Laut eines Facebook-Beitrags hat Robert Habeck angeblich vorgeschlagen, Menschen sollten mehr arbeiten, damit Waffenlieferungen in die Ukraine finanziert werden können. Für eine 42-Stunden-Woche sprach sich aber nicht Habeck, sondern ein Wirtschaftsvertreter aus – in einem völlig anderen Zusammenhang.

Auf Twitter und Facebook verbreitet sich seit Anfang Juni ein angebliches Zitat von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: "Es ist für jeden Bürger zumutbar, 42 Stunden in der Woche zu arbeiten, um die Waffenlieferungen in die Ukraine zu finanzieren." Einige Nutzerinnen und Nutzer empören sich über Habecks angeblichen Vorstoß: "Jetzt spinnt der Typ komplett", schreibt einer; andere sind skeptisch: "Das muss ein Fake sein."

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

Wir fanden das angebliche Zitat von Habeck weder über eine Google-Suche, noch in der Online-Zitatdatenbank Genios. Eine Suche mit englischen Stichworten zu Habeck und einer 42-Stunden-Woche liefert ebenfalls keine relevanten Ergebnisse. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte der DPA mit, es handle sich um ein falsches Zitat, Habeck habe das nie gesagt.

Panzerhaubitze 2000

Waffenlieferung: Erste deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine eingetroffen

Lange hat die Ukraine auf die ersten schweren Waffen aus Deutschland gewartet, jetzt sind sie da: Mit der Panzerhaubitze 2000 aus Bundeswehrbeständen hoffen die ukrainischen Streitkräfte, der übermächtigen russischen Artillerie besser standhalten zu können. (Vorschaubild: Niederländische Panzerhaubitze 2000 beim Transport auf der A1 bei Manderscheid (Symbolbild, Aufnahmedatum 16.05.2022) © Thomas Frey)

Präsident des Industrieverbands BDI hatte 42-Stunden-Woche vorgeschlagen und mit Fachkräftemangel begründet

Über unsere Suche nach Habecks angeblicher Aussage zu einer 42-Stunden-Woche stießen wir auf mehrere Medienberichte vom 19. Juni über den Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm – er hatte von einer 42-Stunden-Woche gesprochen. Um die Ukraine geht es darin jedoch nicht.

Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Russwurm: "Im Kampf gegen den Fachkräftemangel sei eine 42-Stunden-Woche sinnvoller" als eine allgemeine Einführung der Rente mit 70. Zuvor hatte sich auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, für eine 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit ausgesprochen.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier

CORRECTIV ist ein gemeinnütziges, unabhängiges und vielfach ausgezeichnetes Recherchezentrum. Die investigativen Journalisten recherchieren langfristig zu Missständen in der Gesellschaft, wie dem CumEx-Steuerraub oder illegaler Parteifinanzierung.
Eine eigene Faktencheck-Redaktion - CORRECTIV.Faktencheck - überprüft irreführende Behauptungen und Gerüchte in den sozialen Medien. Die Faktenchecker erklären, wie Falschmeldungen unsere Wahrnehmung beeinflussen und wie Sie sich vor gezielten Falschmeldungen schützen können.
Alle zwei Wochen erhalten Sie die neuesten Faktenchecks zu Gerüchten im Netz direkt in Ihr Postfach: Abonnieren Sie hier den CORRECTIV Newsletter

Wenn Sie auf mögliche Falschmeldungen oder Gerüchte stoßen, können Sie diese CORRECTIV.Faktencheck zur Überprüfung schicken - entweder über den CrowdNewsroom oder über WhatsApp an die +49-151-17535184.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.