Kremlchef Wladimir Putin ist am ersten Schultag in Sibirien in die Rolle des Lehrers geschlüpft. In einem propagandistisch gefärbten Unterricht rechtfertigte er eine altbekannte Behauptung.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Auftritt vor Schülern das Tempo seiner Truppen bei der Besetzung neuer Territorien in der benachbarten Ukraine gelobt. Die Ukraine habe versucht, mit ihrem Gegenstoß im Gebiet Kursk den Vormarsch der russischen Truppen im Donbass aufzuhalten - vergeblich. "Wir reden jetzt nicht davon, dass wir 200 oder 300 Meter vorankommen", sagte Putin russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Es gehe stattdessen um mehrere Quadratkilometer. "So ein Tempo bei der Offensive im Donbass hatten wir lange nicht."

Putin hat auf dem Weg in die Mongolei in der sibirischen Teilrepublik Tuwa einen Stopp eingelegt, um einen Unterricht im nach Kriegsbeginn neu eingeführten Fach "Gespräche über das Wichtige" zu halten. Der propagandistisch gefärbte Unterricht soll Kindern den politischen Kurs des Kremls näherbringen. Am ersten Schultag ist Putin auch in den vergangenen Jahren immer wieder in die Rolle des Oberlehrers geschlüpft.

Putin wiederholt Behauptung

Im öffentlichen Unterricht wiederholte er die Behauptung, der von ihm befohlene Angriffskrieg diene der Verteidigung des eigenen Landes. "Wir schützen sowohl die Menschen, die im Donbass leben, als auch unsere gemeinsame Zukunft - die Zukunft Russlands, denn wir können es uns nicht leisten, dass vor unserer Nase feindliche Strukturen geschaffen werden, die aggressive Pläne gegen unser Land hegen und ständig versuchen, Russland zu destabilisieren", sagte er. Der Kremlchef spielte damit auf den von Kiew erhofften Beitritt zur Nato an.

Während Putin damit den eigenen Angriff auf fremdes Staatsgebiet einmal mehr rechtfertigte, nannte er die am Gegenstoß auf das Gebiet Kursk beteiligten ukrainischen Soldaten "Banditen", mit denen Russland abrechnen müsse. Im Gebiet Kursk haben die ukrainischen Truppen weiter die Initiative, auch weil Russland darauf verzichtet, zur Abwehr des Angriffs Soldaten aus dem Hauptangriffsgebiet in Donezk abzuziehen. (dpa/bearbeitet von mbo)

Jetzt heulen auch in Kursk jeden Tag die Sirenen

Es könnte ein normaler Sommertag in Kursk sein, doch in der russischen Stadt ist nichts mehr normal. Seit die ukrainische Armee überraschend nach Russland vorstieß, heulen mehrmals am Tag die Sirenen. Die Stadt hat mobile Minibunker aufgebaut, die Schutz vor ukrainischen Drohnen bieten sollen. Wie gehen die Menschen mit der Bedrohung um?
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © SNA/IMAGO/Vyacheslav Prokofyev