Die SPD versucht sich nach Wahlniederlagen und Umfragetief neu zu erfinden. Bei einer Sitzung der Parteispitze in Berlin ist die Führungsriege um ein Bild der Geschlossenheit bemüht. Gleichzeitig drängen Teile der Parteibasis auf einen personellen Neuanfang und auf einen Ausstieg aus der Großen Koalition.
Unmittelbar vor einer Klausurtagung haben führende SPD-Politiker Parteichefin
Auch SPD-Bundesvize
SPD sucht Weg aus der Krise
Mit der Klausurtagung sucht die SPD nach den schweren Wahlniederlagen einen Ausweg aus der tiefen Krise der Partei. Am Sonntagabend traf in Berlin zunächst das Präsidium der Partei ein, am Montag ist eine Sitzung des Vorstandes geplant. Angesichts der Stimmenverluste bei den Wahlen in Hessen und Bayern stehen Nahles und Vizekanzler Olaf Scholz unter Druck, eine Wende herbeizuführen.
Die SPD bleibt - wie die Union - angesichts massiver Konflikte in der Koalition bundesweit im Umfragetief. Nach dem RTL/n-tv-Trendbarometer des Forsa-Instituts liegt die SPD nur noch bei 13 Prozent (gegenüber der Vorwoche minus 1). Nach der Emnid-Umfrage kommt die SPD auf 14 Prozent.
Aus Sicht von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat sich die Partei ihre Schwäche selbst zuzuschreiben. "Das hat weder etwas mit Angela Merkel noch mit der Union zu tun", sagte er der "Welt am Sonntag". "Die SPD ist dann stark, wenn sie eine mutige und optimistische Partei ist." Es sei an ihr selbst, sich thematisch so klar zu positionieren, dass jeder sehe, wofür sie stehe.
Diskussion um Sonderparteitag
Nahles will bei der Klausurtagung den Vorstoß abwehren, den für Ende 2019 geplanten Parteitag samt Wahlen vorzuziehen - und damit früher als geplant über ihre eigene Zukunft und die der großen Koalition zu entscheiden. Allerdings beschloss die schleswig-holsteinische SPD am Samstagabend auf einem Landesparteitag in Kiel die Forderung nach einem Sonderparteitag.
SPD-Vize Malu Dreyer sprach sich dagegen klar für eine Fortsetzung der Koalition aus. Zwar müsse man in einer Koalition Kompromisse eingehen, sagte sie der "Bild am Sonntag". "Trotzdem gilt: In der Opposition kann man nix umsetzen."
Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte vor einem Absinken seiner Partei in die Bedeutungslosigkeit. "Das kann man verhindern, das ist nicht automatisch, aber man muss realistisch sehen, dass das passieren kann", sagte Gabriel der Deutschen Presse-Agentur am Rande eines Besuchs in Martinsburg im US-Bundesstaat West Virginia. "Es gehört viel Anstrengung dazu, das zu verhindern." (mc/dpa)
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