Seit der Schießerei in Florida am vergangenen Wochenende hält Amerika den Atem an. Nicht so Donald Trump. Der Milliardär stellt sich nun als den Einzigen dar, der die USA vor dem "radikalen Islam" schützen kann und greift seine Konkurrentin Hillary Clinton sowie Amtsinhaber Barack Obama massiv an. Kann die perfide Strategie des republikanischen Präsidentschaftskandidaten aufgehen?

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Donald Trump wirft seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama nach dem Attentat von Orlando einen zu weichen Kurs im Kampf gegen den Terror vor. Trump fordert sogar Obamas Rücktritt, weil dieser in seiner Stellungnahme nicht die Worte "radikaler Islam" benutzt hat.

Dr. Isabelle Borucki vom Politik-Lehrstuhl der Universität Trier prophezeit, Trump werde die Tragödie in Orlando nutzen, um auf noch mehr Waffen, mehr Selbstjustiz und schärfere Einreise- und Grenzkontrollen zu plädieren.

Donald Trump missbraucht Orlando-Massaker

Was in Orlando passiert ist, spielt dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in die Karten. Denn nun kann der Milliardär erneut seinen warnenden Zeigefinger heben – ganz nach dem Motto: Ich hab's euch ja gesagt. Auch, dass Präsident Barack Obama und seine Konkurrentin Hillary Clinton in seinen Augen zu schwach für wichtige Aufgaben wie die Terror-Abwehr seien.

"Trump nutzt diese Tragödie insofern aus, als dass er sowohl den Amtsinhaber als auch seine mutmaßliche Gegnerin als unfähige Politiker diskreditiert und sie weiterhin direkt angreifen wird", erklärt Dr. Isabelle Borucki im Gespräch mit unserer Redaktion.

Das zeigten allein die heutigen Einlassungen Trumps, "die er nur am 'radikalen Islam' festmacht, obwohl zur Stunde noch immer nichts Genaues über das Motiv des Attentäters oder eine direkte Verbindung zum sogenannten "Islamischen Staat" (IS) bekannt ist", betont Dr. Borucki.

Doch das stört Trump offenbar nicht weiter. Der 69-Jährige spricht stets vom "radikalen Islam" und wie notwendig es sei, den IS auch militärisch mit voller Macht zu bekämpfen. Für die Sympathisanten Trumps dürfte das nach Meinung der Politologin einmal mehr eine Bestätigung sein, dass er der richtige Kandidat fürs Weiße Haus ist.

Trump sieht Clinton als Terror-Helferin

Trump schert immer wieder alle Muslime über einen Kamm, polarisiert und mischt auf. Nun fühlt er sich durch die Schießerei in Orlando in seiner Sache bestätigt. Dabei sieht er den Terrorismus generell durch die Demokraten begünstigt. Er hat Clinton jüngst vorgeworfen, sie wolle den Zuzug von Migranten aus dem Nahen Osten massiv ausweiten.

Für den Milliardär ein klarer Plan, eine neue Generation von Terroristen ins Land zu holen. Genau das, was auch die Schießerei in Orlando seiner Meinung nach gezeigt hat. Deshalb wiederholt er vehement seine Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime in die USA - und stößt dabei auf Zuspruch. Bei dem mutmaßlichen Schützen soll es sich um einen US-Bürger handeln, dessen Familie aus Afghanistan kommt.

Laut Dr. Borucki instrumentalisiert Trump die Tragödie von Orlando und wird nun vermutlich noch mehr Waffen, mehr Selbstjustiz und insbesondere schärfere Einreise- und Grenzkontrollen fordern.

"Trump kündigt bereits an, entsprechende Maßnahmen einzuführen, wenn er im Amt ist. Insofern scheinen die Mauer zu Mexiko, das Einreiseverbot für Muslime und Handfeuerwaffen für Kinder bald keine Utopien mehr zu sein", sagt die Politologin.

Um jeden Preis ins Weiße Haus

Zu Trumps Strategie auf dem Weg zum möglichen Präsidentenamt gehört die Angst der Amerikaner vor Terroranschlägen. Erst im Dezember vergangenen Jahres hatte es einen Terroranschlag in San Bernardino gegeben. Dabei wurden 14 Menschen getötet und 21 weitere verletzt.

Nach der jüngsten Schießerei in Orlando setzt Trump auf "Härte und Wachsamkeit", wie auf seinem Twitter-Account zu lesen ist.

Zudem verlässt er sich auf eine weitere Taktik: "Er will ins Weiße Haus. Um jeden Preis. Das will er schaffen, indem er sich als Mann aus der Mitte des Volkes zeigt, als Mann gegen das Establishment", erklärt Dr. Borucki. Obama und Clinton stünden für eben dieses Establishment.

Trump gebe sich daher als Repräsentant des kleinen Mannes. "Und der ist in den USA meist weiß, mittelalt und gehört zu den Verlierern des Wachstums", erklärt Dr. Borucki. Heute könne der kleine Mann den amerikanischen Traum nicht mehr leben. "Doch genau diesen Traum will Trump allen echten Amerikanern ermöglichen", so die Politologin.

Die amerikanische Politik und die amerikanischen Medien werden die Schießerei in Orlando sicherlich noch lange diskutieren. Eine Steilvorlage für Donald Trumps Parolen-Wahlkampf.

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