Nach dem Abschuss eines Bombers vom Typ Suchoi Su-24 durch das türkische Militär an der türkisch-syrischen Grenze hat Russland bereits Sanktionen gegen Ankara erlassen. Darüber hinaus blamieren sich russische Politiker momentan mit haarsträubenden Vorschlägen.

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Das Verhältnis zwischen Russland und der Türkei, zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, gilt als vergiftet. Den von Moskau angedrohten Maßnahmen sollen ab dem 1. Januar 2016 Taten folgen.

So soll etwa die Einfuhr von Hühner- und Putenfleisch, Tomaten, Apfelsinen, Weintrauben und Salz aus der Türkei verboten werden. Zudem tritt eine Visapflicht für türkische Staatsbürger in Kraft.

Gedankenspiele von Hardlinern

Einigen politischen Hardlinern gehen diese Sanktionen nicht weit genug. Sie wagen sich an aberwitzige Gedankenspiele, mit denen vor allem die anti-türkische Stimmung im Land geschürt werden soll.


Sergej Furgal von der russisch-nationalistischen Partei LDPR will der Türkei über Russlands Magen an den Kragen und bringt ein landesweites Döner-Verbot ins Spiel.

Für noch mehr Gelächter sorgt ein Vorschlag aus der Hauptstadt. Ein Moskauer Stadtrat fordert ein Verbot von türkischen Soaps und Serien im russischen Fernsehen.

Es wäre dabei zweifellos von Vorteil gewesen, hätte sich der Stadtrat über die aktuelle Fernsehlandschaft in Russland schlau gemacht - momentan gibt es nämlich keine türkischen Produktionen im russischen TV und ergo auch nichts zu verbieten.

Schirinowski fordert den großen Wurf

Bei allem Unfug ist es aber Wladimir Schirinowski, der den Peinlichkeiten die Krone aufsetzt. Der rechtsradikale Populist und Vorsitzende der LDPR will sich nicht mit Dönern und Fernsehen abgeben, sondern denkt über den ganz großen Wurf nach - konkreter: den ganz großen Abwurf.

Wenn man schon keine türkischen TV-Serien hat, Atomwaffen hat man ausreichend - so lautet wohl die Formel. Und eine dieser Bomben könne man doch auch auf die Türkei werfen, meint der LDPR-Chef.

"Es ist sehr einfach, Istanbul zu vernichten. Man muss nur eine Atombombe über dem Bosporus abwerfen und die Stadt wird überflutet", meint Schirinowski.

Ungeachtet der peinlichen Absurditäten macht Putin aber tatsächlich ernst. Die russische Sanktionsliste umfasst neben dem Einfuhrverbot für türkische Lebensmittel weitere Maßnahmen.

Anstellungsverbot für Türken

So wird russischen Unternehmen untersagt, einen Anstellungsvertrag mit Türken abzuschließen und türkische Baufirmen brauchen künftig für Arbeiten in Russland eine Sondergenehmigung.

Auch Gespräche über ein Handelsabkommen und der Plan für einen gemeinsamen Investitionsfonds liegen derzeit auf Eis.

Experten sehen in dem Konflikt zwischen Russland und der Türkei ein brandgefährliches Eskalationspotenzial, zumal Wladimir Putin momentan keine Signale aussendet, den Streit tatsächlich beenden zu wollen.

Ein von Erdogan erwünschtes Vier-Augen-Gespräch am Rande der UN-Klimakonferenz lehnte der russische Präsident bereits ab.

Putin: IS liefert Öl an Türkei

Putin wirft der Türkei vor, den russischen Bomber gezielt abgeschossen zu haben, um Erdöl-Lieferungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" an die Türkei zu decken. Eine schwere Anschuldigung, die Erdogan erbost zurückgewiesen hat.

Noch scheint keine Entspannung in der türkisch-russischen Krise absehbar. Dass eine Annäherung im aktuellen Kampf gegen den IS zwingend nötig ist, ist unstrittig.

Absurde Vorschläge von Döner-Verbot bis Atombomben-Abwurf sind da wenig zielführend.

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