Es war kein Geheimnis mehr, dass Joe Biden die Demokraten in die Wahl gegen US-Präsident Donald Trump führen wird. Jetzt ist er offiziell zum Kandidaten ernannt worden. Wird er es schaffen, eine breite Koalition an Unterstützern hinter sich zu vereinen?

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Auf diesen Augenblick hat Joe Biden lange gewartet: Beim Parteitag seiner Demokraten wurde der frühere US-Vizepräsident nun offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt.

Der 77-jährige Politik-Veteran erhielt am Dienstagabend (Ortszeit) bei dem weitgehend virtuell veranstalteten Parteitag wie erwartet die dafür notwendige Zahl an Delegiertenstimmen. Nun soll er bei der Präsidentschaftswahl am 3. November Amtsinhaber Donald Trump aus dem Weißen Haus jagen - er hat eine "Schlacht um die Seele der Nation" ausgerufen.

Biden: "Es bedeutet die Welt für mich"

"Es bedeutet die Welt für mich und meine Familie", sagte Biden. "Danke, danke, danke." Der 77-Jährige wird sich zum Abschluss des Parteitags am Donnerstag (Ortszeit) in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware äußern und seine Nominierung formell annehmen.

Biden hatte bereits Anfang Juni nach einer Serie von Vorwahlen erklärt, dass er alle nötigen Stimmen zusammen habe, um sich die Kandidatur der Partei zu sichern. Amtsinhaber Trump soll kommende Woche bei dem Parteitag der Republikaner offiziell zum Kandidaten gekürt werden.

Ein bisschen wie die Punktevergabe beim ESC

Die Corona-Pandemie hat die Planungen der Demokraten für den Parteitag auf den Kopf gestellt. Ursprünglich war das Treffen in einer großen Halle in Milwaukee (Wisconsin) geplant - in Anwesenheit von Zehntausenden Gästen.

Das viertägige traditionelle Mega-Event wurde auf täglich zwei Stunden Programm reduziert, das bei vielen Fernsehsendern und online übertragen wird. Nur wenige Vertreter der Demokraten befinden sich am ursprünglichen Veranstaltungsort.

Während der Abstimmung zur Nominierung verkünden Vertreter der Staaten und Gebiete der USA typischerweise die Verteilung der Delegiertenstimmen - und nutzen den Auftritt für politische Forderungen oder Preisungen ihrer Heimat.

Dieses Jahr lief das Prozedere in komprimierter Form ab - Videos aus den einzelnen Teilen des Landes erinnerten an die Punktevergabe beim Eurovision Song Contest. Die Redebeiträge von Politikern, Aktivisten oder Arbeitern drehten sich um Bidens Pläne für die Wirtschaft und Erfahrungen während der Corona-Pandemie - Kritik an Trump gab es auch.

Kamela Harris soll Mittwoch nominiert werden

Biden verspricht, das Land als Präsident zu einen. Er will aus der Corona-Pandemie führen und die Wirtschaft wieder aufbauen, die durch die Krise erheblichen Schaden genommen hat.

Zudem verspricht er, sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen und gegen systematischen Rassismus einzutreten.

Der 77-Jährige war acht Jahre lang Vizepräsident unter Barack Obama. In die Wahl ziehen will er mit der kalifornischen Senatorin Kamala Harris, die im Fall eines Sieges die erste schwarze Vizepräsidentin der USA wäre.

Harris soll am Mittwoch (Ortszeit) nominiert werden und anschließend ihre Nominierungsrede halten. Biden hatte zahlreiche Frauen als "Running Mate" in Betracht gezogen. Während der landesweiten Debatte über Rassismus und Polizeigewalt war der Druck auf ihn gestiegen, sich für eine nicht-weiße Frau zu entscheiden.

Biden liegt in Umfragen vor Trump

Biden liegt in landesweiten Umfragen vor Präsident Trump. Die Erhebungen haben allerdings wegen des komplizierten Wahlsystems nur begrenzte Aussagekraft.

Biden ist bislang gut mit einem zurückhaltenden Wahlkampf gefahren, mit dem er der Pandemie Rechnung getragen hat. Die Demokraten unterstreichen damit ihre Botschaft, einen verantwortungsvollen Kandidaten ins Rennen ums Weiße Haus zu schicken.

Wegen Trumps treuer Basis sind sie auf eine breite Koalition an Unterstützern angewiesen, von enttäuschten Trump-Wählern bis hin zu den Parteilinken. Die Hoffnung ist, dass der moderate Biden diese hinter sich vereinen kann. (jwo/dpa/afp)

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