- Über Stunden berieten die Kultusminister die Corona-Lage.
- Schon vorher war klar: Für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte gelten in Deutschland in den kommenden Wochen unterschiedliche Regeln.
- Einigkeit herrscht aber beim Thema Abiturprüfungen.
Die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland sollen ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen. Die Kultusministerinnen und Kultusminister lassen die Abschlussprüfungen im Schuljahr 2020/2021 durchführen, wie die Kultusministerkonferenz nach einer Mitteilung vom Donnerstag beschlossen hat. Insgesamt legten sich die Kultusminister grundsätzlich auf einen Öffnungskurs fest. Gleichzeitig verzichteten die Länder auf einheitliche Schritte. Mehrere Länder hatten schon angekündigt, dass die meisten Schülerinnen und Schüler nach den Osterferien mit Homeschooling unterrichtet werden.
«Als Kultusministerinnen und Kultusminister sehen wir es als unsere Aufgabe, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben und uns dafür einzusetzen, ihnen – soweit es geht – ihre Lebenswelt zurückzugeben», beschlossen die Minister nach stundenlangen Beratungen. Die Länder wollen begleitet durch eine umfassende Test- und Impfstrategie so viel Präsenzunterricht wie möglich anbieten, «im modifizierten Regelbetrieb oder im Wechselmodell». Vor allem Abschlussklassen hätten Vorrang beim Präsenzunterricht.
Die Testmöglichkeiten sollten so ausgebaut werden, dass allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften und sonstigen an Schule Beschäftigten zweimal wöchentlich die Möglichkeit für einen Selbsttest angeboten werden kann. Auch künftig müssten die Hygieneregeln strikt eingehalten werden. Allen Beschäftigten an Schulen mit Schülerkontakt solle ein früher Impftermin angeboten werden. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die Brandenburger Ressortchefin Britta Ernst (SPD), sagte: «Die Bildungspolitik steht auch in dieser schwierigen Phase der Corona-Epidemie in der Verantwortung, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung und Unterricht zu gewährleisten.»
Infektionsgeschehen bei Kinder und Jugendliche nimmt zu
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, sagte: «Obgleich auch in der Politik die einsichtigen Stimmen zuletzt lauter wurden, dass es für Schule endlich verbindliche, bundeseinheitliche, evidenz- und indikatorbasierte Regelungen braucht, liefert das Ergebnis der Kultusministerkonferenz wieder einmal das Gegenteil.» Es herrsche Wildwuchs. Der CDU-Vorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich für eine bundesweit einheitliche Regelung ausgesprochen, wie es für die Schulen in der Pandemie nach den Osterferien weitergeht.
In Nordrhein-Westfalen wird mit Ausnahme der Abschlussklassen ab Montag Distanzunterricht für alle anderen Schüler stattfinden, wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekanntgab. Für die Schüler der Abschlussklassen soll es in Nordrhein-Westfalen auch nach den Osterferien Präsenzunterricht in den Klassenräumen geben. Für die übrigen Jahrgänge gelte der Distanzunterricht vorerst nur eine Woche lang bis zum 16. April.
Gebauer sagte, Mediziner hätten im Rahmen der Kultusministerkonferenz bestätigt, dass das Infektionsgeschehen bei Kinder und Jugendlichen zunehme. «Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie», sagte Gebauer zugleich. Laut Lageberichten des Robert Koch-Instituts der vergangenen Wochen spielen die Schulen eine wachsende Rolle bei der Viruszirkulation in Deutschland. Auch in den Kitas infizierten sich viele Minderjährige mit der britischen Corona-Variante. Am Donnerstag teilte das Robert Koch-Instituts mit: «Die Rolle von Kindern und Jugendlichen für die Übertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschließend geklärt.»
Wie es zuvor bereits für NRW angekündigt wurde, führt nun auch Berlin eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. Wechselunterricht in Lerngruppen mit halber Klassengröße soll die Regeln sein. Die Jahrgangsstufen 7 bis 9 bleiben erstmal ausgenommen und sollen ab dem 19. April folgen.
Auch in Baden-Württemberg kündigte die Landesregierung eine neue Teststrategie an. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und auch Hausmeister dürfen ab 19. April ohne negativen Corona-Test nicht mehr am Unterricht teilnehmen oder das Gelände betreten, wenn es mehr als 100 Corona-Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen gibt. Wer in der Woche ab 12. April in die Schulen zurückkehrt, kann sich noch freiwillig testen lassen. Allerdings gibt es Präsenzunterricht in der Woche nach den Osterferien zunächst nur für Abschlussklassen - im Wechselbetrieb. Für Schüler der Klassen 1 bis 7 wird nur eine Notbetreuung angeboten.
In Mecklenburg-Vorpommern hat der Unterricht nach zehntägiger Osterpause bereits begonnen. Dabei kehrten in weiten Teilen des Landes die Schüler der Klassen eins bis sechs sowie der Abschlussklassen zum Präsenzunterricht in ihre Schulen zurück. Brandenburg schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst einmal wieder in den Fernunterricht. In Bayern schalten Schulen in der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Hamburg tut das erst, wenn der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200 liegt. Sachsen verabschiedet sich ganz von der Kopplung an den Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig davon offen.
In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz war bereits wieder Unterricht, auch im Saarland begann er am Donnerstag. Hamburg hatte keine Osterferien, und in Hessen und Schleswig-Holstein dauern die Ferien noch bis Ende kommender Woche. (br/dpa)
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