Im Internet kursiert ein bizarres Video, welches ein vermeintliches Deutschland unter islamistischer Herrschaft zeigt. In vielen deutschen Medien wird das Anti-Islam-Video mit dem Titel "Welcome to the Islamic State of Germany" mit Donald Trump assoziiert oder sogar direkt dem Wahlkampf-Team des Republikaners zugeschrieben. Aber woher kommt das Video und was hat es damit auf sich?

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Das Video mit dem Titel "Welcome to the Islamic State of Germany" ist eine ebenso offensichtliche wie peinliche Anti-Islam-Hetze, die keine mediale Aufmerksamkeit verdient haben sollte, weshalb an dieser Stelle auch auf eine Verlinkung verzichtet wird.

Da es nun aber in deutschen Medien in unmittelbare Verbindung mit Donald Trump gebracht wird, lohnt sich ein genauer Blick auf die Hintergründe zu diesem absurden Werk.

Video "Islamischer Staat von Deutschland" von Donald Trumps Kampagne?

Das Video grüßt zu Beginn mit den Worten "Willkommen im islamischen Staat von Deutschland. Die Infiltration durch syrische Flüchtlinge erlaubte es unseren tapferen Dschihad-Kämpfern, Deutschland zu erobern, zu unterwerfen und umzudrehen, um unser Kalifat auszudehnen." Zu sehen ist eine modifizierte Deutschland-Fahne mit IS-Label.

Im weiteren Verlauf wird suggeriert, Flüchtlinge lebten in Deutschland nun in Luxus-Hotels. Zudem wird mit Bildmanipulationen gearbeitet, die Schloss Neuschwanstein und das Brandenburger Tor unter IS-Beflaggung zeigen. Das Münchner Oktoberfest wird als "Alkohol und Schweinefleisch freie Zone" ausgewiesen.

Es gibt den Hinweis auf die Möglichkeit, in diesem Deutschland seine "Tochter oder Schwester" für eine Zwangsheirat verkaufen zu können. Auf den Turmspitzen des Kölner Doms ist der Halbmond zu sehen, im Inneren knien Muslime zum Gebet.

Das gesamte Video ist an Werbekampagnen und Reise-Tipps von Ländern angelehnt. Doch was hat es damit denn nun wirklich auf sich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

  • Wer veröffentlichte das Video?

    Urheber ist nicht etwa ein sogenannter "Think Tank" der Republikaner, also eine politische und ideologische Strategie-Schmiede, sondern eine nicht-kommerzielle Lobby-Gruppierung mit dem Namen "Secure America Now", die außenpolitische Themen aus streng konservativer und äußerst populistischer Perspektive aufgreift. So hat die Gruppierung, die unter anderem für die Schließung der US-Außengrenzen plädiert, bereits einen 13-sekündigen Clip produziert, der Hillary Clinton hinter Gittern zeigen soll. Bevor nun das wirre Hetz-Video über ein islamistisches Deutschland aufgetaucht war, hatte "Secure America Now" bereits ein identisches Video über Frankreich veröffentlicht.
  • Wer produzierte das Video?

    "Secure America Now" hatte die digitale Hetz-Botschaft bei der US-amerikanischen Firma "Harris Media" in Auftrag gegeben, einem Unternehmen zur Entwicklung digitaler Kommunikationsstrategien. Chef der Firma ist Vincent Harris, der bereits im republikanischen Vorwahlkampf von 2008 für Mike Huckabee und vier Jahre später auch für Newt Gingrich gearbeitet hatte. 2012 unterstützte Harris auch die Ambitionen von Ted Cruz für das Senatoren-Amt in Texas. Die Aggressivität, mit der Harris damals seine digitale Kampagne füllte, galt als beispiellos. Vincent Harris gilt als einer der einflussreichsten Strategen im Bereich digitaler Kommunikationskampagnen. Der "Hamburger Morgenpost" erklärte Harris auf Nachfrage, das Video solle "unabhängig von der Wahl" ein brisantes Thema hervorheben. "Secure America" Now" plant demnach mit dem Video, unentschlossene Wähler in den sogenannten "Swing States" für Donald Trump zu gewinnen.
  • Arbeitet Vincent Harris für Donald Trump?

    Nicht mehr. Allerdings gab es in der Vergangenheit durchaus eine Schnittstelle zwischen Donald Trump und Vincent Harris. Im Juni hatte das Magazin "Politico" berichtet, dass Trump den Digital-Strategen für seine Wahlkampf-Kampagne angeheuert hätte. Berater Trumps sowie Harris selbst hatten diese Meldung allerdings dementiert und erklärt, Harris habe lediglich als Subunternehmer einige Projekte für die Kampagne bearbeitet. Diese Projektarbeiten seien längst abgeschlossen.
  • Macht Donald Trump mit dem Hetz-Video Wahlkampf?

    Nein, nicht direkt. Weder auf Facebook noch auf Twitter, Trumps bevorzugtem Kommunikationskanal, ist das Video aufgetaucht. Trumps anti-islamische Tiraden, sein Spott für die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel ("Katastrophe") sowie seine Gedankenspiele über Einreiseverbote für Muslime könnten nun aber dazu geführt haben, dass hier in den Medien eine direkte Verbindung konstruiert wurde. Allerdings könnte Trump davon profitieren, dass die populistische Lobby-Gruppierung "Secure America" Now", die das Video in Auftrag gegeben hat, um Wählerstimmen für Trump ringt.

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