- Kevin Kühnert sieht die queere Szene in der Coronakrise um ihre Treffpunkte gebracht.
- Der SPD-Vize spricht in einem neuen Buch offen über seine Sexualität und auch Schwierigkeiten, mit denen er sich im Alltag konfrontiert sieht.
- Auch Menschen, die sich in einem Coming-out-Prozess befänden, seien von der Krise besonders getroffen, glaubt Kühnert.
SPD-Vize
"Wenn man davon ausgeht, dass sechs oder sieben Prozent aller Menschen homosexuell sind, dann gestaltet sich das Flirtverhalten schwierig", sagt Kühnert. "Wenn du 15 Leute anflirten musst, bis ein Treffer dabei ist, ist das unangenehm. Deswegen sind Safe Spaces so wichtig."
Menschen, die sich im Coming-out-Prozess befinden, haben es laut Kühnert in den vergangenen zwölf Monaten besonders schwer gehabt. "Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich damals ein Jahr nicht rausgekonnt hätte - so wie das während der Pandemie der Fall war. Die Leute mussten zu Hause bleiben und soziale Interaktionen eingrenzen. Das war ein heftiger Einschnitt und zwang viele Menschen dazu, wichtige Identitätsfragen mit sich selbst auszumachen."
Kühnert: Angst vor körperlichen Angriffen auf gleichgeschlechtliche Paare
Kühnert berichtet von einem recht problemlosen Coming-out in seiner Familie. Er sieht jedoch nach wie vor körperliche Angriffe auf gleichgeschlechtliche Paare im öffentlichen Raum als große Gefahr. Deswegen spaziere er auch nicht händchenhaltend durch Berliner Straßen, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzender der SPD.
"Vielleicht habe ich da Komplexe. Ich sehe immer eine Exotisierung dahinter", so Kühnert. "Wenn man 20 Paare sieht, die Händchen halten, und ein homosexuelles Paar darunter ist, merken sich alle das homosexuelle Paar. Niemand würde sagen: "Da sind gerade 19 Hetero-Pärchen an mir vorbeigelaufen." Man sticht einfach heraus." Der Politiker fügte hinzu: "Ich weiß, dass ich mich damit einschränke, wenn ich die Hand eines Mannes nicht halte. Daran sieht man, dass eigentlich überwundene Diskriminierungsmuster im Kopf erhalten bleiben. Vielleicht wird das in 30 Jahren niemanden mehr interessieren, darüber wäre ich sehr glücklich." (dpa/ska)
Söder: Abgeordnete in Maskenaffäre sollen Mandate abgeben und spenden
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.