In Berlin fand gestern eine Konferenz mit Vertretern aus 40 Ländern statt, die über Lösungen für das Flüchtlingsdrama in Syrien berät. Jeder zweite Syrer ist auf der Flucht, die Nachbarländer haben Millionen von Menschen aufgenommen. Auch Deutschland hat Tausende Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen. Wie viele Asylbewerber kommen eigentlich jährlich nach Deutschland, welche Probleme gibt es bei ihrer Unterbringung und wie viel kostet das eigentlich? Die wichtigsten Zahlen und Fakten.
Wie viele Flüchtlinge kommen nach Deutschland?
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zählte von Januar bis September 2014 insgesamt 116.659 Erstanträge auf Asyl. Das sind bereits mehr als im gesamten Jahr 2013. Besonders in den Sommermonaten kamen verstärkt Flüchtlinge nach Deutschland. Ähnliche Zahlen gab es zuletzt Mitte der 1990er Jahre. In den vergangenen Jahren gingen die Asylbewerberzahlen stark zurück, so gab es im Jahr 2007 nur 19.164 Erstanträge.
Nach dem sogenannten Königsteiner Schüssel werden die Flüchtlinge über die Bundesländer verteilt. Bevölkerungsstarke und reiche Länder wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nehmen deswegen deutlich mehr Asylbewerber auf als andere.
Woher kommen die meisten Flüchtlinge?
Rund jeder fünfte erfasste Flüchtling in diesem Jahr kommt aus Syrien, damit bilden sie die größte Gruppe unter den Asylbewerbern. Dahinter folgen Menschen aus Serbien mit knapp zehn Prozent, aus Eritrea mit 8,2 Prozent und aus Afghanistan mit 5,6 Prozent. Die typischen Antragsteller sind junge Männer und Familien mit Kindern.
Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland einen mittleren Rang ein. Mit 5,7 Antragstellern pro 1.000 Einwohner war Schweden im vergangenen Jahr laut Eurostat Spitzenreiter in Europa, gefolgt von Malta mit 5,4 Asylbewerbern. Deutschland liegt mit 1,6 Antragstellern auf Platz zehn von 31 Ländern.
Weltweit waren 2013 über 51 Millionen Menschen auf der Flucht, berichtet die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen UNHCR. Der größte Teil bleibt als Binnenvertriebene im eigenen Land. 86 Prozent der globalen Flüchtlinge werden von Entwicklungsländern aufgenommen. Hauptaufnahmeländer für die über drei Millionen Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien sind der Libanon, die Türkei und Jordanien.
Was sind die Probleme derzeit?
Aufgrund der niedrigen Antragszahlen in den vergangenen Jahren wurde die Zahl der Erstaufnahmeeinrichtungen in vielen Kommunen stark verkleinert. Nun fehlen dort dringend geeignete Unterkünfte. Die Bayernkaserne in München beispielsweise ist für 650 Menschen ausgelegt. Nun ist sie mit etwa 1.100 Flüchtlingen völlig überfüllt.
Viele Menschen auf engem Raum bringen zudem weitere Probleme mit sich. So können sich Krankheiten leichter verbreiten. Zudem erhöht sich die Gefahr von Konflikten, wenn Menschen miteinander verfeindeter Ethnien in denselben Räumen leben müssen.
Was kostet das alles und wie kann man helfen?
Ein Asylbewerber bekommt Grundleistungen wie Unterkunft, Ernährung, Kleidung, Gesundheitsleistungen und Haushaltsartikel, die als Sachleistungen ausgegeben werden, sowie ein kleines Taschengeld. 2013 betrugen die Nettoausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz laut dem Statistikportal Statista insgesamt 1,49 Milliarden Euro. Jeden Einwohner in Deutschland kostete es also 18,50 Euro im Jahr. Bisher tragen die Länder und Kommunen die Kosten für Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge. Der Bund bearbeitet nur die Asylanträge. Dies soll aber bis Ende des Jahres neu geregelt werden.
Meist kümmern sich lokale Hilfsorganisationen um die Betreuung und Bedürfnisse der Asylbewerber. Oft sind auch Kleiderspenden willkommen, vor allem Winterkleidung ist jetzt gefragt.
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