Mit Spannung wurde eine Reaktion von Russlands Präsident Wladimir Putin auf den mutmaßlichen Tod des Chefs der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, erwartet. Nun meldete sich der Kreml-Chef und sprach der Familie Prigoschins sein Beileid aus.

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Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz indirekt bestätigt. Er benutzte die Vergangenheitsform und sagte, Prigoschin "war ein talentierter Mann" mit einem schwierigen Schicksal, wie russische Agenturen am Donnerstag meldeten.

Weiter bezeichnete Putin ihn in einer im Fernsehen übertragenen Sitzung als einen Mann, "der in seinem Leben schwere Fehler begangen hat, aber die notwendigen Ergebnisse erzielte". Die bei dem Flugzeugabsturz vermutlich gestorbenen Mitglieder der Söldnertruppe Wagner hätten einen "bedeutenden Beitrag" zu der seit Februar 2022 laufenden Militäroffensive in der Ukraine geleistet. Die Ermittlungen zum tödlichen Absturz des Flugzeugs würden "bis zum Ende" geführt.

"Wir werden sehen, was die Ermittler in naher Zukunft sagen werden. Die Untersuchung ist im Gange, eine technische und genetische Untersuchung", sagte Putin weiter. Dies werde "einige Zeit" in Anspruch nehmen. Prigoschin, den Putin eigenen Angaben zufolge "seit Anfang der 1990er Jahre kannte", sei am Tag des Flugzeugabsturzes aus "Afrika zurückgekehrt", sagte der Kreml-Chef weiter. Er sprach den Angehörigen Prigoschins sein Beileid aus.

Am Mittwochabend war Prigoschins Privatjet auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt. Alle zehn Insassen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Auf der Passagierliste des Flugs stand unter anderem Prigoschins Name. Die Behörden haben den Tod des reichen und einflussreichen Geschäftsmanns allerdings offiziell noch nicht bestätigt. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit DNA-Abgleich soll die Identität der Leichen klären.

Kreml hat lange zum mutmaßlichen Tod Prigoschins geschwiegen

Der Kreml hatte lange nicht auf die Todesnachricht reagiert. In den staatlichen Medien wurde darüber ebenfalls nur am Rande berichtet. Kreml-Chef Wladimir Putin, als dessen Günstling Prigoschin lange galt, tauchte kurz nach dem Bekanntwerden des Absturzes bei einem Konzert zu den Feierlichkeiten des 80. Jahrestags der Schlacht von Kursk auf. Putin hatte Prigoschin nach dessen kurzzeitigem Aufstand gegen die eigene Militärführung als Verräter bezeichnet, offiziell ihm später aber Amnestie gewährt.

Der Absturz Prigoschins sei keine Überraschung gewesen, berichtete das unabhängige Internetportal Meduza unter Berufung auf einen ungenannten Informanten aus der Kremlverwaltung. "Es gab das Gefühl, dass er nach dem Aufstand schlecht endet, so etwas verzeiht man (im Kreml) nicht", zitiert Meduza den Beamten.

Kiew dementiert Beteiligung

Ein potenzieller weiterer Verdächtigter hat bereits vorsorglich dementiert, in einen Anschlag auf Prigoschin verwickelt zu sein. Die Ukraine hat laut Präsident Wolodymyr Selenskyj nichts mit dem möglichen Tod der Wagner-Führung zu tun. "Alle begreifen, wer daran beteiligt ist", sagte er vor Journalisten am Donnerstag. Gleichzeitig nutze der Tod der Söldnerführung Kiew "im bestimmten Sinne".

US-Regierung: Prigoschins Tod bei Flugzeugabsturz wahrscheinlich

Auch die US-Regierung hält es für wahrscheinlich, dass der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, bei dem aufsehenerregenden Flugzeugabsturz in Russland getötet wurde. Laut der ersten US-Einschätzung, die auf verschiedenen Faktoren beruhe, sei Prigoschin vermutlich bei dem Absturz der Maschine ums Leben gekommen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Donnerstag.

Den USA lägen keine Informationen vor, dass das Flugzeug durch eine Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden sei, sagte Ryder. Entsprechende Berichte seien nach US-Einschätzung nicht korrekt. Weitere Angaben zur möglichen Ursache für den Flugzeugabsturz könne er jedoch nicht liefern.

Die "New York Times" und andere US-Medien berichteten am Donnerstag unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, vermutlich habe eine Explosion an Bord des Flugzeuges den Absturz ausgelöst. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, aber eine Explosion sei derzeit die führende Theorie für die Absturzursache, schrieb die "New York Times". (dpa/afp/cgo)

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