Belarus schränkt die Arbeit von Journalisten im Land immer weiter ein. Während die Massenproteste gegen ihn weiter anhaltenden, will Alexander Lukaschenko eine freie Berichterstattung soweit wie möglich unterbinden. Nun hat es unter anderem die ARD getroffen.

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Ein Kamerateam der ARD ist nach seiner Berichterstattung über die Massenproteste in Belarus in Minsk vorübergehend festgenommen worden. Die drei Mitarbeiter seien vor ihrem Hotel festgesetzt und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden, teilte der WDR am Samstag in Köln mit. Sie kamen demnach am Vormittag wieder frei. Laut WDR wurde ihnen die Akkreditierung entzogen.

Die autoritäre Staatsführung ging zuletzt massiv gegen Journalisten vor. Bereits am Vortag kamen etwa 50 Journalisten vorübergehend in Polizeigewahrsam, darunter eine Korrespondentin der Deutschen Welle und ein ZDF-Kamerateam.

Unabhängige Berichterstattung in Belarus immer schwieriger

WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn sagte zu der vorläufigen Festnahme des ARD-Teams: "Ich bin entsetzt über die aktuellen Geschehnisse und halte den Umgang mit unserem Team in Minsk für absolut inakzeptabel." Der Vorfall zeige, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht werde, sagte er. "Wir lassen uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk jedoch nicht einschüchtern und werden alles daran setzen, dass unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können", betonte Schönenborn.

Laut WDR wurden der russische Kameramann und der russische Kamera-Assistent des Landes verwiesen und mit einem fünfjährigen Einreiseverbot belegt. Dem belarussischen Producer drohe ein Prozess.

Der belarussische Journalistenverband sprach von einem massiven Entzug von Akkreditierungen, von dem unter anderem Korrespondenten der Nachrichtenagenturen AFP, AP und Reuters, der britischen BBC sowie des US-Senders Radio Liberty betroffen sind. Die Behörden wollen damit offenbar eine Berichterstattung über die Proteste verhindern.

Festnahmen von Reportern kommen regelmäßig vor

Noch ist unklar, wie vielen ausländischen Journalisten genau die Akkreditierung entzogen wurde. Ein Sprecher des Außenministeriums in Minsk erklärte am Samstag, die Entscheidung sei auf der Grundlage einer Empfehlung der Regierungskommission zum Kampf gegen Terrorismus und Extremismus gefallen.

In Belarus tätige Journalisten werden immer wieder unter Druck gesetzt. Auch vorübergehende Festnahmen von Reportern kommen regelmäßig vor. In Belarus gibt es seit drei Wochen Demonstrationen und Streiks gegen den seit 26 Jahren autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko. (dpa/afp/mf)  © dpa

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