Die internationalen Klimaproteste in aller Welt reißen nicht ab. Am Freitag blickte die Welt nach Madrid, wo Zehntausende für mehr Klima- und Umweltschutz protestierten. Auch Greta Thunberg und andere bekannte Gesichter marschierten mit.
Gemeinsam mit der schwedischen Aktivistin
Die 16-jährige Thunberg, die am Morgen unter riesigem Medienrummel mit einem Nachtzug aus Lissabon in Madrid eingetroffen war, hielt wie immer ihr Protestschild mit der schwedischen Aufschrift "Skolstrejk för klimatet" (Schulstreik fürs Klima) im Arm. Sie musste auch bei dem Marsch von Sicherheitsbeamten vor zahlreichen Schaulustigen abgeschirmt werden. Eine Teilnehmerzahl wurde zunächst nicht bekannt.
Protestmarsch in Madrid verläuft friedlich
Über Madrid kreisten Hubschrauber, ein großes Polizeiaufgebot war im Einsatz. Jedoch verlief der bunte Demonstrationszug friedlich. Menschen aller Altersklassen und aus allen Kontinenten forderten auf Plakaten, Schildern sowie mit Sprechchören, Trommeln und Tänzen, den Planeten vor der Zerstörung zu retten. Auch deutsche Spruchbanner waren zu lesen. "Paris war ein Versprechen, aber heute ist Handeln!", hieß es unter anderem mit Blick auf die zögerliche Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, mit dem Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden soll.
"Wenn die Welt eine Bank wäre, dann hätten wir sie schon gerettet", stand auf Plakaten, andere mahnten "Planet über Profit", "Unser Klima macht uns krank" oder "Morgen wird es zu spät sein!" Ein Demonstrant hielt einen großen Globus mit einem Skelett, andere trugen in einem Sarg symbolisch die Erde zu Grabe, manche waren als Insekten verkleidet. Jedoch war die Atmosphäre entspannt, auch teilweise fröhlich. Ein Golden Retriever hatte ein Pappschild umhängen auf dem zu lesen war: "Ich möchte mehr Bäume!" Gleichzeitig war deutlich zu spüren, wie ernst es die Bürger mit ihren Forderungen meinen.
Thunberg nimmt Staaten in die Pflicht
Am Ende der Demo wollte neben Thunberg und Bardem auch die brasilianische Umweltaktivistin Sônia Guajajara von einer großen Bühne zu den Menschen sprechen. Thunberg hatte bereits am Nachmittag bei einer Pressekonferenz mit anderen Aktivisten der Fridays-for-Future-Bewegung an die Gipfelteilnehmer appelliert, endlich handfeste Ergebnisse vorzulegen. "Ich hoffe sehr, dass die COP25 etwas Konkretes hervorbringt", sagte sie und betonte, die Mächtigen der Welt müssten endlich begreifen, wie ernst die Situation sei.
Zwar werde die COP26 im nächsten Jahr als weitaus wichtigerer Klimagipfel angesehen, weil dann gemäß Pariser Klimaabkommen ambitioniertere Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung vorgelegt werden sollen. "Aber halbe Gipfeltreffen können wir uns gar nicht leisten, wir müssen jede Chance nutzen", sagte die Schwedin, die die internationalen Proteste im August 2018 durch ihren Schulstreik angestoßen hatte.
Ankunft von Greta Thunberg war fraglich
Lange war unklar, ob sie es rechtzeitig zur Madrider Konferenz schaffen würde. Im November war sie in den USA auf einem Katamaran in See gestochen und hatte innerhalb von drei Wochen den Atlantik überquert. Thunberg nimmt keine Flugzeuge, um für die Klimakrise zu sensibilisieren. Erst am Freitag wurde bekannt, dass trotz der Klimadebatte in Europa mehr geflogen wird denn je: 2018 wurde laut Statistikbehörde Eurostat in der Europäischen Union eine Rekordzahl von 1,1 Milliarden Fluggästen registriert. Das sei ein Anstieg um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 43 Prozent seit 2010.
Die am Montag eröffnete Klimakonferenz sollte ursprünglich in Chile stattfinden, wurde wegen der dortigen Unruhen aber kurzfristig nach Madrid verlegt. Ab nächster Woche wird auf Ministerebene verhandelt. Mit Spannung wird erwartet, ob die einzelnen Staaten dabei ehrgeizigere Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung formulieren. (mt/dpa)
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