• Die USA sagen, es sei offensichtlich, dass die russische Armee für die Verbrechen in Butscha verantwortlich ist.
  • Russland weist die Vorwürfe zurück und will dem UN-Sicherheitsrat entsprechende Beweise vorlegen.
  • Satellitenbilder bestärken den Verdacht, dass russische Soldaten für die Tötung von Zivilisten verantwortlich sind.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen gegen Zivilisten in Butscha und anderen ukrainischen Städten ausgesprochen. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Videobotschaft. Die Bilder aus Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden wurden, hatten am Wochenende international für Entsetzen gesorgt.

Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die Stadt besetzt hatten. Die russische Regierung bestreitet das. Russland wolle dem UN-Sicherheitsrat Beweise dafür vorlegen, dass sein Militär keine Gräueltaten gegen Zivilisten in der Ukraine begangen habe, sagte UN-Botschafter Wassili Nebensja.

USA zu Butscha: Offensichtlich, dass Russland verantwortlich ist

Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums dagegen sind die russischen Streitkräfte für die Verbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha verantwortlich. "Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich - nicht nur für uns, sondern für die Welt -, dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind", sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine ranghohe Person aus dem Ministerium berichtet, das US-Militär könne ukrainische Berichte über die Geschehnisse nicht unabhängig bestätigen, habe aber auch keinen Anlass, diese sie zu bestreiten.

Am Montag veröffentlichte US-Satellitenbilder bestätigten der Satellitenbildfirma Maxar Technologies zufolge, dass einige der in dem Kiewer Vorort in Butscha gefundenen Leichen bereits vor dem Abzug der russischen Truppen dort gelegen hatten. Die Bilder "bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen", so ein Sprecher des Unternehmens.

So ist die Lage: Selenskyj will lückenlose Aufklärung der Verbrechen in Butscha

Die Empörung über Gräueltaten an Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha im russischen Krieg gegen die Ukraine lässt nicht nach. Ukrainische Behörden rechnen mit mehr Opfern in anderen Orten. Im Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Satellitenbilder und Journalisten bestätigen Lage vor Ort

Auf den Satellitenbildern von Mitte März sind mehrere Leichen mutmaßlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. Die "New York Times" verglich die Bilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass sich einige der Leichen bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten.

Fotografen der Nachrichtenagentur AFP hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag eigenen Angaben nach rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen, einige davon mit gefesselten Händen. Auch Reporter des "Spiegel" berichteten von vor Ort, am Sonntagmittag hätten "allein auf einer Straße noch elf Leichen" gelegen. Augenzeuginnen und Augenzeugen gaben demnach an, Bewohner der Stadt seien von russischen Soldaten erschossen worden. Ein Angestellter eines örtlichen Bestattungsunternehmens sprach von zwei Massengräbern mit insgesamt fast 100 Toten. "Das wären deutlich weniger als jene 300, von denen der Bürgermeister laut der Nachrichtenagentur AFP gesprochen haben soll", so das Nachrichtenmagazin.

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Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft verzeichnete nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Meldungen über mutmaßliche russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa laut der Nachrichtenagentur Unian. Die Generalstaatsanwaltschaft arbeite an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

Präsident Selenskyj verkündete, die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen: "Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von seinen Mitbürgern (in der Ukraine) gemordet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat." Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. "Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!", so Selenskyi, der Butscha am Montag besuchte. (AFP/dpa/mbo/okb)

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