• Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen hat die FDP erhebliche Stimmenverluste erlitten.
  • Aus Sicht des Mainzer Wahlforscher Jürgen Falter sei dafür vor allem ein Faktor verantwortlich: die Corona-Politik der Partei.

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Wahlforscher Jürgen Falter hat die Corona-Politik der Liberalen für das schlechte Abschneiden der FDP bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen verantwortlich gemacht.

"Ein entscheidender Faktor ist, dass die FDP aus Sicht vieler ihrer älteren Anhänger in der Pandemie-Bekämpfung keine glückliche Figur gemacht hat", sagte der Mainzer Politikprofessor der "Augsburger Allgemeinen". "In Corona-Zeiten Freiheit den Vorzug vor Sicherheit zu geben, kommt bei älteren Menschen nicht gut an", betonte Falter.

FDP schafft gerade so Sprung über Fünf-Prozent-Hürde

"Gefährdete Bevölkerungsgruppen entscheiden sich lieber für die Sicherheit einer Maske, statt für die Freiheit sie wegzulassen", fügte der Wahlforscher hinzu. Die FDP hat laut ersten Wahlanalysen bei der Landtagswahl am Sonntag in Nordrhein-Westfalen vor allem in der Wählergruppe der Älteren stark an Stimmen eingebüßt, insgesamt rutschten die Liberalen deutlich ab, schafften aber noch den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.

"Die FDP ist in einer sehr unglücklichen Situation", sagte Falter der Zeitung weiter. "Angesichts des Ukraine-Kriegs war es vielleicht ein Fehler, diesmal das Finanzministerium zu übernehmen und nicht das Außenministerium", erklärte er. Bundesfinanzminister "Christian Lindner ist durch den Krieg und die Pandemie gezwungen, in sehr großem Maße neue Schulden aufzunehmen, was nicht mit seiner bisherigen Rhetorik zusammenpasst."

FDP-Generalsekretär reagiert enttäuscht auf die Wahlniederlage

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zeigte sich unterdessen enttäuscht über das schlechte Ergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. "Das war ein sehr trauriger Tag gestern und auch heute der Tag fühlt sich nicht besser an. Das ist ein schlimmes Ergebnis gewesen", sagte Djir-Sarai am Montag im ZDF-"Morgenmagazin".

Die bisherige Regierungspartei war am Sonntag nur noch bei 5,9 Prozent gelandet. Zwischenzeitlich musste sie sogar um den Wiedereinzug in den Landtag zittern.

FDP-Chef Christian Lindner sprach noch am Wahlabend von einer "desaströsen Niederlage" für seine Partei. "Es ist für uns ein sehr trauriger Abend", sagte Lindner. Gleichzeitig bekräftigte er, dass seine Partei "klare Überzeugungen" und "starke Nerven" habe.

Djir-Sarai sagte, die FDP müsse jetzt vor allem die Gründe für die Wahlniederlage suchen. Seine Partei sei jetzt nicht in der Position, über eine mögliche Koalition nachzudenken. "Wir sind absolut jetzt nicht in der Lage oder wir gehören nicht zu denen, die im Grunde genommen jetzt die Suche nach möglichen Koalitionen und Optionen suchen sollten", sagte der Generalsekretär.

Rechnerisch möglich wäre ein Bündnis mit SPD und Grünen nach dem Vorbild der Ampel-Koalition im Bund. Als viel wahrscheinlicher gilt eine Zweier-Koalition aus CDU unter Ministerpräsident Hendrik Wüst und den Grünen. Die FDP wäre dann zurück in der Opposition.(afp/dpa/mf/ank)

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