- Mit dem Tod der Queen am 8. September trat Charles in die Fußstapfen seiner Mutter.
- Heute auf den Tag genau ist der 74-Jährige seit 100 Tagen König.
- Von den Sparplänen über seinen "Der Stift kleckert"-Auftritt bis hin zum Zwist mit Harry und Meghan: Wir ziehen eine erste Bilanz – mit Analysen von Adelsexperte Michael Begasse.
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Dennoch ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Wie hat sich der Monarch bis dato präsentiert? In welchen Bereichen konnte er überzeugen und wo gibt es noch Luft nach oben? Dazu haben wir
Mit 74 Jahren: Regentschaft statt Ruhestand
In seiner noch jungen Regentschaft ernannte Charles III. bereits einen neuen britischen Premierminister (Rishi Sunak), erlebte die Vorstellung der ersten Münze mit seiner Prägung und feierte seinen 74. Geburtstag. In einem Alter, in dem andere Menschen ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, wurde der langjährige Thronfolger mit der Aufgabe bedacht, auf die er sein gesamtes Leben lang gewartet hatte.
Alle Augen sind nun auf den König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland sowie von 14 weiteren Commonwealth-Realms-Nationen gerichtet. Im Positiven wie im Negativen, etwa wenn er wegen Problemen mit Schreibutensilien aus der Haut fährt oder Harry und Meghan mal wieder das Image der "Firma" gefährden, wird ab sofort jeder seiner Schritte und jede seiner Reaktionen bewertet. Daran wird er sich gewöhnen müssen.
13 Termine und 2.500 zurückgelegte Kilometer in den ersten sieben Tagen
Aus Sicht von Begasse hinterließen Charles und dessen Ehefrau Camilla, die
Bei seinen Reisen legte er rund 1.500 Meilen (entspricht fast 2.500 Kilometern) zurück. "Das ist beachtlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Paar 74 respektive 75 Jahre alt ist. Man darf nicht vergessen: Die beiden sind keine jungen Leute mehr."
Die Ziele des neuen Tandems: Nachhaltigkeit, Ökologie und Umweltschutz
Neben der Präsenz konnte der Monarch nach Meinung des Adelsexperten auch inhaltlich bereits punkten – vor allem im Zusammenspiel mit seinem ältesten Sohn William, dem neuen
Neben den langfristigen Zielen wird die Royal Family bereits 2023 erste sichtbare Ergebnisse präsentieren – nämlich im Rahmen der Krönung des neuen Königs. Laut übereinstimmenden Medienberichten werden die Feierlichkeiten im Vergleich zur Queen-Inthronisierung vor sieben Jahrzehnten deutlich reduzierter ausfallen. Die Zeremonie soll kürzer und die Gästeliste kleiner sein.
Konkret: 1953 wohnten der pompösen Inthronisierung der Queen in der Westminster Abbey circa 8.000 Gäste bei, 2023 ist mit 2.000 geladenen Personen zu rechnen. Statt eines drei- bis vierstündigen Zeremoniells wird man sich dem Vernehmen nach auf eine Stunde beschränken.
"Spar-König Charles": Warum Charles diesen Weg einschlagen muss
Begasse, der diese Entwicklungen ausdrücklich begrüßt, bezeichnet Charles daher als den "Viertelkönig" und analysiert: "Als die Queen gekrönt wurde, hat niemand die Frage gestellt, wie viel die Zeremonie kostet. Damals war die Monarchie unantastbar. Heute, im Jahr 2022, muss sich der König gegenüber der Öffentlichkeit, dem Steuerzahler und der Politik rechtfertigen." Wollen die britischen Royals dem Zeitgeist entsprechen und die junge Generation nachhaltig an sich binden, sind Sparmaßnahmen also unumgänglich.
Mit der Krönung, auf die die gesamte Welt blicken wird, kann die Königsfamilie ein erstes Zeichen setzen – und vielleicht den einen oder anderen Kritiker an der Krone auf ihre Seite ziehen. In den vergangenen Wochen wurden Charles und Camilla zur Zielscheibe von Monarchie-Gegnern, die das königliche Paar mit Eiern bewarfen.
Begasse: "Können nicht erwarten, dass in 100 Tagen alles auf den Kopf gestellt wird"
Die Sorge, dass unter einem "Spar-König Charles" die bewährte "weiche Macht" ("Soft Power") des Königshauses auf der Strecke bleiben könnte, teilt der Experte nicht. Denn dieses eine Viertel, was letztlich Dreiviertel an Geld einspart, werde glamourös, pompös und königlich zugleich sein. Die richtige Balance zu finden sowie vor allem die junge und mittlere Generation für sich als König und für die Krone gewinnen: An dieser Aufgabe wird der Nachfolger von Elizabeth II. in den kommenden Monaten gemessen, wie Begasse bestätigt.
"Man kann immer viel über Nachhaltigkeit reden, aber wenn dem keine Taten folgen, verliert man schnell an Glaubwürdigkeit. Charles ist aber dran, er hat bereits verschiedene Dinge angeschoben." Eine Zwischenbilanz könne jedoch frühestens in einem Jahr gezogen werden. Denn: "Die britische Monarchie ist über tausend Jahre alt. Wir können nicht erwarten, dass in 100 Tagen alles auf den Kopf gestellt wird. Dieses Tempo hat diese 'Firma' nicht."
König vs. Tinte
In Summe hat der neue Regent bisher vieles richtig gemacht. Oder mit den Worten Begasses ausgedrückt: "Mit Ausnahme dieses 'Der Stift kleckert'-Auftritts gab es ja nichts, was bisher einen negativen Eindruck hinterlassen hat." Was war passiert? Zunächst machte ein irritierendes Video im Netz die Runde, das Charles im Rahmen seiner Proklamation im St.-James's-Palast in London zeigte. Zu sehen war, wie er Angestellte – zurückhaltend formuliert – bestimmt anwies, die Stiftschachtel und die Tintenfässer wegzuräumen.
Der Eindruck, dass der König mit der blauen Tinte in diesem Leben nicht mehr grün wird, manifestierte sich nur wenige Tage später. Als er sich im Hillsborough Castle nahe Belfast in ein Gästebuch eintragen sollte, bedachte er einen leckenden Stift mit den Worten "Oh Gott, ich hasse ihn".
Handelte es sich hierbei tatsächlich um Arroganz-Anfälle, wie in manchen Kommentaren zu lesen war, oder doch eher um einen menschlichen Zug? Der Adelsexperte ist überzeugt, dass Letzteres der Fall war: "Charles hat in diesen Szenen als Mensch reagiert. Wir müssen ihm zugestehen, dass wenige Tage zuvor seine Mama gestorben war. Natürlich ist man in solch einem Zustand auch mal hektisch und unausgeglichen. Diese Tinte-Geschichte hat ihn mir sogar sympathischer gemacht."
Adelsexperte: "Harry kommt mir manchmal wie ein ferngesteuerter Avatar vor"
Keine Sympathiepunkte in den Reihen der Royal Family sammeln aktuell Harry und Meghan. Die Netflix-Doku des Herzogs und der Herzogin von Sussex wirft kein gutes Licht auf die Königsfamilie. Für Harrys im Januar erscheinende Autobiografie dürfte Ähnliches gelten. Der britische Titel des Buches, "Spare" (heißt übersetzt so viel wie "Ersatzteil" oder "Überflüssig"), lässt jede Menge Interpretationsspielraum. Der jüngste Sohn von Charles und Diana erwies seinem Vater in dessen ersten 100 Tagen Regentschaft damit einen Bärendienst.
Begasse erläutert: "Es ist kein generelles Störfeuer. Es ist höchstens eines in der Generation, die Charles versuchen muss, für sich zu gewinnen. Genau das ist das Problem. Wenn Harry und Meghan in ihrer Netflix-Doku oder in dem Buch Vorwürfe auf den Tisch bringen, mit denen sie gegen die Königsfamilie schießen, wird das die junge Generation für bare Münze nehmen – das könnte es schwierig machen." Den Worten des Adelsexperten ist eine gewisse Enttäuschung über das Verhalten Harrys zu entnehmen: "Er kommt mir manchmal wie ein ferngesteuerter Avatar vor."
Charles III. stellt seine Familie ins Zentrum
Für Michael Begasse steht fest: "Wenn das Tischtuch zwischen diesen beiden Familien reißt, dann liegt es nicht an Charles, sondern an Harry." Dass der neue König die Tür offen lässt, darauf deutete bereits seine Antrittsrede am Tag nach dem Tod der Queen hin – indem er die Familie ins Zentrum stellte.
Von Camilla ("Ich zähle auf die liebevolle Hilfe meiner geliebten Frau Camilla") über William ("Heute bin ich stolz darauf, ihn zum Prinzen von Wales zu ernennen") und Kate ("Mit Catherine an seiner Seite werden unser neuer Prinz und unsere neue Prinzessin von Wales, das weiß ich, weiterhin unsere nationalen Gespräche inspirieren und führen") bis hin zu Harry und Meghan ("Ich möchte auch meine Liebe für Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die weiterhin daran arbeiten, sich ein Leben in Übersee aufzubauen"). An dieser Haltung seiner Familie gegenüber hat sich auch nach 100 Tagen Regentschaft nichts geändert …
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