Das aufsehenerregende Video über den inzwischen zurückgetretenen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sorgte für einen Bruch der rechtskonservativen Koalition in Österreich - eine Woche vor der Europawahl. War der Zeitpunkt für die Veröffentlichung entscheidend?

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Nach den Worten eines "Spiegel"-Redakteurs ist das brisante Video nicht gezielt kurz vor der Europawahl veröffentlicht worden. Die Aufnahmen seien nicht mit Absicht vor der Wahl Ende Mai platziert worden, sagte Wolf Wiedmann-Schmidt dem Sender n-tv im Interview. "Wir haben das Video im Laufe des Monats bekommen und ausgewertet. Und als wir uns dann sicher waren, dass es authentisch und echt ist, haben wir gesagt: Dann publizieren wir das Video."

Das Video zeigt, wie Strache einer vermeintlichen russischen Oligarchin 2017 auf Ibiza öffentliche Aufträge in Aussicht gestellt hatte, wenn sie seiner Partei zum Wahlerfolg verhelfe.

Der Satiriker Jan Böhmermann hatte bereits im April bei der Verleihung des österreichischen TV-Preises Romy in einer Video-Botschaft detaillierte Andeutungen über den Inhalt des Videos gemacht - also noch, bevor es der "Spiegel" hatte.

Keine weitere Auskunft über "private Plaudereien"

Woher das Material kommt, könne er aus Quellenschutzgründen nicht sagen, sagte Wiedmann-Schmidt weiter. Auf die Frage, was sonst auf dem stundenlangen Video zu sehen sei, antwortete er: "Wir haben gezielt eine Auswahl getroffen. Genau die Aussagen, die wir für öffentlich relevant halten. Wir werden nicht private Plaudereien öffentlich machen. Uns ging es nur darum, die politisch brisanten Vorgänge öffentlich zu machen." Laut "Süddeutscher Zeitung", die das Video ebenfalls bekam, wurde das Material in einem verlassenen Hotel auf USB-Sticks übergeben.

Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte die Koalition mit der rechtspopulistischen FPÖ am Samstag aufgekündigt und eine Neuwahl vorgeschlagen. Zuvor war Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurückgetreten. Welche Auswirkungen das auf die Europawahl in einer Woche hat, ist offen. (kad/dpa)

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