• Seit Neuestem haben die Rechten in den USA einen neuen Schlachtruf, der inzwischen sogar von konservativen Politikern genutzt wird.
  • Doch hinter der vermeintlichen Anfeuerung "Let's go, Brandon" steckt eine üble Beleidigung gegen Präsident Joe Biden.
  • Der Ausruf zeigt einmal mehr das raue politische Klima in den USA und die Spaltung des Landes.

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Er prangt auf T-Shirts, wird in Sportstadien skandiert und sogar von konservativen Politikern genutzt: Der Slogan "Let's Go Brandon" ist in den USA zu einer von vielen Rechten genutzten Beleidigung von Präsident Joe Biden geworden. Denn der harmlos wirkenden Satz (auf Deutsch etwa: "Auf geht's, Brandon") steht in Wirklichkeit für die vulgäre Beschimpfung "Fuck Joe Biden". Dass selbst prominente Republikaner diesen Ausdruck benutzen, zeugt von der Spaltung der USA - und von einem immer raueren Umgangston in der Politik.

So verbreitete sich der Satz in rechten Kreisen

Alles begann am 2. Oktober bei einem Autorennen des Motorsportverbandes Nascar im Südstaat Alabama. Eine Journalistin des Senders NBC interviewte den 28-jährigen Sieger Brandon Brown, als Fans im Hintergrund klar vernehmlich "Fuck Joe Biden" sangen. Die Reporterin sagte daraufhin: "Man kann die Gesänge der Zuschauermenge hören: 'Let's Go Brandon!'"

Ob die Journalistin die Gesänge tatsächlich falsch interpretierte oder die Beschimpfung zu überdecken versuchte, ist unklar. In rechten Kreisen verbreitete sich der Satz aber wie ein Lauffeuer. Er wird jetzt als Möglichkeit genutzt, den Präsidenten zu beschimpfen, ohne das berüchtigte "F-Wort" zu benutzen - jeder weiß, was wirklich gemeint ist.

Sogar Politiker verwenden den Satz

Anhänger des früheren Präsidenten Donald Trump tragen T-Shirts und Plakate mit dem Satz. Der erzkonservative Gouverneur des Bundesstaates Texas, Greg Abbott, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter unter der Überschrift "Let's Go Brandon", die US-Bürger hätten "die Nase voll von Bidens gefährlicher liberaler Politik". Der ebenfalls republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, sprach in einer Rede von der "Brandon-Regierung".

Der konservative Abgeordnete Jeff Duncan sorgte für Empörung, als er im Repräsentantenhaus eine Corona-Schutzmaske mit dem Slogan trug. Auch der konservative Senator Ted Cruz hat den Ausdruck benutzt.

In allen Bereichen des Lebens verbreitet

Songs mit dem Titel "Let's Go Brandon" schafften es sogar in die US-Musikcharts. Und für Schlagzeilen sorgte kürzlich ein Pilot der Fluggesellschaft Southwest Airlines, der den Satz in einer Lautsprecherdurchsage gesagt haben soll. Die Fluggesellschaft sprach von einem "inakzeptablen" Verhalten und leitete eine Untersuchung ein.

Auch bei Sportveranstaltungen ist "Let's Go Brandon" inzwischen weit verbreitet - unter anderem bei Nascar-Rennen, die ein vornehmlich weißes und männliches Publikum anziehen und wo der Slogan seinen Ursprung hat. Die Verantwortlichen sehen das mit großem Unbehagen, sie wollen eigentlich die Politik aus dem Sport heraushalten.

Biden-Anhänger versuchen den Slogan inzwischen ironisch umzukehren. Sie setzten im Internet auf den Hashtag #ThankYouBrandon (Danke, Brandon), um politische Erfolge des Präsidenten zu feiern. (afp/ska)

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