Der Krieg in der Ukraine ist längst auch zu einem Krieg der Drohnen geworden. Dabei hat die Ukraine mit der "Biber"-Drohne einen Pfeil im Köcher, der sogar auf die russische Hauptstadt Moskau zielt.

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Dass Drohnen im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine eine wichtige Rolle spielen, ist spätestens seit dem Abschuss einer solchen über den Dächern Moskaus im Mai bekannt. Damals schlugen zwei kleine Exemplare in der Kuppel des Senatspalasts unweit des Kremls ein. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Die Signalwirkung war jedoch gewaltig. Der Arm der Ukraine reicht jetzt auch bis ins Herz Russlands.

Ukraine kann mit "Biber"-Drohne sogar Moskau erreichen

Seitdem hat sich einiges getan. Während die Ukraine zunächst auf die türkische Bayraktar-Drohne gesetzt hatte, ist es jetzt die Bober ("Biber"), die Russland in die Bredouille bringt. Denn die kostengünstige und aus einfachsten Materialien gefertigte Drohne kann nach ukrainischen Angaben mit bis zu 20 Kilogramm Sprengstoff ausgestattet werden und bis zu 1.000 Kilometer weit fliegen. Der Stückpreis soll bei knapp 100.000 Euro liegen.

In den vergangenen Wochen meldete die russische Militärführung immer wieder Angriffe durch Drohnen auf Moskau. Und obwohl sich solche Angriffe "an der Frontlinie" mehr lohnen würden, wie der israelische Militärexperte Sergey Migdal der Deutschen Welle (DW) sagt, geht es hier vor allem um die Signalwirkung. "In dem Sinne ist die Bedeutung dieser Angriffe relativ gering: Sie werden weder russische Flugplätze, noch die russische Luftwaffe eliminieren", erklärt Migdal in dem DW-Interview.

Was allerdings mit den Angriffen erreicht wird, ist "eine medienwirksame Botschaft zu senden – sowohl an die Welt als auch an die eigenen Bürger –, dass die Ukraine nicht untätig ist, sondern auf die russische Aggression reagiert", führt Migdal weiter aus. Und die Militärexpertin Ulrike Franke vom European Council on Foreign Relations (ECFR) in Paris sagt ebenfalls der DW, "man sende ein Signal, dass der Krieg nicht weit weg sei, sondern nach Russland kommen könne."

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Angriffe könnten Russland reizen

Dies könnte laut Experte Migdal und seinem israelischen Kollegen Igal Levin zum einen dazu führen, Russland zu einer unüberlegten Handlung zu provozieren. Man könnte "aus Frust einen türkischen Frachter versenken, was Russland dann große Probleme mit Erdogan bringen würde, welche Moskau eigentlich vermeiden will", sagt Migdal.

Levin sieht in den ukrainischen Angriffen eher einen Angriff auf die russische Infrastruktur. "Die Angriffe auf Moskau zielen nicht darauf ab, eine Million Menschen zu töten. Das ist weder notwendig noch sinnvoll. Ziel ist es, den Luftraum und die Logistikwege zu blockieren, Flughäfen und den Transport lahmzulegen. Funktioniert das? Zweifellos", sagt Levin im Gespräch mit der DW aus.

Obwohl die Drohnen eine eher geringe Sprengwirkung besitzen, könnten die dauerhaften Angriffe auf die Infrastruktur nachhaltig wirken. "Ich sage voraus, dass es dazu führen wird, dass alle ausländischen Fluggesellschaften Moskau bis zum Ende des Krieges meiden werden. Erste fangen damit schon an", prophezeit Migdal. Das wäre nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, sondern auch eine heftige Kerbe in der Außen- und Innendarstellung Russlands.

Drohnen werden kaum von der Luftabwehr erkannt

Vorteil der Bober sowie der australischen Drohne "Corvo" ist, dass sie schwer für die Luftabwehr zu erkennen sind. Das gibt ihnen die Möglichkeit, auch weit entfernte Ziele im russischen Staatsgebiet zu erreichen. So wird eine Corvo-Drohne – die aus Pappe hergestellt wird – für den Angriff auf die Luftwaffenbasis in Kursk verantwortlich gemacht, heißt es beim "Spiegel".

Die Ukraine scheint also auf Masse statt Klasse zu setzen. Die beiden Drohnen können günstig und in großer Stückzahl gefertigt werden. Durch die große Menge an feindlichen Flugobjekten will die Ukraine die russische Flugabwehr überfordern. Denn das Land ist zwar gut auf Angriffe mit Raketen eingestellt, die kleinen Drohnen bereiten Russland aber zusehends Probleme.

Wie reagiert Russland darauf? Laut Spiegel schlägt das Land wütend um sich. Vermehrt werden Raketenangriffe auf Kiew gemeldet. Und auch die eigenen Drohnenbestände sollen in den letzten Monaten wieder aufgestockt worden sein. Laut dem Institute for the Study of War würde dies aber nicht reichen, um eine ähnlich aggressive Kampagne auf die ukrainische Infrastruktur wie im vergangenen Winter zu fliegen, heißt es beim Spiegel weiter. Sollte die Ukraine jetzt auch noch die versprochenen F-16-Kampfjets geliefert bekommen, dann könnte sich das Gleichgewicht in der Lufthoheit weiter in Richtung Ukraine verlagern. (dpa/the)

Verwendete Quellen:

  • Material der dpa
  • Deutsche Welle: Drohnenattacken auf Moskau: "Das ist erst der Prolog"
  • Der Spiegel: Der Biber, der den Russen Angst macht
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