Am Grab des iranischen Generals Soleimani ereigneten sich zwei schwere Explosionen. Bisher ging man von über 100 Toten aus. Nun wurde die Zahl auf 95 korrigiert. Die USA wiesen unterdessen jede Beteiligung von sich.

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Nach dem verheerenden Anschlag in der Stadt Kerman hat Irans Gesundheitsminister die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. 95 Menschen seien ums Leben gekommen, sagte Bahram Eynollahi am Mittwoch in einem Interview. Er begründete die Korrektur damit, dass einige Namen der Opfer zuvor doppelt gezählt worden waren. Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer zuvor mit 103 angegeben. Immer noch befänden sich rund 30 Patienten im kritischen Zustand, sagte der Minister. Insgesamt wurden laut Eynollahi 211 Menschen verletzt.

Die US-Regierung hat Behauptungen zurückgewiesen, in die Attacke verwickelt gewesen zu sein. "Die Vereinigten Staaten waren in keiner Weise beteiligt", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch in Washington. "Jede gegenteilige Behauptung ist lächerlich."

Man habe außerdem keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei, sagte Miller. Man verfolge die Berichte genau und könne sich bislang auf keine unabhängigen Informationen berufen. "Zumindest für uns ist es noch zu früh, um sagen zu können, was die Ursache sein könnte", sagte Miller. Den Opfern und ihren Angehörigen sprach er Mitgefühl aus.

Am vierten Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani kam es in dessen Heimatstadt Kerman am Mittwoch zu zwei verheerenden Explosionen. Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Die Bundesregierung und der Europäische Auswärtige Dienst verurteilten den Anschlag als Terrorakt.

Staatstrauer nach Anschlag

Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Regierung ordnete für Donnerstag Staatstrauer an.

Der Hintergrund für die Explosionen ist noch unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmaßlichen Anschlag für sich. Terrorangriffe mit diesem Ausmaß sind im Iran äußerst selten. Der Zustand vieler Verletzten war laut Medienberichten kritisch. Die Sorge war groß, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Irans Gesundheitsminister Bahram Eynollahi machte sich auf den Weg, um die Versorgung der Verletzten persönlich zu überwachen.

Zweite Explosion fordert besonders viele Todesopfer

Irans Innenminister Ahmad Wahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an. "Unsere Polizeikräfte sind wachsam und werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft ziehen", sagte der Minister. Wahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht.

Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Bei seiner Beerdigung kam es damals zu einer Massenpanik mit mehr als 50 Toten. Propagandabilder des Generals prangen auch an Häuserwänden in der Hauptstadt Teheran.

Knall und Schreie während TV-Übertragung der Prozession

Menschenmassen pilgerten anlässlich des Todestags von Soleimani durch die Straßen Kermanis zu seiner Grabstelle. Die Provinzhauptstadt liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz, umgeben von weiten Wüstengebieten. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.

Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem "entsetzlichen Geräusch einer Explosion". Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. Sicherheitskräfte sperrten den Pilgerort ab. Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.

Anschlag am Todestag Soleimanis

Anlässlich des Todestags Soleimanis will der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Abend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wird die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte.

Die mit der Hamas verbündete Hisbollah, die als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter der Islamischen Republik gilt, hatte Vergeltung angekündigt. (AFP/dpa/lag)

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