- Kurz vor einer vermuteten Offensive in der Ost-Ukraine lässt Kreml-Chef Wladimir Putin eine neue Figur ans Ruder.
- Der kriegserfahrene Kommandeur Alexander Dwornikow soll den russischen Truppen als zentraler Befehlshaber zum Sieg verhelfen.
- Für die Ukraine verheißt das nichts Gutes – denn Dwornikow hat sich in anderen Schlachten bereits einen bezeichnenden Namen gemacht.
Er ist groß gewachsen, sein graues Haar schon schütter, der Blick aus den blauen Augen stählern. Noch ist die neue Personalie vom Kreml nicht offiziell bestätigt worden, schon jetzt warnen Kriegsexperten allerdings: Es verheißt nichts Gutes, wenn Kommandeur Alexander Dwornikow im Krieg in der Ukraine das Ruder übernimmt.
Denn die internationale Gemeinschaft kennt den 60-Jährigen bereits unter dem Beinamen "der Schlächter von Syrien". Dort führte der aus dem südrussischen Ussurijsk stammende General 2015 die russischen Truppen. Er organisierte die Zerstörung syrischer Städte und hinterließ mit seinen Truppen eine Spur des Grauens.
Dwornikow ist ein kriegserfahrener General
Dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verhalf Dwornikow maßgeblich mit seiner "Strategie der verbrannten Erde" zu Erfolgen. Putin zeichnete ihn deshalb 2016 mit einer der höchsten Ehren des Landes aus: dem goldenen Stern des Helden Russlands, den der Kommandeur seitdem am weiß-blau-roten Band auf der Brust trägt. Viele weitere Orden zählen dazu – Verdienstmedaillen des Vaterlandes beispielsweise oder Tapferkeitsorden.
Auch jetzt setzt Putin wieder auf den kriegserfahrenen General, der bereits als Heranwachsender die Suworow-Militärschule besuchte und mit 18 Jahren in die Armee wechselte. Erfolge sind für den Kreml-Chef zum jetzigen Zeitpunkt wichtig: Der 9. Mai, der "Tag des Sieges", rückt näher. Es könnte sein, dass Putin seiner Bevölkerung bis dahin etwas als Sieg präsentieren möchte.
Dwornikows Position gab es zuvor nicht
Die Position, die Dwornikow nun bekleidet, hat es laut westlichen Informationsquellen zuvor nicht gegeben. Erstmals in der jüngeren Geschichte überlässt Putin damit einem einzigen Kommandeur die zentrale Planung und Koordinierung der russischen Invasionstruppen. Zuvor sollen die einzelnen Kommandeure in Städten wie Charkiw und Kiew oder im Donbass relative Handlungsfreiheit genossen haben.
Kriegserfahrung hat Dwornikow jedenfalls eine Menge: 1982 führte er erstmals einen Zug an, seitdem hat er sich stetig nach oben gearbeitet. Zuletzt kommandierte Dwornikow die Soldaten des südlichen Militärdistrikts, dazu zählt beispielsweise auch die auf der Krim stationierte Schwarzmeerflotte.
Keine Rücksicht auf Verluste
Dass massive Zerstörung und keine Rücksicht auf zivile Opfer zu Dwornikows Handschrift gehören, hat er auch im Krieg in Tschetschenien um die Jahrtausendwende unter Beweis gestellt. Damals war der General, der nun kurz vor einer vermuteten Offensive in der Ost-Ukraine als zentrale Figur ins Spiel kommt, an der Erstürmung Grosnys beteiligt. Die Stadt wurde dabei dem Erdboden gleichgemacht, Tausende Zivilisten kamen ums Leben. Im Westen steht der Putin-Getreue, der Tausende Flugeinsätze und Hunderte "befreite Siedlungen" verbucht, auf der Sanktionsliste.
Bislang bleiben aus russischer Sicht die Erfolge beim Krieg in der Ukraine aus. Vor allem der Widerstand der ukrainischen Armee und Zivilbevölkerung hat Putins Plan einer schnellen Vereinnahmung bisher durchkreuzt. Dwornikow soll das Blatt für Russland wenden - mutmaßlich wird er das mit äußerster Brutalität versuchen.
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