Bald könnte es wieder auf Reisen gehen. Das Auswärtige Amt will die seit März bestehende welt­weite Reisewarnung lockern. Falls die weitere Entwick­lung der Corona-Pandemie es zulässt, soll es ab 16. Juni 2020 für rund 30 europäische Staaten nur noch Reisehin­weise geben. Die Chancen stehen gut, dass wir unsere Pläne für den Sommerurlaub nicht auf Eis legen müssen. Doch es gibt einiges zu beachten und worüber Urlauber sich im Vorfeld Gedanken machen sollten.

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Die Coronakrise hat zunächst praktisch alle Reisepläne vereitelt, Flughäfen über Wochen still­gelegt und viele Urlauber weltweit stranden lassen. Doch nun werden die ersten Ferienflieger nach Monaten am Boden wieder startklar gemacht.

Sommerurlaub trotz Corona – wohin könnte es gehen?

Griechenland beispielsweise öffnet sich für deutsche Touristen ab dem 15. Juni, Zypern hat diese Woche seine Flughäfen für Touristen aus einigen Ländern geöffnet, Mallorca und die Kanarischen Inseln ziehen ab dem 22. Juni nach, ganz Spanien ab dem 1. Juli.
Bislang betreffen die Überlegungen der Bundesregierung, ab dem 16. Juni schrittweise zur Reisefreiheit zurückzukehren, nur die Länder in der Europäischen Union sowie Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, die nicht Mitglied in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein.

Die Reisewarnung des Auswärtigen Amts soll dann laut Plan durch individuelle Reisehinweise, die für jedes einzelne Land Risiken aufzeigen, ersetzt werden.

EU Kommission: Urlaub in Europa unter Bedingungen möglich

Auch aus Sicht der EU-Kommission spricht nichts dagegen, das freie Reisen innerhalb der Staatengemeinschaft bald wieder möglich zu machen. Ein Sommerurlaub in Europa wäre dann trotz Corona möglich. Das knüpft sich allerdings an einige Bedingungen, die eine zweite Welle der Pandemie verhindern sollen.

Die Ausbreitung des Virus muss in dem betreffenden Land deutlich zurückgegangen sein und für längere Zeit auf einem niedrigen Niveau bleiben. Zudem muss es ausreichend Kapazitäten im Gesundheitssystem geben, um eine Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden. Außerdem sind zahlreiche Schutzmaßnahmen wie Sicherheitsabstand und Kontaktverfolgung geplant.
Die Corona-Lage im europäischen Ausland hingegen ist noch verworren. So könnte in manchen Ländern wie beispielsweise der Türkei Sommerurlaub möglich sein. In anderen ist es noch nicht klar, wann und wie das geschehen kann. Weitere Ziele könnten jedoch im Juli und August hinzukommen.

Noch keine Rückkehr zur Normalität

Endlich löst sich unsere Welt Stück für Stück aus dem Griff der Corona-Pandemie, mit einer Rückkehr zur Normalität ist laut Außenminister Heiko Maas allerdings noch nicht zu rechnen. "Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass es eine schnelle Rückkehr zu business as usual geben kann. Wir wollen zwar dafür sorgen und die Voraussetzung schaffen, dass Sommerurlaub möglich sein wird, aber das nur unter verantwortbaren Umständen", sagt Maas.

Die Bürger müssten sich darauf einstellen, dass ein Urlaub im europäischen Ausland in diesem Jahr "wahrscheinlich wenig zu tun haben wird mit dem Urlaub, den man kennt". Es ist überall mit Hygieneauflagen und Restriktionen zu rechnen: an den Stränden, in den Restaurants, in den Innenstädten bis hin zu möglichen Corona-Tests bei der Einreise.
Das unterstreicht auch Norbert Fiebig, der Präsident des deutschen Reiseverbands im Gespräch mit dem Deutschlandfunk: "Die Sicherheitsmaßnahmen, die wir hier in unserem täglichen Leben erfüllen müssen, werden wir auch in der Destination im Urlaub entsprechend einhalten müssen."
Deshalb müssen sich Reisende diesen Sommer vor Augen halten, dass sie nicht Urlaub von Corona machen, sondern nur Urlaub mit Corona.

Wie genau die Einschränkungen und Maßnahmen aussehen, ist von Land zu Land unterschiedlich und kann wie aktuell in Großbritannien angekündigt, sogar bis zu einer 14-tägigen Quarantäne reichen.
Urlauber sind deshalb dringend angehalten, sich vorab ausreichend zu informieren. Das Auswärtige Amt gibt Auskunft über die Situation in den einzelnen Staaten.

Restrisiko und keine Rückholaktion mehr für Gestrandete

Ebenso im Klaren sollte man sich sein, dass auf absehbare Zeit kein Ende der Corona-Gefahren geben wird und eine Situation vor Ort sich täglich ändern kann.

Die Regierung hat demnach den Verzicht auf Reisewarnungen mit dem Hinweis auf das weiter bestehende Risiko verbunden und außerdem erklärt, nicht noch einmal Hunderttausende Gestrandete nach Deutschland heimzuholen. Und sie hat die formale Reisewarnung durch die grundsätzliche Warnung ersetzt, dass auch kurzfristige Reisepläne jederzeit hinfällig werden können, wenn das Infektionsgeschehen am Zielort oder auf dem Reiseweg die tolerierbaren Marken übersteigt.

Rückfluggarantie für Lufthansa-Kunden

Anders hingegen verspricht die Lufthansa eine Art Rückholung. Mit einer "Rückfluggarantie" für ihre Kunden will die unter Druck geratene Fluggesellschaft Sorgen vor Reisen in der Coronakrise entgegentreten. Man führe eine "Home-Coming-Garantie" ein, sagte Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr der FAZ.

"Wer zurück nach Deutschland will, den bringen wir zurück. Sei es, weil er wegen erhöhter Temperatur am Zielort nicht einreisen darf, er dort in Quarantäne müsste oder weil im Gastland das Virus ausbricht – für alle diese Fälle wird es eine abgesicherte Rückfluggarantie geben."

Lässt sich der Sommerurlaub jetzt sicher planen?

Eine sichere Urlaubsplanung für den Sommer 2020 ist zusammengefasst nicht gewährleistet. Vor allem bei Auslandsreisen hängt es stark vom jeweiligen Ziel ab. Reiseangebote und Flüge für den Sommer sind buchbar, zum Teil ist das Angebot aber noch eingeschränkt.
Es empfiehlt sich in jedem Fall, vor einer Buchung mehr als sonst darauf zu achten, ob Flug, Hotelaufenthalt oder Pauschalreise kurzfristig und mit wenig finanziellem Verlust wieder abgesagt werden können, sollte sich beispielsweise irgendwo ein neuer Hotspot auftun. Je mehr Flexibilität, umso besser.

Bei Neubuchungen muss man jetzt genau auf die Ausschreibungen der Reiseveranstalter achten, welche Einschränkungen und Corona-Schutzmaßnahmen es vor Ort gibt. Wurde man nämlich darauf hingewiesen, dass man im Hotel zum Beispiel Masken tragen muss, der Wellnessbereich geschlossen oder der Strand gesperrt ist, ist das kein reklamierbarer Reisemangel mehr.

Da viele Veranstalter jedoch hoffen, dass das Geschäft wieder anläuft, kommen sie den Kunden mit kostenlosen Umbuchungs- oder Stornierungsoptionen und mit Marketingaktionen entgegen. Viele Reisen können bis wenige Tage vor Abfahrt kostenlos abgesagt werden.
Die grundsätzliche Frage, die dagegen jeder für sich selbst abwägen muss, ist: Kann es ratsam sein, sich in Zeiten von Corona stundenlang in eine Zwangsgemeinschaft mit vielen fremden Menschen zwängen zu lassen oder kann vielleicht der Sommerurlaub dieses Jahr anders aussehen?

Verwendete Quellen:

  • Statements Bundesregierung/Auswärtiges Amt
  • Twitter Heiko Maas
  • FAZ.net: Wer Angst vor Corona hat, sollte fliegen
  • Deutschlandfunk.de: Tourismusbranche in der Coronakrise
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