Nach dem Luftangriff Irans auf Israel steigt die Angst vor einem Flächenbrand im Nahen Osten. Bei "Markus Lanz" warnte Militärexperte Carlo Masala vor einer unkontrollierbaren Dynamik.

Eine Kritik
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Mit rund 180 Raketen griff der Iran am Dienstag Israel an. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte umgehend Vergeltung an, was die Sorge vor einem umfassenden Krieg in der Region schürte. Auch Militärexperte Carlo Masala warnte bei "Markus Lanz" vor einer weiteren Eskalation in Nahost.

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Das war das Thema bei "Markus Lanz"

Nach dem iranischen Raketenbeschuss auf Israel kündigte die israelische Armee weitere Angriffe im Nahen Osten an. Armeesprecher Daniel Hagari erklärte in der Nacht zu Mittwoch, dass die Luftwaffe "weiterhin mit voller Kapazität" und "kraftvoll" im Nahen Osten "zuschlagen" werde, "wie das seit einem Jahr der Fall ist". Zeitgleich warf Hagari dem Iran vor, den Nahen Osten in eine "Eskalation" zu treiben. Grund genug für Markus Lanz, am Mittwochabend über die Gefahr eines Flächenbrands in der Region zu sprechen. Dabei warf er auch einen Blick auf das gefürchtete Atomprogramm des Irans.

Das waren die Gäste

  • Bente Scheller, Politologin: "Das Herzstück der iranischen Abschreckung ist das Atomprogramm."
  • Carlo Masala, Militärexperte: "Was ich sehe, ist die Gefahr, dass wir jetzt in den Bereich der unkontrollierbaren Eskalationen reinkommen."
  • Phoebe Gaa, ZDF-Korrespondentin: "Öffentlich hört man keine kritischen Stimmen im Iran."
  • Katrin Eigendorf, ZDF-Korrespondentin: "Wir sind hier in einer Situation, wo man droht, die Kontrolle zu verlieren."
  • Christoph Ehrhardt, Nahostexperte: "Die Hisbollah hat einen moralischen Schub bekommen durch den iranischen Angriff."
Markus Lanz und Gäste
Laut ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf (r.) droht ein Kontrollverlust im Nahen Osten. © ZDF / Markus Hertrich

Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Nach dem iranischen Luftangriff auf Israel stellte Markus Lanz zu Beginn der Sendung klar: "Es ist die Angst vor dem ganz großen Krieg, (...) die die Welt umtreibt." Die aus Tel Aviv zugeschaltete ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf offenbarte daraufhin, dass der großflächige Raketenangriff "selbst die Soldaten" vor Ort überrascht hätte. "Man kann eigentlich hier gar nicht mehr von einer neuen Eskalation sprechen, weil hier gibt es mittlerweile so viele Eskalationsstufen", sagte Eigendorf ernst.

Die Journalistin ergänzte mahnend: "Wir sind hier in einer Situation, wo man droht, die Kontrolle zu verlieren. Experten sagen immer wieder, der Iran hat eigentlich kein Interesse, Krieg gegen Israel zu führen. (...) Aber man kann auch in eine solche Situation reingeraten - durch eine Dynamik, die wir (...) jetzt hier erleben." Militärexperte Carlo Masala nickte zustimmend: "Wir haben eine Situation gehabt bis gestern, wo man eigentlich annehmen konnte, der Iran will keinen großen Krieg, die Hisbollah will keinen großen Krieg, und eigentlich will Israel auch keinen umfassenden Krieg gegen den Libanon. Und trotzdem sind alle drei Parteien jetzt gerade dabei, genau da reinzuschlittern."

Laut Masala drohe "eine Gemengelage, die kaum jemand überblicken kann", denn "da kommen Dynamiken ins Spiel, die keiner mehr richtig kontrollieren kann". Grund genug für Markus Lanz, nachzuhaken, ob ein Gegenschlag Israels kurz bevorstehe. ZDF-Korrespondentin Eigendorf wollte sich zwar nicht festlegen, sagte jedoch in Bezug auf die Vergeltungs-Drohung von Israels Premier Netanjahu: "In der Rhetorik ist Netanjahu eigentlich nicht von seiner harten Linie abgewichen. (...) Er hat immer mit harten Reaktionen gedroht und das auch umgesetzt."

In dem Zusammenhang fügte Politologin Bente Scheller hinzu, dass Israel ein besonderes Auge auf das iranische Atomprogramm werfe, welches Netanjahu "große Sorgen" bereite. Lanz wollte daraufhin wissen, wie schwierig es sei, das Atomprogramm militärisch zu treffen. Carlo Masala antwortete prompt: "Es ist extrem schwierig, weil wir es mit unterirdischen Anlagen zu tun haben, die sicherlich sehr, sehr gut gehärtet sind. (...) Das wären intensivste Wellen von Schlägen, die sie da fliegen müssten. Das würde schon einige Zeit dauern."

Masala warnte daher, dass ein missglückter Angriff auf das iranische Atomprogramm "den kontraproduktiven Effekt" haben könnte, dass der Iran schneller "an der Entwicklung dieses Sprengkopfes arbeitet, als uns lieb ist". Zeitgleich könnte laut Masala jedoch auch der gescheiterte Luftangriff auf Israel den Iran dazu verleitet haben, "zu sagen: 'Wir müssen diese Waffe produzieren, weil wir sehen, dass das Raketenarsenal wirklich nicht gefährlich werden kann'".

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Im Laufe der Sendung versuchte Lanz, zu ergründen, ob nach dem jüngsten Luftangriff auf Israel ein Flächenbrand im Nahen Osten droht. Die geladenen Experten warnten daraufhin vor einer unkontrollierbaren Eskalation, was den Moderator schließlich zu der wenig beruhigenden Einsicht brachte: "Es bleibt unberechenbar."

Das war das Fazit bei "Markus Lanz"

Bei "Markus Lanz" machte Militärexperte Carlo Masala deutlich, dass der aktuelle iranische Angriff auf Israel eine andere Dimension im Vergleich zum Luftangriff im April habe. Während Israel im April noch "genug Zeit" gehabt habe, "sich auf den Angriff vorzubereiten", sei die Vorwarnzeit dieses Mal laut Masala "extrem kurz" gewesen, "was darauf hindeutet, dass es mehr als ein 'symbolischer' Schlag gewesen ist".

Der Militärexperte stellte klar: "Da wollte man schon Sachen zerstören." Lanz fragte daraufhin bei ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa nach der Reaktion im Iran auf den Angriff gegen Israel. Die aus Teheran zugeschaltete Journalistin erklärte, dass es "Feierlichkeiten im ganzen Land" gegeben habe und ein Großteil der Bevölkerung "die Militärschläge des Iran" unterstütze.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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Teaserbild: © ZDF / Markus Hertrich