Zahlreiche Prominente aus Politik, Kultur und Medien haben Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) aufgefordert, sich bei ihrem anstehenden USA-Besuch für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange einzusetzen. "Wir erwarten, dass Sie als Mitglied der Bundesregierung bei Ihren bevorstehenden Gesprächen in Washington etwa mit Ihrem Amtskollegen Antony Blinken den Fall Assange zur Sprache bringen und sich deutlich für ein Ende der Verfolgung von Assange einsetzen", schreiben die Unterzeichner in einem von Enthüllungsjournalist Günter Wallraff initiierten offenen Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Baerbock solle sich der Forderung anderer Regierungen nach einer Freilassung von Assange anschließen.

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Die USA versuchen seit Jahren, in einem juristischen Tauziehen die Auslieferung des gebürtigen Australiers aus Großbritannien zu erreichen. Die rechtlichen Möglichkeiten für Assange, sich dagegen zu wehren, sind nun weitgehend erschöpft. Die US-Justiz will ihm wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft. Dem 52-Jährigen wird vorgeworfen, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Unterstützer sehen in Assange einen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.

Die Unterzeichner, unter ihnen Baerbocks Vorgänger Sigmar Gabriel (SPD), die Schriftsteller Daniel Kehlmann und Navid Kermani, der Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff, Frauenrechtlerin Alice Schwarzer und mehrere Chefredakteure, halten Baerbock vor: "In Ihrem Einsatz für verfolgte Journalisten darf es keine doppelten Standards geben. Es ist paradox, berechtigte Kritik an der Unterdrückung von Journalisten in Diktaturen zu üben, aber zu der Verfolgung von Assange durch die Führungsmacht des freien Westens zu schweigen."  © dpa

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