Israels Reagierungschef Benjamin Netanjahu bleibt in seiner Haltung gegenüber der Hamas konsequent und lehnt deren Forderungen für einen neuen Geisel-Deal entschieden ab. Die Hamas fordert die Freilassung von mehr als 1500 Palästinensischen Häftlingen.
Israels Regierungschef
Den Forderungen der Hamas nachzukommen, kommt Netanjahu zufolge einer Katastrophe gleich. Es sei nötig, weiter militärischen Druck auf die Hamas auszuüben, um die Geiseln freizubekommen. Es gebe keine Alternative zu ihrem militärischen Zusammenbruch. Der Gaza-Krieg könne in wenigen Monaten gewonnen werden, zeigte sich Israels Ministerpräsident überzeugt.
Feuerpause denkbar - Waffenstillstand aktuell nicht
Die islamistische Palästinenserorganisation hatte zuvor auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag geantwortet. Sie forderte dabei im Gegenzug für eine weitere Freilassung von Geiseln, dass Israel mehr als 1500 palästinensischen Häftlingen aus Gefängnissen entlässt - unter ihnen 500 Häftlinge, die zu lebenslangen oder sehr langen Haftstrafen verurteilt wurden. Israel habe sich zu nichts verpflichtet, betonte Netanjahu. Es solle einen Verhandlungsprozess durch die Vermittler geben, die Reaktion der Hamas zeige aber, dass dieser bislang nicht im Gang sei.
Die Hamas pocht zudem weiterhin auf einen Waffenstillstand. Israel lehnt dies ab. Aus israelischer Sicht ist im Rahmen einer Vereinbarung deshalb nur eine vorübergehende Feuerpause denkbar.
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Die Hamas forderte zudem den Wiederaufbau des Gazastreifens und eine Aufhebung der Blockade des Küstenstreifens. Weiterhin soll demnach mehr Hilfe in das Gebiet kommen. Netanjahu warf der Terrorgruppe vor, 60 Prozent der humanitären Hilfe, die derzeit in den Gazastreifen gelange, an sich zu reißen. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Für die Umsetzung der Vereinbarung will die Hamas Garantien von Katar, den USA, der Türkei und Russland.
Von rund 136 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, sind laut israelischen Militärangaben höchstens noch etwas über hundert am Leben. Unbestätigten Berichten zufolge könnten aber noch weitere Geiseln getötet worden sein.
Mehrere ehemalige Geiseln kritisierten den am Mittwochabend den Kurs der Regierung. Der Preis, um die noch im Gazastreifen festgehaltenen Menschen zu befreien, sei hoch, räumte eine Frau nach Angaben der Zeitung "Times of Israel" bei einer Pressekonferenz ein. "Aber wenn wir es nicht tun, wird es Israel für immer beschmutzen." Wenn die Geiseln nicht nach Hause kämen, werde jeder wissen, "dass wir in einem Land leben, das sich keine Sorgen um unsere Sicherheit macht, das seine Bürger nicht schützt", sagte eine andere freigelassene Frau.
Lässt Israels Führung die Geiseln im Stich?
Sie wolle nicht ein zweites Mal das Vertrauen in die Regierung verlieren, erklärte eine 16-Jährige, deren Vater noch immer im Gazastreifen festgehalten wird, dem Bericht zufolge. Israels Führung habe am 7. Oktober bereits viele Menschen im Stich gelassen. Die Geiseln sollten nicht auch in Särge verbannt werden. "Ich lebe und atme, aber meine Seele wurde ermordet. Und jeder, der noch da ist, wird jeden Tag aufs Neue ermordet", sagte die Jugendliche. Alles liege in Netanjahus Händen, erklärte dem Bericht zufolge eine weitere ehemalige Geisel. Sie habe große Angst, dass es keine Geiseln zum Befreien mehr geben werde, sollte der Ministerpräsident seinen Weg fortsetzen.
Netanjahu sagte am Mittwoch weiterhin, dass die politische Führung die Armee angewiesen habe, sich auf einen Kampf in Rafah vorzubereiten. Die UN warnte Israel bereits vor dem Schritt. Bei Kämpfen in der Stadt im Süden des Gazastreifens könnten unzählige Menschen ums Leben kommen. In Rafah waren bislang keine israelischen Bodentruppen im Einsatz.(dpa/jst)
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