Stille stürmt die Download-Charts bei Apple und Amazon. Mit einer ausgefallenen Idee will Künstler Raoul Haspel auf die Zustände im überfüllten Flüchtlingslager Traiskirchen aufmerksam machen. Noch nicht einmal erschienen, wird seine Schweigeminute sogar schon im Radio gespielt.

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Seit Dienstag steht in Österreich ein ungewöhnlicher Titel an Nummer eins der iTunes-Charts. Statt Musik gibt es nur Stille zu hören. Genauer: eine Schweigeminute für die Flüchtlinge im Lager Traiskirchen. Hinter der Aktion verbirgt sich der österreichische Künstler Raoul Haspel.

"Ok, meinen ersten Album release habe ich mir auch anders vorgestellt ;) Keine Sorge ich werde kein Rapper!", schreibt Haspel auf Facebook. Auf dem Radiosender FM4 wurde Schweigeminute bereits gespielt - wenn auch nur für ein paar Sekunden.

Noch ist der Titel nicht erschienen, man kann ihn lediglich vorbestellen. Dennoch ist er auch bei Amazon schon auf Platz zwei der Bestseller in Alben vorgerückt.

Erlös geht zu 100 Prozent an die Flüchtlinge

Bei iTunes und Google Play kostet die Schweigeminute 0,99 Euro, bei Amazon 1,29 Euro. Was mit den Einnahmen passiert, beschreibt Haspel auf Facebook: "Der gesamte Erlös von Schweigeminute geht zu 100% an Happy.thankyou.moreplease!! & somit nach Traiskirchen! Jeder Cent kommt an!" Das Label arbeite kostenlos, die Kosten der Download-Plattformen will der Künstler selbst und durch Spenden ausgleichen.

Happy.thankyou.moreplease!! ist eine private Initiative für Flüchtlinge, gegründet von Sophie Pollak und Renate Hornstein. Die Organisation nimmt materielle Spenden von freiwilligen Helfern in Wien entgegen. Diese werden von geschulten Mitarbeitern sortiert und als Care Pakete verpackt. Ehrenamtliche Fahrer bringen die Spenden nach Traiskirchen, um sie dann direkt in die Hände der Flüchtlinge zu übergeben.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Zustände im Flüchtlingslager Traiskirchen kürzlich als "unmenschlich" bezeichnet. "Hier werden mehrere Menschenrechtskonventionen, etwa die UN-Kinderrechtskonvention, verletzt", sagte Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty Österreich. Von den rund 4.000 Menschen im Erstaufnahmelager mussten bis zu 1.500 im Freien schlafen, darunter Schwangere und Frauen mit kleinen Kindern. Zuletzt erhoben die Ärzte ohne Grenzen Vorwürfe: Das Innenministerium gehe bei der Beurteilung der Lage mit "einer gewissen Hinhaltetaktik" vor.

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