte IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric in Genf mit.

Das IKRK ist im Rahmen des humanitären Völkerrechts beauftragt, sich um das Wohlergehen von Gefangenen zu kümmern. Es ist eine strikt neutrale Organisation, die stets Kontakt zu allen Konfliktparteien hält.

Das IKRK sei bereit, auch bei der Freilassung der anderen rund 200 Geiseln zu helfen. "Wir sind bereit, die verbliebenen Geiseln zu besuchen", teilte Spoljaric mit. Dafür sei eine Einigung der beteiligten Seiten nötig. Sie rief diejenigen, die die Geiseln festhalten, dazu auf, diese mit allem Nötigen, auch medizinisch, zu versorgen. "Sie müssen die Gelegenheit bekommen, mit ihren Verwandten oder Freunden Kontakt aufzunehmen."

Präsident Biden begrüßt Freilassung

US-Präsident Joe Biden begrüßte die Freilassung der beiden Amerikanerinnen. "Ich bin überglücklich, dass sie bald wieder mit ihrer Familie vereint sein werden, die von Angst gequält war", teilte Biden am Freitag in Washington mit.

US-Außenminister Blinken äußerte sich ebenfalls erleichtert über die Freilassung der Frauen. Er betonte zugleich, es gebe immer noch zehn weitere Amerikaner, die in dem Krisengebiet vermisst würden. "Wir wissen, dass einige von ihnen von der Hamas als Geiseln gehalten werden, zusammen mit schätzungsweise 200 anderen Geiseln, die in Gaza festgehalten werden." Jeder Einzelne von ihnen müsse freigelassen werden, forderte Blinken und versicherte, die US-Regierung arbeite unermüdlich daran, die restlichen entführten Amerikaner heimzuholen.

Nach US-Angaben von Donnerstag sind bei den Hamas-Angriffen am 7. Oktober in Israel mindestens 32 US-Bürgerinnen und -Bürger getötet worden. (dpa/cgo)

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