Gerade hatte sich US-Außenminister Mike Pompeo zuversichtlich gezeigt, dass der Konflikt um die Inhaftierung des amerikanischen Pastors Andrew Brunson bald beigelegt werden könnte. Nun geht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen mehrere Minister der Trump-Regierung vor.

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Nach den Sanktionen der USA gegen türkische Minister ergreift die Türkei nun entsprechende Gegenmaßnahmen: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete am Samstag an, dass mögliche Vermögen der US-Minister für Justiz und Inneres in der Türkei eingefroren werden. Das gab er er in einer Fernsehansprache in Ankara bekannt.

Erdogan: "Haben uns in Geduld geübt"

"Bis gestern Abend haben wir uns in Geduld geübt", sagte Erdogan. "Wir werden die Vermögen der amerikanischen Minister für Justiz und Inneres in der Türkei einfrieren, falls sie welche haben."

Sein Land wolle sich nicht an einem "Spiel" beteiligen, das lediglich Verlierer kenne, betonte der Staatschef. "Einen politischen und juristischen Streit auf die wirtschaftliche Ebene zu verlagern, schadet beiden Seiten."

Hintergrund des Streits zwischen den beiden Nato-Partnern ist die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson, der in der Türkei derzeit unter Hausarrest steht. Washington verlangt, dass er freigelassen wird.

Pompeo zeigte sich zunächst hoffnungsvoll

US-Außenminister Mike Pompeo hatte sich zuvor optimistisch gezeigt und damit gerechnet, dass Pastor Andrew Brunson bald freigelassen wird. "Ich bin hoffnungsvoll, dass wir dazu in den kommenden Tagen und Wochen Fortschritte machen werden", sagte Pompeo am Rande des Regionalforums des südostasiatischen Staatenverbands Asean in Singapur.

Dort war es am Freitag bei einem Gespräch mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu allerdings zu keiner Einigung in dem Fall gekommen.

Dennoch lobte Pompeo am Samstag das "konstruktive Gespräch" mit Cavusoglu. Er habe "klargemacht", dass es "höchste Zeit" für die Freilassung des US-Pastors sei. Trotz der derzeitigen Spannungen wolle Washington weiterhin mit dem Nato-Partner Türkei "kooperativ" zusammenarbeiten.

Auch Cavusoglu hatte das Treffen am Freitag als "konstruktiv" bezeichnet. Zugleich warnte er die USA vor "Drohungen und Strafmaßnahmen".

US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch Sanktionen gegen die türkischen Minister für Inneres und Justiz wegen ihrer Rolle bei der Inhaftierung des US-Pastors verhängt.

Diese seien für die Festnahme und Inhaftierung des Pfarrers verantwortlich. Die Verfolgung des Geistlichen sei "unfair und ungerechtfertigt". Demnach wird Vermögen der Minister in den USA eingefroren, US-Bürger dürfen keine Geschäfte mit ihnen machen. Gül und Soylu betonten, in den USA kein Vermögen zu haben.

Sanktionen dürften symbolische Wirkung haben

Es ist unwahrscheinlich, dass die von Erdogan genannten US-Minister Vermögenswerte in der Türkei besitzen. Die Sanktionen beider Seiten dürften daher in erster Linie symbolische Wirkung haben.

Nach Angaben von Experten könnten die Strafmaßnahmen der USA gegen ihren Nato-Partner trotzdem erheblichen Schaden anrichten, indem sie der ohnehin schwer angeschlagenen türkischen Wirtschaft zusätzlich zusetzen.

Brunson befindet sich seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage und der Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sowie der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen in türkischer Untersuchungshaft.

Trump und sein Vize Mike Pence dringen seit Langem auf die Freilassung des Pfarrers, der vor seiner Festnahme in der westtürkischen Küstenstadt Izmir zwei Jahrzehnte lang eine kleine Kirche betrieben hatte. Vergangene Woche wurde Brunson zwar in den Hausarrest verlegt, doch wurde das Verfahren gegen ihn aufrechterhalten. (pak/AFP)

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