Die US-Regierung will bei der Entwicklungshilfe stark sparen. Das könnte den Kampf gegen die gefährliche Infektionskrankheit Tuberkulose in der Ukraine und damit auch in Europa bremsen. Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einer weltweiten Zunahme von Todesfällen.

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Der harte Sparkurs, den US-Präsident Donald Trump und sein enger Berater Elon Musk bei den Staatsausgaben verfolgen, hat Folgen weit über die Landesgrenzen hinaus. Ein Beispiel dafür ist die Ausbreitung von Tuberkulose. Hilfsorganisationen warnen, dass der Kahlschlag bei der US-Entwicklungshilfebehörde USAID zu einer weltweiten Zunahme der Infektionen und Todesfälle durch die hartnäckige Infektionskrankheit führe.

Davon betroffen sind nicht nur Entwicklungsländer wie der Kongo, sondern auch die Ukraine und dadurch letztlich auch die EU-Staaten.

Die Lage sei "sehr gefährlich, sogar für die Europäische Union", sagt eine Quelle bei den Hilfsorganisationen in Genf der Nachrichtenagentur AFP. Sie verweist auf das besondere Risiko durch resistente Tuberkulose-Erreger in der Ukraine und der früheren Sowjetrepublik Georgien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte Anfang März, durch das Einfrieren der Hilfsgelder für Programme gegen Tuberkulose seien "Millionen Leben" in Gefahr.

Tödlichste Infektionskrankheit weltweit

Die USA waren lange der größte Geldgeber für die weltweite Bekämpfung von Tuberkulose (Tbc). Die von Bakterien ausgelöste Lungenkrankheit, die früher als Schwindsucht bekannt war, ist nach ihrer zwischenzeitlichen Ablösung durch Corona heute wieder die tödlichste Infektionskrankheit weltweit.

Nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus vor zwei Monaten hat Präsident Trump jedoch viele von den USA finanzierte Programme gegen Tuberkulose und andere gefährliche Krankheiten wie Aids und Malaria abrupt gestoppt. Trumps Berater Musk brüstet sich damit, mit seiner Regierungsabteilung für staatliche Effizienz (Doge) die Entwicklungsbehörde USAID durch den "Schredder" zu jagen.

Vergangene Woche teilte US-Außenminister Marco Rubio mit, dass 83 Prozent aller USAID-Verträge eingestellt würden. Dabei blieb unklar, welche Programme von der Streichwut verschont bleiben.

Erste Folgen in der Ukraine

In der Ukraine wurde wegen der US-Kürzungen ein Programm zur Aufklärung von Kindern über die Gefahren durch Tuberkulose drei Tage vor dem geplanten Starttermin in den Schulen gestoppt. Olya Klymenko, deren Organisation zwei Jahre in die Vorbereitung des Programms gesteckt hat, sagt, durch den Stopp kurz vor dem Start sei viel Geld verschwendet worden. Eine solche Entscheidung sei ein "sehr schlechter Deal", fügt sie mit Blick auf Trumps Rotstift-Politik hinzu.

Klymenko fürchtet, dass durch die Kürzung der US-Hilfsgelder die Fortschritte gegen Tbc zunichte gemacht werden, die seit ihrer eigenen Infektion vor einem Jahrzehnt gemacht wurden. "Als Mensch, der behandelt wurde, als noch die alten Ansätze verfolgt wurden, weiß ich ganz genau, was wir jetzt verlieren", sagt Klymenko. "Die Menschen leiden enorm."

Klymenkos in Genf ansässige Organisation bekam bis vor Kurzem US-Gelder im Rahmen der Stoppt-Tbc-Partnerschaft. Ende vergangenen Monats erhielt sie ein Schreiben der US-Regierung, dass die gesamte Finanzierung gestrichen werde. Die schlechte Nachricht traf noch rund 150 weitere lokale Organisationen in aller Welt, die in betroffenen Ländern auf Tbc testen und Patienten behandeln und betreuen.

Später bekam Stop TB ein neues Schreiben der US-Regierung. "In dem neuen Brief steht, dass alle Arbeiten wieder aufgenommen werden sollen wie geplant", sagt die Stop-TB-Leiterin Lucica Ditiu. Tage nach dem Schreiben ist aber weiter unklar, ob es bei der Entscheidung bleibt und wann tatsächlich wieder Gelder aus den USA fließen.

Ditiu warnt, wenn Tuberkulose-Fälle nicht getestet und behandelt würden, hätte dies einen weltweiten "Schneeballeffekt". Schon jetzt gebe es Tbc-Erreger, die gegen die meisten Antibiotika resistent seien. Ditiu fürchtet, dass sich infolge der ausbleibenden US-Unterstützung und deswegen abrupt gestoppter Behandlungen von Infizierten ein Tbc-Keim entwickeln könnte, gegen den gar nichts mehr helfe.

Auch USAID-Mitarbeiter warnt vor steigender Fallzahl

Laut einem internen USAID-Memo eines mittlerweile entlassenen hochrangigen Mitarbeiters werden die US-Kürzungen die Zahl der Tuberkulose-Fälle in die Höhe schnellen und die Rate resistenter Tbc-Erreger auf 30 Prozent steigen lassen. "Die USA werden an ihren Toren mehr Fälle von schwer zu behandelnder Tbc haben", zitierte die "New York Times" Anfang des Monats aus dem alarmierenden Memo.

Dass auch der reiche Industriestaat USA gegen den Tuberkulose-Erreger nicht immun ist, zeigte unlängst die Ausbreitung der Krankheit in Kansas City. Berichten zufolge handelte es sich um den schwersten Tbc-Ausbruch in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten. (afp/bearbeitet von fab)