• Seit Montag ist das neue "Game of Thrones"-Buch "Feuer kann einen Drachen nicht töten" erhältlich.
  • Autor James Hibberd führte dafür exklusive Interviews mit fast allen beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern sowie den Serienmachern.
  • Das Buch ist eine Art Zeitzeugenbericht über die Entstehung der Mega-Serie und gibt spannende Einblicke hinter die Kulissen des Fantasy-Epos.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zunächst die gute Nachricht: Es gibt ein neues "Game of Thrones"-Buch! Die schlechte Nachricht folgt allerdings sofort, denn es handelt sich dabei nicht um "Winds of Winter", den seit Jahren sehnsüchtig erwarteten Fortsetzungsroman des Fantasy-Epos von George R.R. Martin.

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Trotzdem dürfen sich GoT-Fans über "Feuer kann einen Drachen nicht töten: Game of Thrones und die offizielle, noch unbekannte Geschichte der epischen Serie", wie der etwas sperrige Titel des Buches in voller Länge lautet, freuen.

Denn das mehr als 450 Seiten starke Werk des US-Entertainment-Journalisten James Hibberd liefert Einblicke hinter die Kulissen der Mega-Serie, die größtenteils so noch nicht bekannt waren.

Hibberd, der die Produktion von Beginn an begleitete und das Set immer wieder besuchte, führte exklusive Interviews mit praktisch allen Schauspielerinnen und Schauspielern, sprach mit den Regisseuren, Produzenten und auch mit Game-of-Thrones-Schöpfer George R.R. Martin selbst.

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Herausgekommen ist ein Buch, dass die komplette Entstehungsgeschichte der acht Staffeln und 73 Folgen im Rückblick betrachtet. Hibberd geht dabei chronologisch vor, er beleuchtet einzelne Folgen oder Momente der Serie, bringt seine eigenen Erinnerungen ein, lässt aber vor allem die Protagonisten und die Film-Crew zu Wort kommen.

Direkt auf den ersten Seiten erinnern sich die Showrunner David Benioff und Dan Weiss an das Jahr 2005 zurück, als die Serien-Umsetzung noch nicht mehr als eine Idee war und George R.R. Martin seinen Stoff selbst als unverfilmbar bezeichnete.

Autor James Hibberd ist selbst großer "Game of Thrones"-Fan

Auch Hibberd stand dem Fantasy-Epos damals noch skeptisch gegenüber, doch er begann die Bücher zu lesen und fing wie so viele Feuer. Der Autor wurde zum großen Fan der Fantasy-Saga, was man "Feuer kann einen Drachen nicht töten" auch auf jeder Seite anmerkt.

Das fängt schon bei der Gestaltung des Buches an, dessen Schutzumschlag sich zu einem Poster des Eisernen Thrones entfalten lässt. Die Innenseiten des Buchdeckels sind mit den Wappen der Häuser der mächtigen Familienclans aus Westeros bedruckt. Außerdem enthält das Buch teilweise noch unveröffentlichte Fotos vom Set.

Auch die Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern sich natürlich größtenteils sehr positiv an die Serie zurück, die die meisten von ihnen erst zu den Stars machte, die sie heute sind. Entstanden ist so eine Art Augenzeugenbericht zur Schaffung eines der größten popkulturellen Phänomene des letzten Jahrzehnts, zu einer der erfolgreichsten und aufwendigsten Serien, die jemals gedreht wurde.

Dass trotzdem auch kritische Punkte angesprochen werden, ist eine der Stärken des Buchs. Emilia Clarke, die die Drachenmutter Daenerys Targaryen spielte, darf sich beispielsweise ausführlich über ihr Unwohlsein bei Nacktszenen äußern.

Dass eine Sexszene mit Khal Drogo (Jason Mormoa), die in der Buchvorlage als einvernehmlich geschildert wurde, von den Serienmachern als brutale Vergewaltigung inszeniert wurde, störte auch George R.R. Martin. "Wir haben das nie besprochen. Es war eine klare Verschlechterung", sagt er in dem Buch.

Auch über die zunächst schlechten Kritiken für die ersten Folgen wird gesprochen, genauso wie die ursprüngliche, verunglückte Pilotfolge ausführlich behandelt wird. Der finalen achten Staffel, die Fans und Kritiker weltweit enttäuschte und dem Hype um "Game of Thrones" einen deutlichen Dämpfer verpasste, wird sogar ein ganzes Kapitel gewidmet.

Dass man zu den Kontroversen aber nichts wirklich Neues erfährt, ist wiederum ein Schwachpunkt des Buches.

"Feuer kann einen Drachen nicht töten" will kein kritisches Buch sein

Warum etwa wurde Tamzin Merchant, die in der nicht ausgestrahlten Pilotfolge die Rolle der Daenerys spielte, gegen Emilia Clarke ausgetauscht? "Ihre Szenen mit Jason funktionierten nicht", erklärt der damalige HBO-Programmchef Michael Lombardo lapidar.

"Über die ganze Serie gesehen gibt es sicherlich einiges, was wir heute anders machen würden. Allerdings weiß ich nicht, ob ich das öffentlich diskutieren möchte", sagt David Benioff mit Blick auf das heftig diskutierte Ende der Serie. Hier hätte man gerne mehr erfahren.

Aber letztlich will "Feuer kann einen Drachen nicht töten" auch gar kein kritisches Buch sein. Es feiert die Serie, die fast ein Jahrzehnt die Welt in Atem hielt und geht dabei gerne ins Detail.

Teilweise werden einzelne Einstellungen oder Szenen von den Schauspielern und Serienmachern besprochen, sie berichten, warum etwas so gedreht wurde, wie es in der Serie zu sehen ist, oder was die Dreharbeiten emotional mit ihnen gemacht haben, etwa die legendäre Rote Hochzeit.

Ein Fan wollte George R.R. Martins Bart abschneiden

Auch welch seltsame Blüten der Hype um "Game of Throne" auf seinem Höhepunkt trieb, wird thematisiert. An einem Drehort in Sevilla brannte beispielsweise ein Mob von GoT-Fans Löcher in die als Sichtschutz aufgehängten Plastikplanen, um einen Blick auf das Set zu erhaschen.

Ein Fan versuchte auf einer ComicCon sogar, mit einer mitgebrachten Schere ein Stück des Bartes von George R.R. Martin als Andenken abzuschneiden. Und Rose Leslie, die die Rolle der Wildlingsfrau Ygritte spielte, berichtet, dass sie immer wieder von Fans genötigt wird, die Worte "Du weißt gar nichts, Jon Schnee" zu sagen.

Die Geschichte, wie sich Rose Leslie und Kit Harrington am Set kennen und lieben lernten, ist natürlich auch im Buch nachzulesen. Und der 1,73 Meter große Harrington erzählt, dass ihn immer wieder Leute darauf ansprechen würden, dass er wie Jon Schnee aussehe. Wenn er sich dann tatsächlich als Jon Schnee zu erkennen gebe, würden diese oft abwinken: "Nein, der ist größer".

Letztlich ist "Feuer kann einen Drachen nicht töten" ein Buch, das Lust macht, sich die Serie noch einmal anzuschauen und dabei auf die Details zu achten, über die die Schauspieler so ausführlich sprechen.

Und das kann vielleicht ganz gut dabei helfen, die Wartezeit zu überbrücken, bis George R.R. Martin irgendwann tatsächlich "Winds of Winter" fertiggeschrieben hat.

Verwendete Quelle:

  • "Feuer kann einen Drachen nicht töten", James Hibberd, Penhaligon Verlag
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